Hans Schmitz-Wiedenbrück, eigentlich Hans Schmitz (* 3. Januar 1907 in Lippstadt; † 7. Dezember 1944 in Angermund), war ein deutscher Kirchen-, Bauern- und nationalsozialistischer Propagandamaler, der dem Umfeld der Wiedenbrücker Schule zugeordnet wird.

Leben

Hans Schmitz kam in Lippstadt als Sohn eines Hotelbesitzers zur Welt. Er wurde ab 1923 im Atelier von Heinrich Repke in Wiedenbrück zusammen mit dessen Sohn Willi Repke ausgebildet und arbeitete – neben kurzen Studienaufenthalten in Kassel, München, Florenz, Brüssel und Dänemark – insgesamt 17 Jahre dort.

Mit seinem Ölgemälde Familienbild (siehe nebenstehende Abbildung) gewann er 1938 den 2. Preis des Kunstwettbewerbs Die neue deutsche Familie (der 1. Preis wurde nicht vergeben) und wurde 1939 mit dem Großen Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste ausgezeichnet. In den Folgejahren erhielt er den Kunstpreis Jung-Westfalen (1939), den Gaukulturpreis Westfalen-Süd (1941), den Heimatkulturpreis des Kreises Lippstadt (1943) sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen und Ehrungen.

1940 – im Alter von 33 Jahren – übertrug man Hans Schmitz auf Vorschlag von Propagandaminister Joseph Goebbels eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Im gleichen Jahr war er auf der 22. Biennale von Venedig mit 13 Werken vertreten. Bekannt wurde der Künstler vor allem durch sein 1941 entstandenes Triptychon Arbeiter, Bauern und Soldaten (für 30.000 Reichsmark von Reichskanzler Adolf Hitler gekauft) sowie das Ölgemälde Kämpfendes Volk (für 56.000 RM von Joseph Goebbels gekauft), das 1942 ebenfalls auf der Grossen Deutschen Kunstausstellung (GDK) im Münchner Haus der Deutschen Kunst ausgestellt wurde. Hitler kaufte von Schmitz-Wiedenbrück überdies dessen Ölgemälde Bauern im Gewitter (GDK 1939, 4.500 RM) und Das Johannisfeuer (GDK 1940, 14.000 RM), während Reichsminister Martin Bormann 25.000 RM für eine vom Künstler gemalte Tischgesellschaft sowie 20.000 RM für die Frau mit Stier (beide GDK 1944) zahlte. Viele von Schmitz’ Werken dieser Zeit müssen der nationalsozialistischen Propagandakunst zugerechnet werden.

1943 wurde Hans Schmitz zur Wehrmacht einberufen und tat Dienst als Kriegsmaler an der französischen Kanalküste. Er starb am 7. Dezember des Folgejahres an einem Herzschlag.

In den 1950er Jahren wurde Hans Schmitz durch die Stadt Wiedenbrück mit einer Ausstellung geehrt. Im Rahmen der Vorbereitungen gelangten drei Pastellskizzen – angeblich Studien zu einem Ölgemälde mit dem Titel Leinwandmarkt in Greffen – und die Kohlezeichnung Bauernfuhrwerk im Regen aus dem Besitz seiner Schwestern Elisabeth und Aenne als Leihgaben erstmals in die Öffentlichkeit. Die vier Arbeiten wurden der Stadt in den späten 1970er Jahren durch die Schwestern geschenkt, nachdem sie bei einer Bestandsaufnahme im Magazin wiederentdeckt und zur Restaurierung vorgesehen worden waren.

