Heinz Weisener (* 16. März 1928 in Hamburg; † 7. April 2005 ebenda) war ein deutscher Architekt und Fußballfunktionär. Von 1990 bis 2000 war er Präsident des Hamburger Vereins FC St. Pauli. Weisener durchlief eine Maurerlehre und wurde dann Architekt. Sein Architekturbüro war in der Hansastraße in Hamburg-Rotherbaum ansässig.
Bauten und Entwürfe (Auswahl)
- 1973: Wohnkomplex Eiffestraße in Hamburg
- 1996: Treffpunkt Geißenweide in Berlin
Es handelt sich um einen von Weisener selbst finanzierten Gebäudekomplex mit 200 Wohnungen und Gewerbeflächen, dessen Baukosten mit 22,5 Millionen Euro angegeben sind. - 1999–2005: In Berlin führte der Architekt etliche Wohnprojekte im Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof aus. Auf eigens durch sein Büro Weisener KG erworbenen Grundstücken realisierte er die ersten Stadthäuser.
- 2000: Gewerbezirkel Fangdieckstraße in Hamburg
Im Auftrag einer Beratungsfirma für 9,2 Millionen Euro fertiggestellt. - 2001: Pläne für ein Löwenstadion der Zukunft für den Sportclub TSV 1860 München, die 2009 veröffentlicht wurden.
Sein Lieblingsprojekt, den Neubau des Stadions am Millerntor und die Errichtung weiterer Anlagen für Sport und Unterhaltung in unmittelbarer Nähe, konnte Weisener jedoch nicht verwirklichen. Bereits in den 1980er Jahren nahm Weisener Planungen für dieses Vorhaben auf und war Mitbegründer einer Planungsgesellschaft.
Fußballengagement
Weisener war ab 1981 Mitglied des FC St. Pauli, ab 1984 war stellvertretender Vorsitzender, ehe er im Februar 1990 ins Amt des Vorsitzenden gewählt wurde. Den Verein plagten zu dieser Zeit rund 5,5 Millionen D-Mark Schulden. Am Tag seines Amtsantritts kündigte Weisener an, den Verein „transparenter und demokratischer“ führen zu wollen. Unter seiner Leitung gelang es, die Schulden zeitweise weitgehend abzubauen. Gegenüber dem millionenschweren Architekten und CDU-Mitglied aus dem wohlhabenden Stadtteil Hamburg-Harvestehude bestand bei Teilen der Anhänger- und Mitgliederschaft zunächst Skepsis, auch weil er gemeinsam mit seinem Vorgänger Otto Paulick federführend Pläne eines Umbaus des Millerntorstadions zu einem Sport- und Erlebniszentrum geschmiedet hatte, die Ende der 1980er Jahre wegen des Widerstands von Anhängern und Anwohnern verworfen wurden. Von den Fans wurde er „Papa Heinz“ genannt, Weisener war der Prototyp eines Vereinspatriarchen, ein Teil der Vereinsmitarbeiter warf ihm vor, ein Alleinherrscher gewesen zu sein und das Versprechen einer transparenten und demokratischen Amtsführung nicht eingehalten zu haben. Ihm wurde zudem die hohe Anzahl an personellen Wechseln im Traineramt und in der Geschäftsführung zur Last gelegt. In seine Amtszeit fiel der Bundesliga-Aufstieg 1995, zu diesem Zeitpunkt war der Verein laut Weisener „so gut wie schuldenfrei“. Ende Oktober 1995 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Während seiner weiteren Amtszeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage des FC St. Pauli wieder.
Mehrfach rettete er seinen Klub durch Zuschüsse aus seinem Privatvermögen vor dem drohenden Ruin. Als dem Verein 1999 die Teilnahmeberechtigung an der 2. Bundesliga verweigert wurde, bürgte Weisener für ein Darlehen in Höhe von sieben Millionen D-Mark, letztlich wurde die Lizenz dann doch unter Auflagen erteilt. Weisener geriet wegen der wieder deutlich verschlechterten wirtschaftlichen Lage des Vereins und des von ihm mehrmals angekündigten, aber in seiner Amtszeit nie umgesetzten Stadionausbaus stark in die Kritik. Seiner Aussage nach habe er „bis an die Grenze des Vertretbaren in den Verein investiert“. Insgesamt steckte Weisener rund zehn Millionen D-Mark seines Vermögens in den Verein, andere Quellen sprechen von rund 20 Millionen Mark. Er nannte den FC St. Pauli „meine Geliebte“. Bei seinem Abschied im Oktober 2000 belasteten den Verein rund 1,5 Millionen D-Mark Schulden. Einige Monate nach Weiseners Rücktritt stieg St. Pauli völlig unerwartet in die 1. Bundesliga auf.
