Hans Wolfgang Maier (* 26. Juli 1882 in Frankfurt am Main; † 25. März 1945 in Zürich) war ein deutsch-schweizerischer Psychiater.

Leben

Maier ist der Sohn jüdischer Eltern, des Bankiers Gustav Maier und der Regina Maier geb. Friedlaender. Der Beitritt der Eltern im Jahr 1893 zur reformierten Kirche betraf auch ihn. Maier absolvierte die Matura in Zürich und studierte Medizin an den Universitäten Zürich, Wien und Strassburg. Er wurde 1905 in Zürich promoviert und arbeitete seither als Assistent und Sekundärarzt an der psychiatrischen Klinik Burghölzli. 1912 wurde er für Psychiatrie habilitiert und 1916 mit einer Titularprofessur ausgestattet. Er gründete und leitete die Psychiatrische Poliklinik sowie die psychiatrische Kinderabteilung Stephansburg. 1927 wurde Maier als Nachfolger von Eugen Bleuler Direktor des Burghölzli sowie ordentlicher Professor für Psychiatrie an der Universität Zürich. Im Oktober 1941 trat Maier von seinen Ämtern aus gesundheitlichen Gründen zurück (herzkrank), nachdem ihm zudem im Rahmen einer schweizweiten Hetzkampagne des Zürcher Rechtanwaltes Karl Scherrer vorgeworfen wurde, mit einer Patientin eine Beziehung eingegangen zu sein und mit ihr ein uneheliches Kind gezeugt zu haben. Es handelte sich aber nicht um eine Patientin (es gibt weder Patientenakte noch Strafanzeige), sondern um eine junge Frau, die im Burghölzli als Praktikantin arbeitete und sich in ihn verliebt hätte; es gibt auch keinen Beweis dafür, dass das Kind von ihm stammte. Neue Forschungen zeigen in der Hetzkampagne gegen Maier einen antisemitischen Hintergrund auf. Maier reformierte auch die Sanitätstruppen im Schweizer Militär.

Wie bereits seine beiden Vorgänger vertrat Maier eugenisches Gedankengut. Er standardisierte zusammen mit Alfred Glaus und Hans Binder die bereits von seinen Vorgängern etablierte «Zürcher Praxis von Eheverbot, Abtreibungsregelung, Sterilisation und Kastration», welche weit über das Burghölzli hinauswirkte, aber pochte dabei immer auf die Freiwilligkeit aller Massnahmen.

Maier wurde 1900 in Zürich eingebürgert.

Literatur

  • Christian Arnold: Der Psychiater Hans Wolfgang Maier (1882–1945) (= Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen. Neue Reihe, Nr. 239). Juris, Dietikon 1992 (mit Bibliographie).
  • Vera Koelbing-Waldis: Maier, Hans Wolfgang. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. April 2020.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Christof Rieber: Die Villa Breitenstein in Ermatingen. Die Konversion des jüdischen Bankiers Gustav Maier zur reformierten Kirche. In: Schriftenreihe zur Geschichte des Bodensees und Umgebung. 140. Heft (2022), S. 180–195.
  2. 1 2 3 4 Uwe Zeller: Psychotherapie in der Weimarer Zeit: Die Gründung der «Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie» (AÄGP). MVK, Tübingen 2001, ISBN 3-932694-98-8, S. 387.
  3. Vera Koelbing-Waldis: Maier, Hans Wolfgang. In: Historisches Lexikon der Schweiz., 27. Februar 2008, abgerufen am 5. Februar 2016.
  4. Mario Gmür: Die Affären Binswanger und Maier – antisemitische Hintergründe? In: Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy. Bd. 174 (2023) (online).
  5. Thomas Huonker: Diagnostik und «Eugenik»: Zu den Diagnosen «Schizophrenie» und «moralische Idiotie» und deren Prägung durch Eugen Bleuler und Hans Wolfgang Maier. Referat zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus im Psychiatriezentrum Reichenau, 27. Januar 2004, abgerufen am 13. Juli 2023.
  6. Vera Koelbing-Waldis: Maier, Hans Wolfgang. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. April 2020, abgerufen am 10. August 2022.
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