Kontroverse

In Rheda-Wiedenbrück begann gegen Ende des Jahres 2016 eine öffentliche Diskussion um die Rolle von Hans Schmitz im Nationalsozialismus. Bis heute hängen im historischen Rathaus in Wiedenbrück, dem heutigen Standesamt, drei Marktszenen des Malers aus den Jahren 1937 und 1939. Überdies ist eine Straße nach ihm benannt. Seit Oktober 2018 informiert eine Präsentationsstele im historischen Rathaus über den Künstler und sein Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Dezember 2019 wurde den Straßenschildern der Hans-Schmitz-Straße in Rheda-Wiedenbrück eine Informationstafel mit folgendem Wortlaut angefügt: „Hans Schmitz (1907–1944). Künstlername ‚Schmitz-Wiedenbrück‘. Kirchen- und Landschaftsmaler. Schmitz ist umstritten, da er auch Bilder im Sinne der NS-Propaganda schuf.“ Eine Umbenennung der Straße wurde hingegen vom zuständigen Bau-, Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss sowie vom Stadtrat der Stadt Rheda-Wiedenbrück abgelehnt.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Kunst im 3. Reich. Dokumente der Unterwerfung. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main 1975.
  • Helena Ketter: Zum Bild der Frau in der Malerei des Nationalsozialismus. Eine Analyse von Kunstzeitschriften aus der Zeit des Nationalsozialismus. Berlin / Hamburg / Münster 2002, ISBN 3-8258-6107-4
  • Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
Commons: Hans Schmitz-Wiedenbrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Schmitz zum Gedenken. Die Glocke, 3. Dezember 1949.
  2. Der letzte Gang eines genialen Künstlers. Die Glocke, 15. Dezember 1944.
  3. Ehrung für Prof. Hans Schmitz-Wiedenbrück. Die Glocke, 15. Oktober 1943.
  4. Der letzte Gang eines genialen Künstlers. Die Glocke, 15. Dezember 1944.
  5. Prof. Hans Schmitz-Wiedenbrück gestorben. Die Glocke, 11. Dezember 1944.
  6. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007.
  7. Fünfzig Jahre Sammlung van der Grinten, 1946-1996: Museum Schloss Moyland, 20.3-5.9.1999. Ausstellungskatalog. Bedburg-Hau 1999. S. 534.
  8. Kämpfendes Volk (um 1940). LeMO (DHM und HdG)
  9. Erhart Hohenstein: Gemäldefund im Depot. Potsdamer Neueste Nachrichten, 9. Dezember 2006.
  10. NS-Kunst gehört nicht in ein öffentliches Haus. Die Glocke, Rheda-Wiedenbrücker Zeitung, 19. November 2016.
  11. Trefferliste Hans Schmitz-Wiedenbrück. GDK-Research: Große Deutsche Kunstausstellung.
  12. Andrew Beaujon: How a Trove of Nazi Art Wound Up Under Lock and Key on an Army Base in Virginia. Washingtonian, 12. November 2017.
  13. Ulrike Knöfel: Die Angst vor Hitlers Lieblingsbildern. In: Der Spiegel. Nr. 33, 2019 (online).
  14. David Welch: The Culture of War. Ideas, Arts and Propaganda. In: Richard Overy (Hrsg.): The Oxford Illustrated History of World War II. Oxford: Oxford University Press 2015. S. 387.
  15. Vgl. zum Propagandabegriff Wolfgang Ruppert: Vier Reiche, vier Führer? In: Der Freitag, 16. Februar 2007. Zitat: „Sie [ein großer Teil der deutschen Künstler] hatten keine staatliche Lenkung nötig, um die Kampfbereitschaft der deutschen Soldaten im Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die slawischen Völker zu idealisieren, wie die Künstler der Propagandastaffeln oder Hans Schmitz-Wiedenbrück. […] Schmitz-Wiedenbrück brauchte für dieses Bildkonzept keinen 'Auftrag' oder irgend eine Steuerung. Für Künstler wie ihn bedeutete es Erfolg, an der GDK teilnehmen zu können und von Hitler, Goebbels oder Göring sowie für die Sammlungen der Ministerien angekauft zu werden. In der Prestigehierarchie brachte dies die begehrte Anerkennung als Repräsentant der ‚deutschen Kunst‘.“
  16. Prof. Hans Schmitz-Wiedenbrück gestorben. Die Glocke, 11. Dezember 1944.
  17. Hans Schmitz zum Gedenken. Die Glocke, 3. Dezember 1949.
  18. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007.
  19. NS-Kunst gehört nicht in ein öffentliches Haus. Die Glocke, Rheda-Wiedenbrücker Zeitung, 19. November 2016.
  20. Es gilt, einen Image-Schaden von der Stadt abzuwenden. Die Glocke, Rheda-Wiedenbrücker Zeitung, 19. November 2016.
  21. Kritik an Nazi-Kunst im Rathaus. Die Glocke, 18. November 2016.
  22. Nazi-Kunst: Expertise steht weiterhin aus. Die Glocke, 25. Februar 2017.
  23. Schweres Kunsterbe aus dem NS-Giftschrank. Die Glocke, 22. November 2017.
  24. Vortrag und Diskussion zur Kunst im Nationalsozialismus. (Memento des Originals vom 5. Juni 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemeldung der Stadt Rheda-Wiedenbrück, November 2017.
  25. Infostele informiert über Hans Schmitz-Wiedenbrück. (Memento des Originals vom 5. Juni 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemeldung der Rheda-Wiedenbrück, Oktober 2018.
  26. Hans-Schmitz-Straße erhitzt die Gemüter. Die Glocke, 5. Dezember 2019.
  27. Straße behält ihren Namen. Die Glocke, 7. Dezember 2019.
  28. Marion Pokorra-Brockschmidt: "Nazi-Künstler"? Rheda-Wiedenbrück diskutiert über einen Straßennamen. Neue Westfälische, 19. Dezember 2019.
  29. Maler Hans Schmitz behält „seine“ Straße. Die Glocke, 20. Dezember 2019.
  30. Verlag Thormann & Goetsch, Berlin SW 61, Blücherstraße 22.
  31. HDK 390.
  32. Photo-Hoffmann, München, Friedrichstr. 34.
  33. HDK 663.
  34. Photo-Hoffmann, München.
  35. Grabmäler der Wiedenbrücker Schule. Flyer des Heimatvereins Wiedenbrück-Reckenberg e.V., des Museums Wiedenbrücker Schule, der Arbeitsgemeinschaft der Friedhofsgärtner Rheda-Wiedenbrück und der Stadt Rheda-Wiedenbrück 2023
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.