Hans Kolbe (* 11. Mai 1882 in Erfurt; † 8. September 1957 in Hestoft bei Ulsnis) war ein deutscher Marineoffizier und nationalsozialistischer Landrat des Kreises Schleswig und zeitweise gleichzeitig amtierender Landrat des Kreises Eckernförde.
Leben
1900 trat Kolbe in die Kaiserliche Marine ein und begann eine Berufsoffizierslaufbahn. Im Ersten Weltkrieg war er Befehlshaber der 3. Torpedoboots-Halbflottille (der mit den schlagkräftigen wie modernen und großen Booten ausgerüsteten II. Torpedobootsflottille) – einem Eliteverband der Kaiserlichen Marine – und wurde hochdekoriert.
In den Nachkriegsjahren war er Bataillonskommandeur in der Marine-Brigade von Loewenfeld. Von 1926 bis 1929 war er Kommandant des Kreuzers „Berlin“, von 1932 bis 1934 Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte. Mit der Ernennung zum Vizeadmiral wurde er 1934 in den Ruhestand verabschiedet.
1934 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.063.199). Noch im selben Jahr wurde er auf Vorschlag des Gauleiters Hinrich Lohse kommissarischer Landrat des Kreises Schleswig, 1936 wurde er nominell zum Landrat ernannt. Während des Zweiten Weltkrieges erhielt Kolbe zeitweise auch die Verantwortung für den Kreis Eckernförde. Dort vertrat er den in die Ostgebiete versetzten Walter Alnor und später den an der Ostfront tätigen Peter Matthiessen. Ende Oktober 1936 wurde Kolbe Gauamtsleiter des Reichskolonialbundes und 1941 „ehrenhalber“ SS-Standartenführer. In dieser Position stellte er Polizeikräfte für die Exekution polnischer Zwangsarbeiter zur Verfügung, die sich mit einer deutschen Frau eingelassen hatten. Unbeteiligte Zwangsarbeiter zwang er, Zeuge dieses Kriegsverbrechens zu werden.
Nach Kriegsende wurde er von den Briten verhaftet und im Lager Gadeland bei Neumünster interniert. Nach der Entlassung kehrte er im März 1946 zunächst nach Schleswig zurück und zog anschließend in sein Haus in Hestoft bei Ulsnis.
Literatur
- Matthias Schartl, Claudia Koch: Landräte und Kreispräsidenten im Kreis Schleswig-Flensburg: 1867–2008. Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg, 2009, ISBN 3935741065, S. 50–52.
Weblinks
- Kolbe, Hans, Das Bundesarchiv, Edition: „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online.
Einzelnachweise
- ↑ Geburtsort und Sterbeort nach Matthias Schartl: Eine Clique „Alter Kämpfer“. Aufstieg und Fall regionaler NSDAP-Eliten in Stadt und Landkreis Schleswig. In: Birte Claasen, Uwe Danker et al. (Hrsg.): Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig Holstein Bd. 15. Malente 2003, ISBN 3-933862-34-5, S. 161–222, hier S. 218 und 219. (Online; PDF; 2,5 MB)
- ↑ Angaben zur beruflichen Laufbahn beruhen, wenn nicht anders belegt, auf: Hans Kolbe. Stellvertretender Landrat des Kreises Eckernförde von Juli 1941 bis Februar 1943 sowie von Januar 1944 bis Januar 1945, Der Landrat im Nationalsozialismus, Kreis Rendsburg-Eckernförde.
- ↑ Matthias Schartl: Eine Clique „Alter Kämpfer“. Aufstieg und Fall regionaler NSDAP-Eliten in Stadt und Landkreis Schleswig. In: Birte Claasen, Uwe Danker et al. (Hrsg.): Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig Holstein Bd. 15. Malente 2003, S. 161–222, hier S. 218 f. (Online; PDF; 2,5 MB)
- ↑ Thomas Großbölting, Lukas Grade: Wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Landräte hinsichtlich möglicher Verstrickungen während der Zeit des Nationalsozialismus. (Nicht mehr online verfügbar.) Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 2015, S. 163, archiviert vom am 6. Mai 2021; abgerufen am 29. August 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Matthias Schartl: Eine Clique „Alter Kämpfer“. Aufstieg und Fall regionaler NSDAP-Eliten in Stadt und Landkreis Schleswig. In: Birte Claasen, Uwe Danker et al. (Hrsg.): Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig Holstein Bd. 15. Malente 2003, S. 161–222, hier S. 219. (Online; PDF; 2,5 MB)