Helmut Michael Martin Lambers (* 1953) ist ein deutscher Pädagoge und Sozialpädagoge und lehrte als Professor von 1999 bis 2019 an der Katholischen Hochschule NRW in Münster im Fachbereich Sozialwesen/Soziale Arbeit.
Leben
Lambers besuchte nach der Volksschulzeit 1960 bis 1964 in der katholischen Heilig-Kreuz-Schule die Joseph-Freiherr-von Eichendorff-Schule und ab 1969 die Höhere Handelsschule in Münster. Nach seinem dortigen Abschluss leistete er ab 1971 ein einjähriges Praktikum im Kinderheim und Waisenhaus St. Mauritz im sozialpädagogischen Bereich der Heimerziehung ab. 1972 absolvierte er seinen Wehrdienst in den Niederlanden. 1978 wurde er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt.
Von 1973 bis 1976 studierte Lambers Sozialpädagogik an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster. Er war danach von 1976 bis 1986 als graduierter Sozialpädagoge in einer heilpädagogischen Einrichtung der stationären Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche in Trägerschaft des Hauses vom Guten Hirten tätig. Er durchlief hier verschiedene Stationen; von der Freizeitpädagogik über die Elternarbeit bis zuletzt zur Einrichtungsleitung.
1978 studierte er berufsbegleitend Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück und beendete dort das Studium als Diplom-Pädagoge. 1983 übernahm er die Leitung der heilpädagogischen Einrichtung im Haus vom Guten Hirten.
Von 1987 bis 1988 leitete er das Ludwigsheim, eine sozialpädagogische Einrichtung in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Männer e. V. (SKM). Das Ludwigsheim war eine Einrichtung der Jugendhilfe für Jugendliche und junge Volljährige. Weiterhin bot sie Eingliederungshilfe für junge Erwachsene mit einer Behinderung sowie Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten für junge Erwachsene an. Der Einrichtung angegliedert war eine Schutz- und Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche. Ab 1989 war Lambers für zehn Jahre Geschäftsführer beim SKM Münster (heute: Katholischer Verband für soziale Dienste in Deutschland e.V.). Der SKM unterhielt eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe (stationär) in Form einer gGmbH, eine Einrichtung der Jugendberufshilfe (Beratung, Ausbildungsbegleitung, Vollausbildung, div. Qualifizierungsmaßnahmen), ebenfalls in Form einer gGmbH sowie drei Sozial- und Schuldnerberatungsstellen und einen Verein für gesetzliche Betreuung erwachsener Menschen.
Die Promotionsurkunde mit dem Grad eines Doktors der Philosophie wurde ihm am 12. Juli 1995 von der Universität Bremen im Fachbereich Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften verliehen. Thema der Dissertation: Heimerziehung als kritisches Lebensereignis – eine empirische Längsschnittuntersuchung über Hilfeverläufe im Heim aus systemischer Sicht. Sein Doktorvater war Jürgen Blandow.
Von 1999 bis 2019 lehrte er als Professor an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster, wo er den Aufbaustudiengang Sozialmanagement einführte. Lambers ist verheiratet und hat zwei Söhne und zwei Enkel.
Forschung und Lehre
An Forschungsprojekten sind besonders zu nennen:
- Empirische Untersuchung zur Selbsteinschätzung ehrenamtlichen Engagements in den nordrhein-westfälischen Flüchtlingssozialdiensten (2004)
- Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung in Wohneinrichtungen – Projektbeispiele zur Qualitätssicherung (2004)
- Untersuchung der Relevanz systemtheoretischer Perspektiven für die Reflexion historischer und systematischer Aspekte Sozialer Arbeit (2008)
- Systematischer Vergleich professions- und disziplintheoretischer Hauptströmungen Sozialer Arbeit (2013)
- Neue disziplintheoretische Ansätze der Sozialen Arbeit und Konturierungen einer Sozialarbeitswissenschaft (2017)
Helmut Lambers hat sich vor allem um die Weiterentwicklung der Disziplin Sozialer Arbeit verdient gemacht. Seine Grundlagenwerke zur Geschichte und zu Disziplintheorien Sozialer Arbeit zeichnen sich vor allem durch detailliert und verlässlich recherchierte Informationen sowie ein das umfangreich zusammengetragene Wissen strukturierendes Vorgehen aus. Dabei geht Lambers stets wertschätzend mit den vorliegenden Entwicklungslinien und Theorien Sozialer Arbeit um. Er hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Entwicklungslinien, Traditionen und Disziplintheorien nicht in einem destruktiven Streit, sondern in einer wertschätzenden, konstruktiven, gegenseitigen Bereicherung betrachtet und aufeinander bezogen werden. Gerade mit Blick auf die sich bereichernden Inhalte zeigen sich Konturen der Disziplin Sozialer Arbeit, die sich als Zusammenführung der Professions- und Disziplintraditionen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik verstehen lässt. Dazu hat Helmut Lambers ordnende Kriterien sowie eine Struktur der Einteilung der Disziplintheorien Sozialer Arbeit benannt und erfolgreich angewandt. Sein Grundlagenbuch „Theorien der Sozialen Arbeit“ kann als Kompendium zentraler Disziplintheorien verstanden werden. Es umfasst alle vorliegenden, zentralen Disziplintheorien, die in ihren wesentlichen Inhalten und diskursiven Kontexten erläutert werden. Als reflexionstheoretischen Referenzrahmen wählt Lambers für alle seine Publikationen vorrangig die soziologische Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann.
