Heinrich Kahl (* 6. Februar 1812; † 7. Juli 1864 in München) war ein deutscher Instrumentalmusiker, Chorleiter und Musikpädagoge.
Leben
Heinrich Anton Kahl erhielt seine musikalische Grundbildung einschließlich des Unterrichts in Kompositionslehre bis Mai 1830 bei dem Münchner Hofviolinisten und Dirigenten Carl Mayer um 2. Lehrer für Violine im musikalischen Institut werden zu können und wechselte dann zu dem ebenfalls in München tätigen Violinisten Carl Theodor Eichheim (1803–1877). Auf Grund von – in der Münchner Tagespresse öffentlich gemachten – Querelen zwischen Kahl und Mayer wurde Kahl vom musikalischen Institut ausgeschlossen. Um 1848 schloss er sich mit den Instrumentalmusikern Karl Niest (1826-nach 1863), Hornist, Johann Kramer und Max Maier zu einem „Alterthümlichen Quartett“ zusammen, das unter anderem im Nymphenburger Schloss dem König mittelalterliche Weisen auf Philomelen, Mandolinen, Mandolas und anderen längst nicht mehr gebräuchlichen Instrumenten vortrug. Mit ministerieller Entschließung vom 10. Mai 1850 wurde Heinrich Kahl als Nachfolger von Karl Schönchen (1785–1861) zum Violinlehrer am Maximiliansgymnasium in München in der Karmeliterstraße ernannt und fungierte gleichzeitig als Chordirigent der angeschlossenen Studienkirche. Im Schuljahr 1863/64 wurde er infolge einer schweren Erkrankung beurlaubt und sein Instrumentalunterricht durch den Musikeleven des k.Hoforchesters und Gesangslehrer am Maximiliansgymnasium, Karl Ramftler (1843–1890), vertreten. Ein Trauergottesdienst fand am 14. Juli 1864 statt.
Heinrich Kahl war verheiratet; der gemeinsame Sohn mit Ernestine Kahl, Heinrich Kahl (1839–1892), wurde ebenfalls Instrumentalmusiker und Musikdirektor am Hoforchester in Berlin. Zu Kahls Privatschülern gehörten unter anderem Joseph Wiesbeck und die Geigerin Sophie Hummler (1841–1918).
Literatur
- München, Bayerische Staatsbibliothek: Sammlung von Programmen, teils auch Kritiken, der Konzerte von Heinrich Kahl <1812-> aus den Jahren 1824-1861 und Heinrich Kahl <1839-1892> aus den Jahren 1852-1861, enthält: (1) Verzeichnis aller Violinkonzerte, welche Heinrich Kahl kgl. Hofmusikus von seiner frühesten Jugend, bis auf die jetzige (!) Zeit, öffentlich gespielt hat. 1 Album mit eingeklebten Konzertprogrammen und Kritiken mit handschriftlichen Notizen, München u. a., 1824–1861, 2°, 432 S. (Enth. S. 357–377 Programme der Konzerte des Sohnes Heinrich Kahl, Violinist und Dirigent, 1839–1892, mit handschriftlichen Notizen des Vaters, Wiesbaden u. a., 1852–1861; S. 217–231, 262, 264, 265, 273–286, 288, 289, 326–356, 378–432 leer; lose einliegende Programme s. Nr. 2–7). (2) Programm vom 3. Abonnement-Conzert der Mitglieder der Musikalischen Akademie, München, 24. März 1857. (3–7) 5 Programme von Konzerten und Opernaufführungen, in denen Heinrich Kahl jun. mitwirkte, Wiesbaden u. a., 1859–1865
- Eichheim, Carl Theodor (Karl Theodor), Kahl, Heinrich (Anton Heinrich), Maier (Mayer), Carl (Karl), in: Bayerisches Musikerlexikon online (BMLO)
- Vinzenz Müller (Hrsg.): Universal-Handbuch von München mit Plänen und Lithographien. München 1845: S. 225
- Adreßbuch München 1874 (online): Kahl, Ernestine, Hofmusiker - Wwe., Blumenstr.26
- Hans-Joachim Nösselt: Ein ältest Orchester 1530-1980. 450 Jahre Bayerisches Hof- und Staatsorchester. München 1980, S. 189
- Stephan Schmitt (Hrsg.): Geschichte der Hochschule für Musik und Theater München. Von den Anfängen bis 1945. Musikwissenschaftliche Schriften der Hochschule für Musik und Theater München 1. Tutzing 2005
Einzelnachweise
- ↑ auch Karl Mayer (geb. vor 1818; gest. 10. April 1874 in München); Geiger (Violinist) am königlichen Hoforchester in München; Gründer der 1829 bis 1833 bestehenden Musikalischen Lehranstalt und Vorstand des zugehörigen Vereins des musikalischen Instituts, Sitz: München, Rosental, No. 648, 3 Stiegen; Musiklehrer für theoretische und praktische Unterricht in der Tonkunst für Kinder und Erwachsenen beider Geschlechter; vgl. Allgemeine Zeitung München, 24. November 1831, S. 1828
- ↑ Heinrich Kahl, Kunst-Eleve des K.Hoforchesters, in: Münchener Tagblatt, Nr. 134, 15. Mai 1830[1], S. 572
- ↑ Münchener Tagblatt, S. 575
- ↑ Tobias Grill: Die Rezeption der Alten Musik in München zwischen ca. 1880 und 1930. Magisterarbeit. Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften, Department Kunstwissenschaften. München 2007, S. 19
- ↑ Johann Georg Beilhack, in: Jahresbericht über das K.Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1863/64. München, F. Straub 1864, S. 5
- ↑ Heinrich Kahl, Königl. Bayer. Hofviolinist: Zeugnis (für 2-jährigen Viuolinunterricht) Joseph Wiesbeck, Hautboistenssohn von Regensburg, in: Regensburger Wochenblatt, Band 31, Nr. 44, 2. November 1841, S. 571
- ↑ Neue Münchener Zeitung, 27. April 1853; zit. in: Hummler, Sophie - Sophie Drinker Institut, in: www.sophie-drinker-institut.de/cms/index.php/hummler-sophie