Hans Folz (* um 1435/1440 in Worms; † Januar 1513 in Nürnberg) war ein deutscher Wundarzt, Schriftsteller und Meistersinger.

Leben

Hans Folz, der seine Lateinkenntnisse wahrscheinlich in einer Wormser Stadtschule erworben hatte, ließ sich nach seinen Wanderjahren, die ihn nach Nordspanien und Augsburg führten, 1459 in Nürnberg nieder und wurde am 1. November 1459 dortiger Bürger. Er wurde dort 1486 als Barbier-Meister beurkundet, war zudem auch ein Wundarztmeister und kannte sich durch autodidaktischen Wissenserwerb in der akademischen Medizin, wie beispielsweise aus einigen seiner Reimpaarsprüche hervorgeht, aus. In dieser Rolle erlangte er das Amt des Geschworenen Meisters der Wundarznei und des Barbierhandwerks und vertrat als solcher die Interessen seines Berufsstandes in der Stadt, hatte also in der Schicht der Handwerker eine gehobene Stellung. Sein Vermögen erlaubt ihm 1493 den Kauf erblichen Grundbesitzes innerhalb der Stadtmauern. Agnes, seine Frau in erster Ehe, starb 1499. Seine zweite Frau Elsbet überlebte ihn. Er soll sich später zur evangelischen Konfession bekannt haben.

Er trat als Dichter im Meistersang auf, vermutlich mehr aus eigenem Antrieb. Teile seines Werkes scheinen jedoch in Auftragsarbeit entstanden zu sein. Er gilt als Reformator des Meistersangs, da er die bis dato geltenden Konventionen durchbrach und statt der zulässigen Töne der zwölf „Alten Meister“ weitere 27 neue Töne etablierte. Seine etwa 100 Meisterlieder widmen sich vorwiegend religiösen Fragen. Dem späteren Meistersänger Hans Sachs bereitete sein Schaffen den Weg. Neben seinem Meistergesang verfasste Folz weitere Literatur, etwa derbe Schwänke, aber auch feine, kunstvoll ausgebaute Schauspiele unter Ausnutzung der zeitgenössischen Dramaturgie. Sieben Fastnachtsspiele sind von ihm namentlich bekannt, fünf weitere werden ihm zugeschrieben. Diese Spiele stehen stilistisch in der Tradition Hans Rosenplüts, zeichnen sich aber sprachlich durch eine feinere, gewandtere Sprache aus. Seine rabiat vorgetragene Judenfeindlichkeit vor allem in den Fastnachtspielen „Die alte und die neue Ehe“ und „Der Herzog von Burgund“, die beide in der öffentlichen Demütigung und Misshandlung von Juden gipfeln, machen ihn zu einem Vertreter des literarischen Antijudaismus im Mittelalter.

Seine Werke ließ er zwischen 1479 und 1488 in Form von Broschüren drucken und widmen sich lyrisch, doch in ernsthafter und gewählter Form auch ökonomischen, moralischen, katechetischen oder dogmatischen Fragen oder Berichten über zeitgenössische Ereignisse und Persönlichkeiten. In einer, auch Inhalte von des Werks Tractatus de balneis naturalibus von Felix Hemmerlin enthaltenen bäderheilkundlichen Schrift referierte er über die „Gute Lehre von allen Wildbädern“.

Werke (Auswahl)

  • Feuerwerksbuch
  • Wahrsagebeeren. 1497; in der zweiten Fassung von 1485/86 zu einer antijüdischen Polemik verändert.
  • Dises puchlein saget uns von allen paden, die von natur heiß sein. (Bäderbüchlein), um 1480. Als Faksimile herausgegeben und kommentiert von Rüdiger Krüger. helfant edition, Stuttgart 1995.
  • Hausratbüchlein, um 1490
  • Von dem König Markolfo
  • Von einem Kaiser und einem Abt
  • Gute Lehre von allen Wildbädern
  • Von einer Cellation des Kaisers Maximilian in Nürnberg
  • Vom Brantwein
  • Berechnung des Wuchers der Juden
  • Von der Beichte
  • Von einem griechischen Arzt
  • Von einem Bürger zu Straßburg, der gen Rom zog
  • Von einem faulen Hurensohn, der sich auf Büberei legt
  • Krieg des Dichters wider einen Juden
  • Von drei Studenten, die um eine schöne Wirthin buhlten
  • Poetische Historie von des heiligen römischen Reichs Ursprung
  • Von einem kargen Reichen, der einen Armen eines Festtags einlud
  • Wie Adam und Eva nach Vertreibung aus dem Paradiese gelebt
  • Von der Pestilenz und ihren Zeichen
  • Die böhmische Irrung oder Ketzerei
  • Liber collationem vel Vitas patrum zu teutsch Confect Puch
  • Von eynem Pulen

Literatur

  • Karl Bartsch: Folz, Hans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 151–153.
  • Johannes Janota: Folz, Hans, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 2. De Gruyter, Berlin 1980, Sp. 769–793
  • Hanns Fischer (Hrsg.): Hans Folz: Die Reimpaarsprüche und Prosa. München 1961 (= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, 1).
  • Wolfgang Wegner: Folz, Hans. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 408.
Wikisource: Hans Folz – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise und Bemerkungen

  1. Wolfgang Wegner: Folz, Hans. 2005, S. 408.
  2. William C. Crossgrove: Medical Parody and Medical Practice in Medieval German. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 269–277; hier: S. 273–275.
  3. Rüdiger Krüger: Hans Folz
  4. Christoph Petzsch: Folz, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 288 f. (Digitalisat).
  5. 1 2 3 Johann Georg Theodor Gräße: Lehrbuch einer allgemeinen Literaturgeschichte aller bekannten Völker der Welt, von der ältesten bis in die neueste Zeit. Arnoldische Buchhandlung, Dresden Leipzig 1842. Band 2, Seite 965. Digitalisat
  6. Naomi Lubrich, Caspar Battegay: Jüdische Schweiz: 50 Objekte erzählen Geschichte. Hrsg.: Jüdisches Museum der Schweiz. Christoph Merian, Basel 2018, ISBN 978-3-85616-847-6, S. 4649.
  7. Frank Fürbeth: Bibliographie der deutschen oder im deutschen Raum erschienenen Bäderschriften des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 217–252; hier: S. 221 f.
  8. Antonius Lux (Hrsg.): Große Männer der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1960, S. 140
  9. Erfurt/Gotha, UFB Erfurt - Forschungsbibliothek Gotha Chart. B 1032
  10. Wolfgang Wegner: Folz, Hans. 2005, S. 408.
  11. hier lateinische Schrift; auch als Scan in Fraktur bei der Universität Toronto, Bibliothek, verfügbar
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.