Johann Baptist Konrad (* 16. November 1876 in Würzburg; † nach 1908) war ein deutscher Volkssänger und Humorist.
Leben
Hans Konrad wurde am 16. November 1876 in Würzburg geboren. Von da ging er nach München und wurde Mitglied bei der Singspielgesellschaft der Gebrüder Albrecht, zu der neben Josef („Seppl“) und Hans Albrecht auch noch die Volkssänger Harlander, Holzapfel und Materna gehörten. Die Gesellschaft trat im Hotel „Drei Löwen“ in der Schillerstraße in München auf. Konrad arbeitete im Ensemble als Gesangskomiker.
Ein Todesdatum ist nicht bekannt.
Repertoire
Wie seine Volkssängerkollegen August Junker und Alois Hönle bewegt sich auch Konrad mit seinem Vortragsgut in der Welt der kleinen Leute aus der Münchener Vorstadt, eins seiner Couplets trägt den Titel „Ham Sie a Ahnung vo der Au!“ und nennt jenen Stadtteil, in welchem Karl Valentin 1882 zur Welt gekommen ist. Lokaltypen wie der „Lucki von der Au“ und der „Nazl vo Feldmoching“ treten auf, ein Vortrag beschreibt die für „Zuag’roaste“ unverständliche „Geheimsprache“ der Vorstädter als ein „Münchner Volapük“. Typenkomik bieten Vorträge wie der über den „Automaxe“, den „Weiberfeind“ oder die beiden reisenden Musiker; eine komische Rede behandelt „Die Bekämpfung der Unsittlichkeit“, die im zur Großstadt heranwachsenden München einzureißen droht. Daneben gibt es viel Musikalisches wie ein „Ständchen“, das Lied von der süßen Maus Lotte, eine „Liebeserklärung“ und gar ein Couplet, das ohne Refrain auskommt. Da bleibt nur die Frage: „Ja was is denn dös?“.
Tondokumente
Konrad hat Aufnahmen bei Grammophon, Dacapo und Favorite hinterlassen; einige wurden auf Ablegermarken wie Jumbola bzw. Monachia zweitverwertet:
- Aufnahmen bei der Gramophone / Zonophone Co
- G.C. 22 885 (mx. 13 438 u) Nazl vo Feldmoching
- G.C. 22 886 (mx. 13 439 u) Münchner Brüder
- G.C. 22 887 (mx. 13 440 u) Von A bis Z
- G.C. 22 888 (mx. 13 442 u) Ohne Refrain
- G.C. 22 889 (mx. 13 443 u) Ständchen
- G.C. 22 890 (mx. 13 444 u) Münchner Volapük
- Zonophone Record Cat.Num: X-21 173 (Matr. Num: 13 410 u) Die Liebeserklärung (Schorschi), Performer: Hans Konrad, Recording Date: -08
- Zonophone Record Cat.Num: X-21 174 (Matr. Num: 13 411 u) Die Bekämpfung der Unsittlichkeit, Performer: Hans Konrad, Recording Date: -08
- Aufnahmen bei der Dacapo-Record Company, Berlin
- Der Lucki von der Au: Hans Konrad, Humorist, München, Dacapo-Record D 1535
- Couplet ohne Refrain: Hans Konrad, Humorist, München, Dacapo-Record D 1536
- Der Weiberfeind: Hans Konrad, Humorist, München, Dacapo-Record 14 017
- Aufnahmen bei Favorite Record, Hannover, 1908
- Der schöne Lucki. Couplet, gesungen von Hans Konrad, Humorist, München. Favorite Record 1-17 315 (Matrix number 4426-o-) aufgen. Mitte 1908.
- Ja, was ist denn dös? Couplet, gesungen von Hans Konrad, Humorist, München. Favorite Record 1-17 346 (Matrix number 4427-o-) aufgen. Mitte 1908
- Der Weiberfeind: Hans Konrad, Humorist, München. German. Comic. Favorite Record 1-17 309 (Matrizennummer 4428-o-) \ auch auf Jumbola No.2792
- Ham sie a Ahnung von der Au: Hans Konrad, Humorist, München. German. Comic. Favorite Record 1-17 300 (Matrizennummer 4430-o-)
- Lotte, du süsse Maus, gesungen von Hans Konrad, Humorist, München. Favorite Record 1-17 301 (Matrizennummer 4431-o-)
- Frauenrede: gesprochen von Hans Konrad, Humorist, München. German. Comic. Favorite Record 1-17 311 (mx. 4432-o-), aufgen. 1908, veröfftl. c. 1909
- Die Bekämpfung der Unsittlichkeit: gesprochen von Hans Konrad, Humorist, München. German. Comic. Favorite Record 1-17 312 (mx. 4433-o-), aufgen. 1908, veröfftl. c. 1909 \ auch auf Jumbola No.2793
- Zwei reisende Musiker. Humoristischer Vortrag. Hans Konrad, München. J.K.-Record 244 (Matrix number 2739)
- Der Weiberfeind. Humoristischer Vortrag. Hans Konrad, München. J.K.-Record 244 (Matrix number 14 017) [im wax: 14017, 0II]
- Ungesichert
- Der Auto-Maxe: Comic [anonym, viell. Hans Konrad od. August Junker, München] m. Klavierbegleitung. Monachia-Record No. 1533 (Matrix number 1533)[G 30/10·8], recorded: 30. Oktober 1908?
