Mirzā Hassan Mostofi ol-Mamālek (persisch مستوفیالممالک; * 1871; † 28. August 1932) war in seiner Zeit einer der populärsten Politiker des Iran und mehrfach iranischer Premierminister.

Leben

Hassan Mostofi war der Sohn von Mirza Yousef Mostofi ol-Mamālek. Bereits der Vater von Hassan Mostofi diente als Finanzminister und Premierminister unter Naser al-Din Schah. Seine Ausbildung begann mit fünf Jahren in allen gängigen Fächern. 1881 verlieh Naser al-Din Schah nach dem Tod des Vaters dem zehnjährigen Hassan den Titel Mostofi ol-Mamālek (Fiskus des Reiches). Mit 19 Jahren sandte man ihn zum Studium nach Europa. Ziel dieser Reise war es, europäische Regierungssysteme zu untersuchen. Diese Reisen unternahm er von 1900 bis 1907 wo er in Paris verweilte.1907 kehrte er im Zuge der Iranischen Verfassungsrevolution und dem Tod von Mozzafar ad-Din Schah in den Iran zurück. Zurück im Iran gründete er die Jameeyate Ensaniat, die Gesellschaft der Menschlichkeit.

Politik

Rückkehr und erste Amtszeit

Nach seiner Rückkehr wurde Mostofi zunächst zum Kriegsminister ernannt. Nach der Eroberung Teherans wurde er zum Finanzminister ernannt und nach dem Rücktritt des Kabinetts von Sepadar wurde er zum Premierminister ernannt. Des Weiteren prägte die Frage der Sicherheit die erste Amtszeit von Mostofi als Premierminister. Er versuchte das Problem der durchaus politisierten Gewalt in den Griff zu bekommen, indem er neue Führungspersonen innerhalb der Polizei einsetzte und alle Privatpersonen ihre Schusswaffen abzugeben hätten.

Des Weiteren verhinderte Mostofi eine Platzierung indischer Truppen im Dienste Großbritanniens, welche wegen Sicherheitsbeschwerden dort stationiert werden sollte, indem er eine Gendarmerie ins Leben rief und somit eine Einflussnahme Großbritanniens in die Politik des Irans verhinderte.

1910 verlor Mostofi die Wahl zum Regenten.

Zweite Amtszeit

Die zweite Amtszeit Mostofi's begann zeitgleich mit dem Ersten Weltkrieg. Die Position des Iran unter Mostofi war eine der Neutralität bei gleichzeitiger Zuneigung zu den Mittelmächten. Die politischen Reformen zur Erneuerung und Modernisierung die er machte wurden abgelehnt. Diese befassten sich u. a. mit einer Rentenreform, die Gründung mehrerer Schulen und Ausbildungszentren sowie die Erneuerung und Vervollständigung mehrerer Gesetze.

In dieser Regierungszeit wurden jedoch auch Gesetze und Verordnungen erlassen, u. a. ein Wehrpflichtgesetz oder Gesetze zur Regelung des Finanzministeriums. Außenpolitisch versuchte er die russischen Streitkräfte aus Aserbaidschan zu erwirken, was diese jedoch ablehnte, da man auf russischer Seite eine Offensive des Osmanischen Reiches in die Gegend fürchtete.

Mostofi trat schließlich von seinem Posten zurück, da man seine Politik als gescheitert betrachtete.

Dritte Amtszeit

Die dritte Amtszeit Mostofi's begann nur Monate nach der zweiten und beinhaltete vor allem das außenpolitische Ringen über eine Zusammenarbeit mit den Alliierten der Entente oder den Mittelmächten. Mostofi begann dementsprechend mit Verhandlungen über Truppenabziüge und Kredite mit den Briten, gleichzeitig aber auch mit Verhandlungen über einen möglichen Kriegseintritt auf Seiten des Deutschen Kaiserreiches und des Osmanischen Reiches. Als die Verhandlungen mit den Deutschen scheiterten und zudem noch von den Briten entdeckt wurden, marschierten Anfang November 1915 russische Truppen auf die Hauptstadt. Da es Mostofi nicht gelang, die Abgeordneten, welche geflohen waren um eine Regierung unabhängig von der Entente zu bilden, zurück nach Teheran zu bewegen, beendete er seine dritte Amtszeit als Premierminister.

Vierte Amtszeit

Die vierte Amtszeit war geprägt durch Katastrophen wie Dürre und Hungersnöte, welche hohe Verluste innerhalb der Bevölkerung verursachten.

Fünfte Amtszeit

Die fünfte Amtszeit war geprägt von inneren Machtkämpfen von Oppositionspolitikern gegen Mostofi und sein Kabinett. Nach hitzigen Debatten und Korruptionsvorwürfen Mostofi's gegen die Opposition verließen er und seine Minister die Regierung und traten somit zurück. Gleichzeitig kündigte er das 1919 getroffene Abkommen zwischen Großbritannien und dem Iran auf, welches Großbritannien Zugang zu allen Ölfeldern des Irans gab, im Austausch für militärische und zivile Dienstleistungen.

