Heinrich von Wiesenbach (* vor 1135; † 1170 bzw. nach 1170) war ein zwischen 1135 und 1170 nachweisbarer Würzburger Notar und Kapellan, der als Kanoniker des Würzburger Neumünsterstifts 1152 bis 1170 belegt ist. Er ist Verfasser und Schreiber verschiedener Urkunden, so in Würzburg, aber auch als Schreiber in der Reichskanzlei tätig gewesen.

In der Reichskanzlei war er für Lothar III., Konrad III. und Friedrich I. tätig und ist durch Urkunden belegt. Tritt er 1136 noch als Gelegenheitsschreiber für Lothar III. auf, so scheint er im Herbst 1139 dauerhaft in den Dienst der Reichskanzlei eingetreten zu sein, womit man neue, sonst in der Kanzlei zuvor nicht gebräuchliche Wendungen erklärt.

Als Schreiber werden ihm unter Lothar III. die Urkunde 91 (DL III 91), Würzburg vom 16. August 1136, unter Konrad III. die Urkunden Nr. 14 (DDKo.III. 14) und Nr. 56 (DDKo.III. 56) sowie unter Friedrich I. die Urkunde Nr. 173, Bamberg vom 4. Juli 1157, (DF.I. 173) zugeschrieben.

In der kurzen Zeitspanne zwischen Juni 1147 und Mai 1149, als Kaiser Konrad III. auf dem Zweiten Kreuzzug weilte und sein damals etwa zehnjähriger Sohn, Heinrich (VI.), auf Weisung des Vaters die Regierungsgeschäfte übernahm, war Heinrich von Wiesenbach Teil der Kanzlei, die im Reich verblieben war. Die Forschung nimmt an, dass er hier eine besonders herausgehobene Position einnahm: „Eine eigene Kanzlei stand ihm (= Heinrich (VI.)) nicht zur Verfügung, wohl aber die im Reich zurückgebliebenen Kräfte der Kanzlei seines Vaters, an erster Stelle der Notar Heinrich von Wiesenbach und auch Abt Wibald von Stablo und Korvey. Diese bevorzugte Stellung des Notars Heinrich bot Anlaß zu dessen späterer Bezeichnung als Magister bzw. Protonotar.“

Abgrenzung

Die Forschung geht davon aus, dass Heinrich (von Wiesenbach) nicht mit dem unter Lothar III. tätigen Kanzleileiter Heinrich und auch nicht mit dem gleichnamigen Protonotar Friedrich Barbarossas identisch ist. Heinrich war im Mittelalter einer der häufigsten Vornamen im deutschsprachigen Raum.

Quellen

  • Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 8: Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza. Herausgegeben von Emil von Ottenthal und Hans Hirsch. Berlin: Weidmannschae Buchhandlung 1927, insbes. S. 142–143.
  • Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 9: Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich. Bearbeitet von Friedrich Hausmann. Wien, Köln u. Graz: Hermann Bählaus Nachf. 1969, insbes. S. 23–24.
  • Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 10, Teil 1: Die Urkunden Friedrichs I. 1152–1158. Bearbeitet von Heinrich Appelt unter Mitwirkung von Rainer Maria Herkenrath, Walter Koch, Josef Riedmann, Winfried Stelzer und Kurt Zeillinger. Hannover: Hahnsche Buchhandlung 1975, insbes. S. 293–295.

Literatur

  • Hans Hirsch: Kaiserurkunde und Kaisergeschichte. In: MIÖG 35 (1914) S. 62–92, hier S. 62.
  • Heinrich Fichtenau: Bamberg, Würzburg und die Stauferkanzlei. In: MIÖG 53 (1939), S. 256 f.
  • Friedrich Hausmann: Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III. Stuttgart: Anton Hiersemann 1956, hier S. 138 u. 140.
  • Peter Johanek: Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg. Würzburg: Ferdinand Schöningh 1969 (Quellen u. Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 20), S. 203.

Einzelnachweise

  1. RI IV,1,1 n. 496, in: Regesta Imperii Online (Abgerufen am 27. Juni 2023).
  2. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 9: Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich. Bearbeitet von Friedrich Hausmann. Wien, Köln u. Graz: Hermann Bählaus Nachf. 1969, insbes. S. 23–24, hier S. 23.
  3. „Lothar verleiht der Kirche von Bamberg die dem Fiskus zustehenden Tribute in den vier zur Mark Adalberts gehörigen Provinzen, außerdem Tribsees und sichert ihr den Besitz der von ihr erbauten und bewidmeten Kirchen.“. Vgl. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 8: Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza. Herausgegeben von Emil von Ottenthal und Hans Hirsch. Berlin: Weidmannschae Buchhandlung 1927, S. 142–143.
  4. „Friedrich stellt dem Bischof Konrad von Passau das ihm von Konrad III. vorenthaltene Gut Mertingen zurück.“ Vgl. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 10, Teil 1: Die Urkunden Friedrichs I. 1152-1158. Bearbeitet von Heinrich Appelt unter Mitwirkung von Rainer Maria Herkenrath, Walter Koch, Josef Riedmann, Winfried Stelzer und Kurt Zeillinger. Hannover: Hahnsche Buchhandlung 1975, insbes. S. 293–295.
  5. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 9: Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich. Bearbeitet von Friedrich Hausmann. Wien, Köln u. Graz: Hermann Bählaus Nachf. 1969, insbes. S. 519.
  6. Vgl. u. a. Kurt Zeilinger: Die Notare der Reichskanzlei in den ersten Jahren Friedrich Barbarossas. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 22 (1966) S. 484–498 sowie Josef Riedmann: Studien über die Reichskanzlei unter Friedrich Barbarossa in den Jahren 1156-1166. In: MIÖG 76 (1968) S. 94 f.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.