Das Haus des Menander (Casa del Menandro, I 10, 4) ist mit fast 1800 m² ein großes Stadthaus in Pompeji. Es wurde 1926 bis 1932 ausgegraben und ist ein gutes Beispiel für das Haus einer wohlhabenden Familie in Pompeji. Es führt seinen Namen nicht nach dem Besitzer des Hauses, sondern nach dem Bild des griechischen Dichters Menander, das dort gefunden wurde. Der Name des letzten Besitzers des Hauses lautete wohl Quintus Poppaeus. Sein Name fand sich auf einem Bronzesiegel im Dienstbotentrakt.
Geschichte und Aufbau
Der älteste Teil des Hauses stellt das um 250 v. Chr. erbaute Atrium mit den darum liegenden Räumen dar und ist relativ bescheiden. Ungefähr 100 Jahre später wurde das Haus modernisiert. An der Eingangstür und am Tablinum wurden Tuff-Kapitelle angebracht. In augusteischer Zeit wurde das Haus grundlegend verändert, vor allem wurde ein Peristyl angebaut, wobei angrenzende Wohnbauten niedergerissen worden sind. An der Westseite wurde ein Bad errichtet. Im Ostteil findet sich der Wirtschaftstrakt des Hauses. Kurz vor dem Untergang wurden an verschiedenen Stellen des Hauses weitere Renovierungsarbeiten durchgeführt. Es fanden sich mit Stuck gefüllte Amphoren und ein provisorischer Ofen.
Ausstattung
Das Haus ist reich mit Malereien des 4. Stiles dekoriert. Die Rückwand des Peristyls zeigt eine Abfolge von Nischen, in deren mittlerer sich ein Bild des Menander befindet, das dem Haus den Namen gab.
Im Caldarium befindet sich ein großes Mosaik mit einem zentralen Akanthus sowie diese umgebende Fischer, Delphine und andere Meerestiere.
Schatz
In einem Kellerraum des Hauses fand sich im Dezember 1930 ein Schatz von 118 Silbergefäßen, die sorgfältig in einer Holztruhe gelagert worden waren, als das Gebäude nach dem großen Erdbeben von 62 n. Chr. renoviert werden musste. Die Stücke wiegen insgesamt etwa 21 kg und bestehen insbesondere aus Essgeschirr (83 Teile) und Trinkgeschirr (23 Teile). Das vermutlich einzige Objekt des Schatzes, das zur Zimmerdekoration diente, ist ein Schausteller mit der Darstellung einer Stadtpersonifikation mit Mauerkrone. Dabei handelt es sich um den bisher einzigen Fund einer Silberschale mit Goldemblem in der Mitte. In derselben Kiste fanden sich auch Goldschmuck und Münzen im Wert von 1432 Sesterzen.
Das als großräumig und reich bekannte Anwesen lockte vermutlich auch Diebe an; so wurden Skelette mit Werkzeugen gefunden, die für Einbruch und Grabungen geeignet gewesen wären.
Literatur
- Amedeo Maiuri: La Casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria. Rom 1933.
- Eugenio La Rocca, M. de Vos Raaijmakers, A. des Vos: Pompeji. Lübbes archäologischer Führer. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1979, ISBN 3-7857-0228-0, S. 175–186.
- Jens-Arne Dickmann: Crucial Contexts: A Closer Reading of the Household of the Casa del Menandro at Pompeii. In: Miriam Müller (Hrsg.): Household studies in complex societies. Oriental Institute of the University of Chicago, Chicago 2014, S. 211–228 (Digitalisat).
Weblinks
- Casa del Menandro in der archäologischen Datenbank Arachne
- Casa del Menandro
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Niemeyer: Römische Silberschätze. 150 Jahre Hildesheimer Silberfund. Konrad Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3696-5, S. 38 f. und 44 f.
- ↑ Ersilia d' Ambrosio (Archäologin) in Minute 34–39 von zdfinfo. ZDF 2019. Unsterbliches Pompeji. Ein Film von Sabine Bier. Eine Produktion von doc.station mediaprojekte und Mymax. Im Auftrag des ZDF. In Zusammenarbeit mit Arte und ZDF Enterprises.
Koordinaten: 40° 44′ 59″ N, 14° 29′ 24″ O