Sechste Amtszeit

Die sechste Amtszeit drehte sich vor allem um die Stabilisierung, Legitimierung und Eindämmung des neuen Regenten. Aber auch während dieser Amtszeit wurden weitere Maßnahmen erlassen, u. a. die Aufhebung der Kapitulation am 9. Mai. 1927.

Mostofi legte anschließend Ende Mai 1927 sein Amt nieder.

Wirken

Mostofi wurde insgesamt 6 mal zum Premierminister und 15 mal zum Minister ernannt worden, was einerseits die politische Instabilität betont, andererseits aber auch Mostofis Beliebtheit als politische Figur herausrückt.

Dieser Beliebtheit lag Zugrunde, dass er wohl sehr nationalistisch gedacht, und gegen den Einfluss außenpolitischer Mächte innerhalb des Irans angekämpft hat. Dies hat ihn als einen standhaften Kämpfer dastehen lassen, welcher sich gleichzeitig zusammenreißen und benehmen kann wenn es die Situation oder Zusammenarbeit mit Opposition oder anderen Staaten erfordert.

Mostofi engagierte sich auch in anderen Bereichen als in der Politik. So war er beispielsweise eines der Gründungsmitglieder der "Society for National Heritage", der Gesellschaft für Nationales Erbe.

Diese Gesellschaft widmete sich der Erhaltung des "Erbe des Irans" zu bewahren. Zu diesem Zwecke baute sie mehrere Museen, eine Bibliothek und Mausoleen, um das kulturelle Erbe des Irans zu erhalten.

Tod und Vermächtnis

Mostofi starb am 27. August. 1932 an einem Herzinfarkt. Er wurde im Haus seiner Familie im Dorf Vanak beigesetzt. Das Mausoleum steht heute auf dem Grundstück der Alzahra-Universität.

Nach Mostofi wurde der Hassad-Abad-Platz benannt.

Literatur

  • Abrahamian, Ervand (2008). A History of Modern Iran. Cambridge: Cambridge University Press.
  • Atabaki, Touraj (2006). Iran and the First World War: Battleground of the Great Powers. London: I. B. Tauris.

Einzelnachweise

  1. Ervand Abrahamian, "A History of Modern Iran" (Cambridge University Press, 2008: ISBN 978-0-521-82139-1.), S. 49.
  2. Einollahzadeh, Soheila. "Statesman: Mirza Hassan Khan Mostofialmamalek". Abgerufen am 17. November 2011.
  3. Einollahzadeh, Soheila. "Statesman: Mirza Hassan Khan Mostofialmamalek". Abgerufen am 17. November 2011.
  4. Ervand Abrahamian. Iran between two revolutions, Princeton University Press, 1982, ISBN 0-691-10134-5, S. 99.
  5. Ervand Abrahamian. Iran between two revolutions, Princeton University Press, 1982, ISBN 0-691-10134-5, S. 107.
  6. Bakhtiar, Salar (24 November 2004). "THE LIFE OF MIRZA HASSAN KHAN, MOSTOFI AL MAMALEK" (PDF). Abgerufen am 20. August 2011.
  7. Ervand Abrahamian. Iran between two revolutions, Princeton University Press, 1982, ISBN 0-691-10134-5, S. 106.
  8. History of Iran: Constitutional Revolution". Abgerufen am 17. November 2012.
  9. Touraj Atabaki, "Azerbaijan: Ethnicity and the Struggle for Power in Iran" (I.B.Tauris, 2000: 1860645542, 9781860645549), S. 54.
  10. Bakhtiar, Salar (24 November 2004). "THE LIFE OF MIRZA HASSAN KHAN, MOSTOFI AL MAMALEK" (PDF). Abgerufen am 20. August 2011.
  11. Touraj Atabaki, "Azerbaijan: Ethnicity and the Struggle for Power in Iran" (I.B.Tauris, 2000: 9781860645549), S. 40.
  12. Touraj Atabaki ed., Iran and the First World War: Battleground of the Great Powers (I.B.Tauris, 2006: ISBN 978-1-86064-964-6), S. 10.
  13. Touraj Atabaki ed., Iran and the First World War: Battleground of the Great Powers (I.B.Tauris, 2006: ISBN 978-1-86064-964-6), S. 11.
  14. Alexander Mikaberidze, "Conflict and Conquest in the Islamic World: A Historical Encyclopedia" (ABC-CLIO, 2011: ISBN 978-1-59884-336-1), S. 411.
  15. Touraj Atabaki ed., Iran and the First World War: Battleground of the Great Powers (I.B.Tauris, 2006: ISBN 978-1-86064-964-6), S. 11, 12.
  16. Global Connections . Timeline
  17. "History of Iran: Constitutional Revolution". Abgerufen am 17. November 2012.
  18. "History of Iran: Constitutional Revolution". Abgerufen am 17. November 2012.
  19. Hamid Naficy, A Social History of Iranian Cinema, Volume 1: The Artisanal Era, 1897–1941 (Duke University Press, 2011: ISBN 978-0-8223-4775-0), S. 142.
  20. Talinn Grigor: Recultivating "Good Taste": The Early Pahlavi Modernists and Their Society for National Heritage, in: Iranian Studies, Jg. 37 (2004), Nr. 1, S. 17.
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