Ein Harmost (griechisch ἁρμοστής harmostḗs) war ein spartanischer Befehlshaber zur Kontrolle und Besetzung bestimmter Gebiete. Harmosten wurden während und nach dem Peloponnesischen Krieg eingesetzt und erlangten infolge dieses Krieges ihre größte Bedeutung. Zur Wahrung der spartanischen Interessen eingesetzt, überwachten sie mit einer Garnison von Neodamoden, Verbündeten und Söldnern eroberte oder abgefallene Poleis. Durch die Möglichkeit, eigenmächtige Politik zu betreiben, war es möglich, dass Harmosten die Bevölkerung unterjochten und sich selbst bereicherten.
Quellenlage
Thukydides erwähnt erstmals 412 v. Chr. das Amt des spartanischen Harmostes. Die meisten Erwähnungen stammen aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges. Bei Xenophon finden sich einige Informationen über die Organisation und Struktur des Harmostenamtes.
Das Amt des Harmosten
Die Harmosten unterlagen in Sparta der Volkswahl, konnten aber auch von Königen, Beamten, Feldherren oder Nauarchen ernannt und eingesetzt werden. Vornehmlich wohlhabendere Bürger kamen für das Amt in Frage. Auch Periöken konnten einzelne militärische Führungsaufgaben übernehmen. Die Harmosten bildeten eine neue Befehlsgewalt neben den politischen Organen Spartas. Das Amt war zwar auf ein Jahr begrenzt, aber eine Wiederholung war möglich. Eine feste Anzahl von 20 Harmosten wird in den Scholien zu Pindar erwähnt, daher wird vermutet, dass das Amt wahrscheinlich im 7. Jahrhundert eingeführt worden ist. Mit den Friedensverhandlungen in Sparta und der darauf folgenden Niederlage bei Leuktra wurde der Einsatz und damit auch die Ernennung von Harmosten politisch wie real beendet.
Die Aufgaben
Erstmals wurden Harmosten 423 v. Chr. als Garnisonskommandanten in einigen Städten außerhalb des spartanischen Polisgebietes eingesetzt, vor allem in Thrakien, Ionien und Boiotien und den ägäischen Inseln. Als militärische Führer treten sie verstärkt in den Jahren der spartanischen Machtausdehnung auf, sodass die Harmostie eine Sondererscheinung darstellte, als die Expansion Spartas am größten war. Bis zum Ende des Peloponnesischen Krieges behielten die Harmosten ihre militärische Funktion und wurden später, auf Grund außenpolitischer Bestrebungen Spartas, vermehrt als Aufsichtsbeamte eingesetzt, um verbündete oder eroberte Poleis zu kontrollieren. Untereinander handelten sie unabhängig und waren den Institutionen in Sparta rechenschaftspflichtig. Harmosten wurden ferner im Jahre 405/404 v. Chr. in den Städten Ioniens und Kleinasiens stationiert, um in die innere Ordnung der Poleis einzugreifen und als Stütze oligarchischer Regierungen zu fungieren. Den Harmosten unterstand ein genau bestimmtes Gebiet, das meist eine Stadt oder ein Polisterritorium, aber auch größere Städtegruppen erfassen konnte. Das System der Harmosten wurde mitunter ergänzt durch die politische Bevorzugung von Oligarchien in den jeweiligen Stadtstaaten. Hierbei spielten die sog. Dekarchien, „Zehnerkommissionen“ zur Herstellung oligarchischer Verfassungen, eine Rolle, doch wurde das Dekarchiensystem in den 390er-Jahren weitgehend aufgehoben. Garnisonen und Harmosten waren im spartanisch-persischen Krieg (400–394 v. Chr.) und im Korinthischen Krieg (395–387 v. Chr.) von Wichtigkeit.
Als Harmosten wurden auch von den Thebanern eingesetzte Statthalter bezeichnet.
Literatur
- Victor Ehrenberg: Sparta (Geschichte). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III A,2, Stuttgart 1929, Sp. 1373–1452.
- Johann Oehler: Ἁρμοσταί. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,2, Stuttgart 1912, Sp. 2389 f.
- Charlotte Schubert: Athen und Sparta in klassischer Zeit. Ein Studienbuch. Metzler, Stuttgart u. a. 2003, ISBN 3-476-01940-3.
- Raimund Schulz: Athen und Sparta (= Geschichte kompakt. Antike.). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15493-2, S. 129 f.