Hans Maaß (* 17. Juni 1911 in Hamburg; † 15. April 1992 in Heidelberg) war ein deutscher Mathematiker, der sich mit Funktionentheorie beschäftigte.

Leben und Wirken

Maaß wuchs in Hamburg auf, wo er früh seinen Vater im Ersten Weltkrieg verlor und von seiner Mutter aufgezogen wurde, die ihm trotz bescheidenen Einkommens das Studium ermöglichte. Er studierte an der Universität Hamburg anfangs Physik und Astronomie mit dem Ziel, Astronom zu werden. Bei der Lektüre des Himmelsmechanik-Buches Theoria Motu von Carl Friedrich Gauß stieß er auf Kettenbrüche, studierte dazu das Lehrbuch von Oskar Perron und kam so zur Mathematik. Er studierte in Hamburg unter anderem bei Emil Artin, unter dessen Einfluss seine erste Publikation 1937 entstand, und Erich Hecke, bei dem er 1937 mit seiner Arbeit „Konstruktion ganzer Modulformen halbzahliger Dimension mit -Multiplikatoren in einer und zwei Variablen“ promoviert wurde.

Von 1935 bis 1938 war Maaß Mitglied im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) und trat 1937 in die NSDAP ein. 1939 ging er nach kurzer Zeit als Statiker in der Flugzeugindustrie (Focke-Wulf in Bremen) an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er nach seiner Habilitation 1940 („Zur Theorie der automorphen Funktionen von n Veränderlichen“, Mathematische Annalen 1940) Privatdozent war. Während des Krieges hielt er weiter Vorlesungen in Heidelberg, führte aber auch strömungsmechanische und statische Berechnungen für die Luftwaffe durch und geriet gegen Ende des Krieges als Mitglied des Wetterdienstes der Luftwaffe in amerikanische Gefangenschaft, wurde jedoch Ende 1945 entlassen und nahm seine Vorlesungen wieder auf. Ab 1948 war er außerordentlicher Professor und ab 1958 Professor in Heidelberg, nachdem er einen Ruf nach Göttingen auf Einladung Siegels ausgeschlagen hatte. Er war mehrfach zu Gastaufenthalten am Tata Institute of Fundamental Research in Bombay (1954/5, 1962/3). Er war in Heidelberg mehrfach Dekan der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften.

Maaß befasste sich vor allem mit der Theorie der Modulformen, wobei er neben Hecke und Hans Petersson – Heckes damaliger Assistent, der das Thema seiner Dissertation anregte – insbesondere von Carl Ludwig Siegel beeinflusst war (so Maaß in seiner Antrittsrede für die Aufnahme in die Heidelberger Akademie, er traf ihn Anfang der 1950er Jahre), dessen Gesammelte Werke er auch mit K. Chandrasekharan mitherausgab. Bekannt wurde er für seine Einführung nicht-analytischer automorpher Formen in den 1940er Jahren (Maaßsche Wellenformen). Statt der Laplacegleichung zu genügen (wie analytische Funktionen) sind sie Eigenfunktionen des invarianten Laplace-Operators, Maaß nannte sie deshalb auch Wellenformen. International sind diese Formen unter seinem Namen bekannt. Die Motivation für die Einführung kam teilweise aus dem Interesse von Maaß für Verbindungen der Theorie der Modulformen zur Zahlentheorie. Maaß befasste sich auch mit automorphen Funktionen in mehreren Variablen, Siegelschen Modulfunktionen und zugehörigen Zeta-Funktionen.

Sein mathematischer Nachlass wird vom Zentralarchiv deutscher Mathematiker-Nachlässe an der Universitätsbibliothek Göttingen sowie im Universitätsarchiv der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg aufbewahrt.

Seit 1974 war er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Außerdem war er seit 1983 auswärtiges Mitglied der Indian National Academy of Sciences.

Zu seinen Doktoranden zählen Eberhard Freitag und Walter Roelcke.

Maaß war zweimal verheiratet und hatte fünf Kinder, unter anderem Matthias Joachim Maaß und Michael Maaß.

Schriften

  • Siegel Modular Forms and Dirichlet Series, Springer, Lecture Notes in Mathematics, 1971 (Kurs an der Universität Maryland)
  • Lectures on modular forms of one complex variable, Tata Institute of Fundamental Research 1964, Springer 1983
  • Lectures on Siegels modular functions, Tata Institute of Fundamental Research 1954/5
  • Abhandlungen von Maaß
Der Artikel Hans Maaß enth. u. a.
    • Link auf den Nachruf von Freitag/Busam
    • Nachruf von Peter Roquette
    • Akademie-Antrittsrede von Maaß

Verweise

  1. „Über eine neue Art von nichtanalytischen automorphen Funktionen und die Bestimmung Dirichletscher Reihen durch Funktionalgleichungen“, Mathematische Annalen, Bd. 121, 1949, S. 141–183. Ausgearbeitet in „Die Differentialgleichungen in der Theorie der elliptischen Modulformen“, Mathematische Annalen, Bd. 125, 1953, S. 235–263.
  2. vgl. en:Maass wave forms.
  3. Vgl. Gabriele Dörflinger: Mathematik in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 2014, S. 53–54
  4. Helen S. Maaß, Ein ungehaltenes Nachwort, in: Matthias Maaß, Autobiographie (1958–1986), Anhang, bislang unveröfffentlicht.
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