Heinrich Ernst August Meister (geboren 2. Oktober 1842 in Hildesheim; gestorben 5. April 1906 in Hannover) war ein deutscher Fabrikarbeiter, Gewerkschafter und Verbandsvorsitzender, Parteifunktionär (SPD) und Reichstagsabgeordneter (1884–1906), Unternehmer und Zeitungsverleger.
Leben
Heinrich Meister war Sohn des in Hildesheim als Gesangslehrer und Organist tätigen Musikers Carl Meister (1801–1885), dieser wiederum Sohn des Carl Christian Meister und dessen Ehefrau Maria Landwehr. Heinrich Meisters Mutter Louise (1812–1869) war Tochter des in Rössingen tätigen Amtsvogts Georg Opitz und der Dorothee Nothdurft.
Aufgewachsen „in einfachsten Verhältnissen“ besuchte Meister von 1848 bis 1856 zunächst die Hildesheimer Volks- und Bürgerschule, brach eine Lehre als Buchbinder 1858 ab und siedelte Anfang der 1860er Jahre in die Residenzstadt des Königreichs Hannover, wo er in der Zigarrenfabrik Schäfer Arbeit fand.
Im Jahr 1865 gehörte Meister zu den Mitbegründern des gewerkschaftlichen Allgemeinen Deutschen Zigarrenarbeiterverbandes. Von 1867 bis 1873 war er zweiter Vorsitzender der Organisation. Von 1882 bis 1905 war er Vorsitzender des zentralen Verbandsausschusses des freigewerkschaftlichen Tabakarbeiterverbandes.
Partei
Politisch war er 1867 der Gründer und Führungsfigur des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Hannover. Während des Sozialistengesetzes ab 1878 war er der führende sozialdemokratische Funktionär der SAP in der Provinz Hannover. In den Jahren 1887 und 1890 war Meister Mitglied der zentralen sozialdemokratischen Wahlkommission. Von 1891 bis 1906 war er der Vorsitzende der SPD—Kontrollkommission.
Mandate
In den Jahren 1877, 1878 und 1881 kandidierte Meister vergeblich für ein Reichstagsmandat. Im Jahr 1884 gelang es Meister, auch wegen der Wahlempfehlung der Nationalliberalen, sich in einer Stichwahl gegen den Geheimen Regierungsrat Dr. Ludwig Brüel von der Welfenpartei durchzusetzen und erstmals den Reichstagssitz für Hannover zu erringen. Bis 1906 vertrat er den Wahlkreis Hannover 8 im Reichstag. Von 1884 bis 1906 gehörte er dem Fraktionsvorstand an und war zeitweise deren Kassierer.
Ehrengrab
Nach seinem Tod stiftete der sozialdemokratische Wahlverein Linden Meister ein Grabmal auf dem Stadtfriedhof Stöcken mit der Inschrift „Dem unermüdlichen Vorkämpfer für die Rechte des Proletariats.“
Literatur
- W. B. Heinrich Meister †. In: Der Wahre Jacob. Nr. 516 vom 1. Mai 1906, S. 5018 Digitalisat
- Hermann Meister. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Verstorbene Persönlichkeiten. Bd. 1. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 221.
- Wolfgang Schröder: Meister, Heinrich Ernst August. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, s. 324–325
- Franz Osterroth, Dieter Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Bonn und Berlin 1975.
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 7, S. 46
- Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biographie, Bd. 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. Sponholtz, Hannover 1912, S. 356
- Wolfgang Stärcke: Meister, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 725 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Biografie von Heinrich Meister. In: Wilhelm H. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)
- Biografie von Heinrich Ernst August Meister. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
- Informationen auf hannover.de
- Heinrich Meister in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
- ↑ Norbert Weinitschke: Friedrich Ebert in Hannover 1889/90, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folg 39, Heft 2–4, S. 189ff.; hier: S. 201; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ o. V.: Meister, Heinrich in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 1. August 2023
- ↑ Wolfgang Stärcke: Meister, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 725 f. (Digitalisat).
- 1 2 3 4 Klaus Mlynek: Meister, Heinrich, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 249