- Der Lucki von der Au: Comic [anonym, viell. Hans Konrad od. August Junker, München] m. Klavierbegleitung. Monachia-Record No. 1535 (Matrix number 1535) [G 30/10·8 / VII], recorded: 30. Oktober 1908?
Literatur
- Susanne von Goessel: Volkssänger – Unterhaltung für alle. In: Wolfgang Till (Hrsg.): Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist? München 1982, S. 26–49.
- Annemarie Höfler: Infanterist – Prokurist – Humorist. Der Lebensweg eines Münchener Volks-Sängers. Heute 80. Geburtstag Franz Holzapfels. In: SZ. Nr. 75 vom 28. März 1958.
- Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen, im Selbstverlag, 1991, unpaginiert.
- Rainer E. Lotz: Carl Lindström und die Carl Lindström Aktiengesellschaft. Einführungsvortrag zum 9. Discografentag. (PDF; 1,6 MB) Immenstadt, 2008.
- Claudia Preis: Volkssängerei in München 1870–1930. Zur Produktion von Unterhaltungskultur in der Stadt. (PDF; 869 kB) Dissertation, München 2010, hier: S. 36–37 und Anmerkung 104.
- Fred Ritzel: Synkopen-Tänze. Über Importe populärer Musik aus Amerika in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Vortrag bei dem Experten-Kolloquium „Populäre Künste im kulturellen Umbruch um 1900“ im April 1999. Oldenburg 1999.
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Preis (PDF; 869 kB) S. 91, 99 und 174
- ↑ vgl. Ludwig Harlander im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO) : identisch?
- ↑ war von Beruf Schlosser, vgl. Preis S. 55, Anmerkung 148, auch S. 98, Anmerkung 376: „S.F. Holzapfel, Humorist. Dachauerstr. 46/III Seit.-Bau 1: Neueste Schlager! Aus dem Repertoire Seb. F. Holzapfel“., S. 118: „Sebastian Holzapfel verkaufte ein Couplet namens ‚Meine Elisabeth. Ges.-Cake-Walk‘. Hier wurde also ein Tanz, der selbst schon eigentlich Parodie war, noch einmal parodiert.“ und S. 173
- ↑ vgl. BMLO: identisch?
- ↑ vgl. A. Koll: Volkssänger-Gesellschaften (PDF; 609 kB) „...bedeutende Singspielhallen waren die Sängerwarte in der Pettenkoferstraße, der Baaderwirt in der Dachauerstraße, der Frankfurter Hof und das Hotel Drei Löwen in der Schillerstraße“. Das Hotel existiert noch heute, vgl. Hotel Drei Löwen Betriebs GmbH, Schillerstr. 8, D-80336 München.
- ↑ vgl. Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen, im Selbstverlag, 1991, unpaginiert.
- ↑ Neu aufgekommene technische Errungenschaften wie Veloziped und Automobil wurden von den Volkssängern sogleich thematisiert, vgl. Vorträge von August Junker („Automobil-Huber“, Favorite 1-17 073), Hans Blädel („Der Bauer im Automobil“ Favorite 1-17 075), Richard Merkers Solo-Scene „Radfahrer Purzel“ (Leipzig: Teich, o. J. [ca. 1899]), später noch Karl Napps „Radfahrer“-Monolog (Gloria G.O.10 810) und die Szene „Radlerpech“ von und mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt (Homocord 4-1928)
- ↑ diesen Vortrag hat auch Hans Blädel auf Grammophonplatte gesprochen, vgl. Favorite 1-17 323 (mx. 4107-o-)
- ↑ vgl. hierzu museumsportal.muenchen: „A Haufen Leut’: Gloiffen, Strizzen und überall d’Schmir.“
- ↑ nach Ritzel das amerikanische Cake Walk-Lied „A wise old owl“ (M: Theodore F. Morse, T: Edward Madden, 1903): „Lotte, du süße Maus“, so klingt’s in deutsch, wird ähnlich wie das „Schatzerl mit dem Automobil“ ein Evergreen aus der Kaiserzeit – und ein Stein des Anstoßes für den „Kampf gegen die musikalische Schundliteratur …“; auch andere Volkssänger hatten eingedeutschte Cake Walk-Lieder im Repertoire, s. oben Preis S. 118 zu Sebastian Holzapfel.
- ↑ „J.K.Record“ war eine Eigenmarke des Musikalienhändlers J. Kutschkau in Berlin-Lichtenberg, der sie für sein „Sprechmaschinen-Haus“ von Matrizen verschiedener Provenienz pressen ließ, ; grammophon-platten.de und romfi.com
- ↑ Schwarzes Etik. m. goldener Schrift, Vermerk „Reproduced in Berlin“: Favorite-Ableger? Oder Lindström-Produkt (Beka?), vgl. Lotz, Carl Lindström (PDF; 1,6 MB) S. 25. Eine Monachia-Schallplatte mit rosa Etikett ist abgebildet bei grammophon-platten.de