Hans Staininger oder Steininger (beide Schreibweisen sind überliefert, * um 1508 in Pfarrkirchen; † 28. September 1567 in Braunau am Inn) war Stadthauptmann von Braunau und wegen seines außergewöhnlich langen Bartes berühmt.
Hans Steininger wurde sechsmal zum Stadthauptmann von Braunau am Inn gewählt. Sein Barthaar war dreieinhalb Ellen (rund zwei Meter) lang, obwohl es heißt, er habe es sechsmal abschneiden lassen. Er soll an den Folgen eines Sturzes gestorben sein, nachdem er auf seinen Bart getreten war (den er sonst aufgerollt in der Tasche trug). Nach seinem Tod wurde ihm der Bart abgenommen und als Familienreliquie aufbewahrt. 1911 wurde der Bart an die Stadt Braunau vererbt und ist heute im Bezirksmuseum (Herzogsburg) zu sehen. Die Echtheit des ausgestellten Barthaars ist chemisch und mikroskopisch nachgewiesen.
Quellen
Der erste Band der Sagensammlung von Benedikt Pillwein enthält die Geschichte „Hanns Steininger mit seinem langen Barte in Braunau“. Auch Joseph Kyselak erzählt in seinem Reisebericht Steiningers Geschichte:
- „Eine Seltenheit, auf welche sich die Braunauer nicht wenig zugute rechnen, macht der Bart eines ihrer einstigen Magistratsräthe, des Hanns Steininger, welcher, wie die Abbildung und Jahreszahl am Salzburgerthor zu Braunau weiset, im Jahre 1567 der Stadt vielleicht weniger mit seiner Einsicht, wie mit dem bis an die Zehenspitzen dicht herabreichenden Barte zum Ruhme half. Schöner und bleibender erhält sich dieses Bartwunder an der Pfarrkirche, auf einer grossen Marmorplatte halb erhaben in Lebensgrösse ausgehauen. Dieser Hanns Steininger mußte das Opfer seiner angestaunten Merkwürdigkeit werden; denn, als er einst einem durchreisenden Fürsten seine Ergebenheit zu bezeigen, den gewöhnlich abgemessenen Schritt übereilte, trat er sich selbst auf den Bart, und durch den Fall im Leibe etwas abschlagend, starb er baldigst an den Folgen der Verletzung — als Märterer seiner eingebildeten Schönheit!“
Abbildungen
Das Epitaph in der Stadtkirche mit dem Bild von Hans Staininger und seinem Bart regte eine Reihe von Künstlern zu eigenen Werken an. Nachgewiesen sind eine Lithographie, die Antoine-François Lomet 1807 anfertigte, als er französischer Verbindungsoffizier in Bayern war. In der Sammlung des Pariser Louvre ist ein kleinformatiges Gemälde eines unbekannten deutschen Malers erhalten, das Staininger vor einer Gebirgslandschaft zeigt. 1814 erschien in London eine Radierung Stainingers unter dem Titel A true portraiture of John Staininger of Braunau von R.S. Kirby. Im Kemptener Stadtarchiv wird ein lebensgroßes Ölgemälde Stainingers verwahrt, weitere Abbildungen sind in der Münchner Residenz und in der Altenburg bei Bamberg nachgewiesen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Beschreibung mit Abbildung Stainingers auf der Website der Österreichischen Nationalbibliothek (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Skizzen einer Fußreise durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Berchtesgaden, Tirol und Baiern nach Wien – nebst einer romantisch pittoresken Darstellung mehrerer Ritterburgen und ihrer Volkssagen, Gebirgsgegenden und Eisglätscher auf dieser Wanderung, unternommen im Jahre 1825 von Joseph Kyselak, Bd. 2, S. 201f., 1829
- ↑ rm-ngp.fr: Portrait de Hans Staininger Conseiller de Braunau en Tyrol
- ↑ Wellcome Library, London: Johann Staininger, a man with a very long beard. Line engraving, 1814.
- ↑ Walter Geiring: Der Bart wird zur tödlichen Stolperfalle. In: Passauer Neue Presse, 27. September 2017, S. 27