Hans Heine (geb. 15. Januar 1900, gest. nach 1961) war ein deutscher Jurist. Ab 1942 war er Amtsgerichtsrat am Sondergericht beim deutschen Landgericht Prag. Er war dort an mindestens 46 Todesurteilen beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Amtsgerichtsrat in Duisburg.

Lebensweg

Sein Studium der Rechtswissenschaft schloss Heine mit der Promotion zum Dr. iur. ab. Im Protektorat Böhmen und Mähren war Heine ab 1942 als Amtsgerichtsrat am Sondergericht Prag tätig. Er war beisitzender Richter in allen Kammern des Sondergerichts Prag sowie Ersatzmitglied der fliegenden Kommission des so genannten „Schnellen Sondergerichts“. Heine konnte seine Mitwirkung an 46 Todesurteilen nachgewiesen werden. Dazu zählen das Gerichtsverfahren gegen den tschechoslowakischen Staatsangehörigen Richard Bloch aus Warschau, geboren am 5. Juni 1916, der am 15. April 1943 vom Sondergericht Prag zum Tode verurteilt wurde, weil er aus dem Warschauer Ghetto entflohen war und sich auf dem besetzten Gebiet der Tschechoslowakei (ČSR) versteckt gehalten hatte, sowie das Verfahren gegen Josef Lorenc aus Markvarec, geboren am 15. Februar 1887, der am 19. April 1943 wegen Nichtablieferung von Getreide zum Tode verurteilt wurde (GZ: 4K Ls 103/43-1-642/43). Unter Mitwirkung von Heine wurde am 2. November 1944 Jaroslav Macháček aus Königgrätz, geboren am 26. Mai 1913, zum Tode verurteilt, weil er in Anwesenheit von Zeugen das Misslingen des Attentats auf Hitler bedauert hatte (GZ: 5 K Ls 296/44 - II - 1931/44). Oldrich Knezik aus Vlašim, geboren am 20. Februar 1907, wurde am 17. Januar 1944 wegen Einbau eines Kurzwellenempfängers und Abhörens ausländischer Rundfunk-Nachrichten zum Tode verurteilt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Heine Amtsgerichtsrat in Duisburg. Im Mai 1961 wurde Heine auf eigenen Antrag nach § 116 des Richtergesetzes vorzeitig pensioniert.

Literatur und Quellen

  • Verband der antifaschistischen Widerstandskämpfer (Redaktion), „Verbrecher in Richterroben. Dokumente über die verbrecherische Tätigkeit von 230 nazistischen Richtern und Staatsanwälten auf dem okkupierten Gebiet der Tschechoslowakischen Republik, die gegenwärtig in der westdeutschen Justiz dienen“, Orbis-Verlag, Prag 1960
  • Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland, Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.), „Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat • Wirtschaft • Verwaltung • Armee • Justiz • Wissenschaft“, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, dritte, überarbeitete Auflage, Berlin 1968, S. 119
  • Heinz Junge, „Wer sind die wahren Totengräber unserer Freiheit?“, Dienst der Freiheit-Verlag, Dortmund-Barop 1960, S. 16/17, Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Bernward Dörner, „Justiz und Judenmord: Todesurteile gegen Judenhelfer in Polen und der Tschechoslowakei 1942-1944“, Band 4: Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit, Verlag De Gruyter, Berlin 2010, https://doi.org/10.1515/9783110956856.249
  2. 1 2 3 4 5 Verband der antifaschistischen Widerstandskämpfer (Redaktion), „Verbrecher in Richterroben. Dokumente über die verbrecherische Tätigkeit von 230 nazistischen Richtern und Staatsanwälten auf dem okkupierten Gebiet der Tschechoslowakischen Republik, die gegenwärtig in der westdeutschen Justiz dienen“, Orbis-Verlag, Prag 1960, S. 86
  3. 1 2 Verband der antifaschistischen Widerstandskämpfer (Redaktion), „Verbrecher in Richterroben. Dokumente über die verbrecherische Tätigkeit von 230 nazistischen Richtern und Staatsanwälten auf dem okkupierten Gebiet der Tschechoslowakischen Republik, die gegenwärtig in der westdeutschen Justiz dienen“, Orbis-Verlag, Prag 1960, S. 90
  4. Heinz Junge, „Wer sind die wahren Totengräber unserer Freiheit?“, Dienst der Freiheit-Verlag, Dortmund-Barop 1960, S. 16/17, Digitalisat
  5. Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland, Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.), „Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat • Wirtschaft • Verwaltung • Armee • Justiz • Wissenschaft“, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, dritte, überarbeitete Auflage, Berlin 1968, S. 119
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.