Ein Antrieb für die Publikationstätigkeit – insbesondere zu den Theorien und zur Geschichte der Sozialen Arbeit – ist bei Lambers, dass an Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften im Sozialwesen der Begriff Soziale Arbeit fast beliebig durch die Vielzahl der dort vorhandenen Bezugswissenschaften aufgefüllt wird, oft mit dem Zusatz versehen, dass es in der Sozialen Arbeit als Wissenschaft keinen nennenswerten fachwissenschaftlichen Fundus gäbe. Dass dem nicht so ist, zeigen die Aufarbeitungen von Lambers, der die vorhandene Fülle von reflexions-, professionalisierungs- und professionstheoretisch sowie disziplintheoretischen Ansätze in der Theorieproduktion der Sozialen Arbeit dokumentiert und diskutiert.
Aus dem Grundlagenwerk des Theorienkompendiums und Theorienvergleiches ist eine verfilmte und veröffentlichte Interviewreihe entstanden. Helmut Lambers und Martin Klein haben fast alle dort rezipierten Theoretiker zu ihrem disziplintheoretischen Verständnis Sozialer Arbeit befragt. Die Interviews sind öffentlich zugänglich auf der Internetseite www.theorien-sozialer.arbeit.de. Damit ist sowohl ein dauerhaft verfügbares Datenarchiv mit Theoretikerinnen und Theoretikern Sozialer Arbeit entstanden als auch ein vergleichender Überblick über Disziplintheorien Sozialer Arbeit. Mittlerweile haben mehr als eine Million Menschen diese Seite besucht.
Die Arbeit von Lambers bündelt die bisherigen disziplintheoretischen Entwicklungslinien und stellt damit eine anerkannte Grundlage für weitere Entwicklungen der Profession und Disziplin Sozialer Arbeit dar.
Werke (Auswahl)
Monografien
- Bestandsaufnahme zur Heimerziehungsforschung. In: Wissenschaftliche Informationsschriften der Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe (AFET) e.V. – Bundesvereinigung. Heft 13. Hannover 1995.
- Heimerziehung als kritisches Lebensereignis. VOTUM Verlag Münster 1996.
- Bürgerschaftliches Engagement im Flüchtlingssozialdienst: Empirische Untersuchung zur Selbsteinschätzung ehrenamtlichen Engagements. Aachen 2004.
- Reflexionsgrundlagen Sozialer Arbeit. Eine systemtheoretische Einführung. Weinheim und Basel 2014.
- Management in der Sozialen Arbeit und in der Sozialwirtschaft. Ein systemtheoretisch reflektiertes Managementmodell. Weinheim und Basel 2015.
- Geschichte der Sozialen Arbeit. Wie aus Helfen Soziale Arbeit wurde. UTB (Stuttgart) 2018. 2. Auflage. 278 Seiten.
- Theorien Sozialer Arbeit. Ein Kompendium und Vergleich. Opladen und 5. Auflage, Toronto 2020.
- mit Jan V. Wirth: Soziale Arbeit – 75 Lern- und Praxiskarten zu Theorien, Methoden und Gesprächstechniken Beltz 18. Mai 2022.
Einzelnachweise
- 1 2 Zitat aus einem Dokument einer Email von Helmut Lambers vom 11.07.2023
- 1 2 3 Lambers, Helmut, Prof. Dr. phil., Diplom Pädagoge, Diplom Sozialpädagoge. Abgerufen am 28. Juni 2023 (deutsch).
- ↑ Website „Theorien Sozialer Arbeit“ knackt Millionenmarke. 22. Mai 2023, abgerufen am 28. Juni 2023 (deutsch).