Hans Kleinschmidt (* 28. Juni 1882 in Wiesbaden; † 1967:91) war ein deutscher Architekt, Eisenbahn-Baubeamter und nach 1945 Präsident der Bundesbahndirektion Mainz.

Werdegang

Der Protestant Hans Kleinschmidt wuchs als Sohn eines Schneidermeisters in Wiesbaden auf, wo er auch das Realgymnasium besuchte. Am 15. April 1901 immatrikulierte er sich an der Technischen Hochschule Hannover, setzte sein Architekturstudium aber schon ab Herbst 1901 drei Semester lang (Wintersemester 1901/1902 bis Wintersemester 1902/1903) an der (großherzoglich hessischen) Technischen Hochschule Darmstadt fort. Vom 5. Mai 1903 bis zum Sommersemester 1905 studierte er wiederum in Hannover. Dann begann er den Vorbereitungsdienst als Regierungsbauführer (Referendar in der öffentlichen Bauverwaltung). Anfang 1910 legte er vor dem Technischen Oberprüfungsamt in Berlin die zweite Staatsprüfung im Hochbaufach ab, woraufhin er am 29. Januar 1910 zum (königlich preußischen) Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt wurde.

In der Folge fand Kleinschmidt Beschäftigung im Geschäftsbereich der Eisenbahndirektion Frankfurt am Main, wo ihm zum 1. September 1918 unter gleichzeitiger Ernennung zum Regierungs- und Baurat (nach Errichtung der Deutschen Reichsbahn: Reichsbahnrat) auch eine planmäßige Regierungsbaumeisterstelle verliehen wurde.

Als Regierungs- und Baurat folgte 1922 seine Versetzung zur Eisenbahndirektion Mainz. Zusammen mit Hermann Schieker entwarf er 1926 im Auftrag der Siedlungsgesellschaft für Verkehrspersonal (SieGe) die Geschosswohnungsbauten für Betriebsangehörige der Reichsbahn an der Schachtstraße in Darmstadt in expressionistischer Backsteinarchitektur, die heute unter Denkmalschutz stehen.

In Mainz erhielt Kleinschmidt zum 1. September 1927 die Ernennung zum Reichsbahnoberrat und stand als Dezernent der dortigen Hochbauabteilung vor. Mit dem 1. August 1938 wurde er schließlich unter Ernennung zum Reichsbahnbaudirektor nach Berlin berufen, wo er als Abteilungsleiter in der Stellung eines Abteilungspräsidenten Einsatz fand. Er leitete in Berlin die Abteilung V und das (Hochbau-)Dezernat 49 der 1937 gegründeten Reichsbahnbaudirektion Berlin. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er nach Mainz zurückversetzt.:91 In Berlin war Kleinschmidt an der Seite von Theodor Dierksmeier mit „Speer-Projekten“ befasst. Sein Œuvre war für einen Eisenbahnarchitekten ungewöhnlich groß.:101

„Kleinschmidt hatte es verstanden trotz Führungsposition während der NS-Zeit, er war damals Abteilungspräsident in der Reichsbahnbaudirektion Berlin, mit List und Tücke (und wohl auch aus Überzeugung) die Parteizugehörigkeit zu umgehen, so dass er „unbelastet“ sofort nach dem Krieg in Mainz von der amerikanischen Besatzungsmacht als Präsident eingesetzt werden konnte.“

Martin Schack:101

Werk

Bauten und Entwürfe

Schriften

  • Die Entwicklung der Eisenbahn im Raume Worms. In: Anton Felix Napp-Zinn: Kultur und Wirtschaft im rheinischen Raum. Mainz 1949, S. 275–279.

Literatur

  • Verzeichnis der oberen Reichsbahnbeamten, 31. Jahrgang 1936. Verkehrswissenschaftliche Lehrmittelgesellschaft bei der Deutschen Reichsbahn, Leipzig 1936, S. 153.
  • Verzeichnis der oberen Reichsbahnbeamten, 37. Jahrgang 1941. Verkehrswissenschaftliche Lehrmittelgesellschaft bei der Deutschen Reichsbahn, Leipzig 1941, S. 310.
  • Herbert Mundhenke: Die Matrikel der Höheren Gewerbeschule, der Polytechnischen Schule und der Technischen Hochschule in Hannover. Band 3, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, S. 585, Nr. 13.900.
  • Martin Schack: Neue Bahnhöfe. Die Empfangsgebäude der Deutschen Bundesbahn 1948-1973. VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2004, ISBN 3-933254-49-3.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Verzeichnis der oberen Reichsbahnbeamten 1941
  2. 1 2 Herbert Mundhenke: Die Matrikel der Höheren Gewerbeschule, der Polytechnischen Schule und der Technischen Hochschule in Hannover.
  3. 1 2 3 4 Martin Schack: Neue Bahnhöfe. Die Empfangsgebäude der Deutschen Bundesbahn 1948-1973.
  4. Zentralblatt der Bauverwaltung, 30. Jahrgang 1910, Nr. 15 (vom 19. Februar 1910), S. 93.
  5. Zentralblatt der Bauverwaltung, 38. Jahrgang 1918, Nr. 75/76 (vom 14. September 1918) S. 369.
  6. Zentralblatt der Bauverwaltung, 42. Jahrgang 1922, Nr. 27 (vom 1. April 1922) S. 157.
  7. Folkhard Cremer (Red.): Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Regierungsbezirk Darmstadt. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2008, ISBN 978-3-42203117-3, S. 167.
  8. Internetseite www.infodarmstadt.de
  9. Dieter Krienke (Bearb.): Kreis Mainz-Bingen, Band 1. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 18.1.) Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2007, ISBN 3-884-62231-5, S. 164. (online bei Google Bücher, abgerufen am 31. Mai 2013)
  10. Deutsche Bauzeitung, 71. Jahrgang 1937, S. 237.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.