Weisener war viermal verheiratet und hatte fünf Kinder. Sein Sohn Götz war bis Februar 2001 beim FC St. Pauli für die Vermarktung zuständig. Heinz Weisener starb an einer Lungenkrankheit. Im Nachruf des Vereins wurde er vom damaligen Präsidenten Corny Littmann als „herausragende Persönlichkeit“ und „Vaterfigur“ bezeichnet.
Heinz Weisener lebte zuletzt im Hamburger Stadtteil Harvestehude und wurde am 14. April 2005 auf dem Nienstedtener Friedhof beigesetzt.
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 „Ich war nie machtsüchtig“. In: Hamburger Abendblatt. 21. Oktober 2000, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Details zum Wohnprojekt Eiffestraße, abgerufen am 31. Januar 2011
- 1 2 Homepage einer Consulting Firma mit einer Liste von Referenzobjekten, u. a. Werke von Heinz Weisener (Memento des vom 19. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Information des Berliner Senats zu den Arbeiten im EGAS zwischen 1999 und 2007; abgerufen am 31. Januar 2011 (Memento des vom 4. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 2,9 MB)
- ↑ Kurzinfo und Modelle des Grünwalder Stadions (Löwenstadion) auf merkur-online.de. Abgerufen am 31. Januar 2011
- ↑ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Modellansicht des Stadions auf Münchenarchitektur.com
- ↑ Der Senator und das kühne Projekt „Stadion 2000“. In: Hamburger Abendblatt. 27. Oktober 1988, abgerufen am 17. Juni 2022.
- ↑ Abschied von einer Geliebten. In: Hamburger Abendblatt. 20. Februar 1990, abgerufen am 2. April 2022.
- 1 2 "Papa Heinz" ist tot - St. Pauli trauert um Ex-Chef Weisener. In: Die Welt. 8. April 2005 (welt.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
- ↑ Abschied des „Großen Otto“. In: Die Tageszeitung: taz. 21. Februar 1990, ISSN 0931-9085, S. 14 (taz.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
- ↑ Jan Feddersen: Kein Disneyland auf dem St.-Pauli-Kiez. In: Die Tageszeitung: taz. 11. April 1989, ISSN 0931-9085, S. 5 (taz.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
- ↑ "Papa" Heinz Weisener gestorben. In: Hamburger Abendblatt. 9. April 2005, abgerufen am 28. August 2023.
- ↑ Heinz Weisener tot: Der Vater des FC St. Pauli. In: Die Tageszeitung: taz. 9. April 2005, ISSN 0931-9085, S. 25 (taz.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
- 1 2 Werner Langmaack: "Papa Heinz", der glücklose Patriarch und Mäzen. In: Die Welt. 28. Mai 2010 (welt.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
- ↑ Wir sind lieber ein Kleiner von den Großen. In: Hamburger Abendblatt. 19. Juni 1995, abgerufen am 2. April 2022.
- ↑ Präsident Weisener Ehren-Mitglied. In: Hamburger Abendblatt. 31. Oktober 1995, abgerufen am 20. September 2023.
- ↑ Keine Lizenz für FC St. Pauli. In: Hamburger Morgenpost. 17. April 1999, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ 2.Bundesliga: Auch St. Pauli erhält Lizenz. In: Der Spiegel. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ St. Paulis Präsident steckt im Chaos - und hat seine Glaubwürdigkeit verloren: Was nun, Herr Weisener? In: Hamburger Morgenpost. 9. Februar 2000, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Das Ende einer Ära. Hamburger Abendblatt, 21. Oktober 2000, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ DER SPIEGEL: Trauer bei St. Pauli: Ex-Präsident Weisener ist tot - DER SPIEGEL - Sport. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Götz Weisener fristlos gekündigt. In: Hamburger Abendblatt. 21. Februar 2001, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ "Papa Heinz" ist tot. In: N-TV. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Schriftliche Auskunft der Friedhofsverwaltung vom 3. November 2022