Helmut Schulte (* 14. September 1957 in Kirchveischede, Kreis Olpe) ist ein deutscher Fußballtrainer und Sportmanager.
Leben
Schulte wuchs auf in seinem sauerländischen Geburtsort Kirchveischede, wo seine Eltern einen Bauernhof hatten. Er spielte Fußball beim SSV Kirchveischede. Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme kam Schulte, der ein Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Sport durchlaufen hatte, 1984 als Jugendtrainer zum FC St. Pauli, um ausländische Kinder im Nachwuchs zu integrieren. Des Weiteren spielte er als Vorstopper in der Amateurmannschaft des FC St. Pauli. Später wurde er Co-Trainer der Profimannschaft.
Nach dem Weggang von Willi Reimann zum Lokalrivalen Hamburger SV wurde Schulte im November 1987 an dessen Stelle zunächst Interimstrainer, ehe ihm Vereinspräsident Otto Paulick das Amt fest übertrug. In derselben Saison stieg er mit dem FC St. Pauli in die Bundesliga auf. Im Alter von 30 Jahren war er in der Saison 1988/89 der jüngste Trainer der Bundesliga. Seinen Beruf beschrieb Schulte im Juli 1988 mit den Worten: „Ein Trainer muß nur die richtigen elf Leute aufstellen, im richtigen Moment den richtigen Mann einwechseln und die richtigen Anweisungen geben.“ Nachdem die Saison 1990/91 für den FC St. Pauli bis dahin schlecht verlaufen war, wurde Schulte im Februar 1991 entlassen. Die Vereinsführung traute Schulte nicht mehr zu, die Mannschaft aus der schwierigen sportlichen Lage herauszuführen.
Zur darauffolgenden Saison 1991/92 übernahm er den Trainerposten beim Bundesliganeuling Dynamo Dresden. Obwohl er den Klassenerhalt geschafft hatte, trat Schulte nach nur einer Saison zurück. Danach arbeitete er für kurze Zeit als Co-Kommentator bei Sat.1, bevor er im Januar 1993 ein Angebot das FC Schalke 04 als Nachfolger von Udo Lattek annahm. Nach einem zehnten Platz in der Saison 1992/93 und einem schlechten Start in die Saison 1993/94 wurde er entlassen.
In der Folgezeit arbeitete Schulte als Manager beim Zweitligaaufsteiger VfB Lübeck (1995/96) und von Sommer 1996 bis Mitte Januar 1998 beim FC St. Pauli. Von 1998 bis Ende Februar 2008 war er sportlicher Leiter im Nachwuchsbereich des FC Schalke 04. Zum 1. März 2008 kam er zum dritten Mal zum FC St. Pauli und übernahm die Funktion des „Geschäftsführers Sport“. Sein bis Februar 2013 laufender Vertrag wurde im Mai 2012 im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Über seine Zeit im Profifußball und insbesondere bei St. Pauli veröffentlichte Schulte im Februar 2013 das Buch Drei St.-Pauli-Leben.
Der SK Rapid Wien verpflichtete Schulte zum 1. Januar 2013 als neuen Sportdirektor. Dort nutzte er eine Ausstiegsklausel, um zum 1. Januar 2014 als Sportvorstand zu Fortuna Düsseldorf zu wechseln. Gegen Ende einer für Fortuna Düsseldorf unbefriedigend verlaufenden Saison 2014/15 wurde er am 11. Mai 2015 von seinen Aufgaben freigestellt.
Vom 1. Februar 2016 bis Mai 2018 war Helmut Schulte Leiter der Lizenzspielerabteilung des Zweitligisten 1. FC Union Berlin. Nach der für Union enttäuschenden Saison 2017/18 erfolgte die Trennung. Seit September 2018 ist er Betreuer der Leihspieler beim VfB Stuttgart.
Sonstiges
Seine Frau Bettina lernte Schulte bei den Aufstiegsfeierlichkeiten 1988 am Hamburger Flughafen kennen. Er ist mit ihr seit 1991 verheiratet.
Am 18. Januar 2007 wurde Schulte in Essen während des Orkans „Kyrill“ durch eine umstürzende Buche schwer verletzt. Er erlitt einen Bruch des zweiten Halswirbels. Der damals 49-jährige Schulte schwebte dabei zeitweilig in Lebensgefahr.
In dem Spielfilm Fußball ist unser Leben von 2000 spielte er sich selbst in seiner Funktion als Nachwuchskoordinator des FC Schalke 04.
Schulte studierte an der Deutschen Sporthochschule Köln auf Lehramt.
Weblinks
- Helmut Schulte bei transfermarkt.de
Buch
- Werner Langmaack und Helmut Schulte: Drei St.-Pauli-Leben. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2013, ISBN 9783730700341
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Schulte auf dem Sprung nach St. Pauli (Memento vom 17. Dezember 2010 im Internet Archive), Sauerlandkurier vom 20. Februar 2008, abgerufen am 25. April 2011
- 1 2 3 Bananen-Helmut und die große St.-Pauli-Liebe. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 17. Oktober 2014
- 1 2 3 Der neue Trainer gab einen aus. In: Hamburger Abendblatt. 16. November 1987, abgerufen am 1. März 2021.
- 1 2 Rauhbein mit weichem Kern. In: Hamburger Abendblatt. 23. Juli 1988, abgerufen am 3. Oktober 2020.
- ↑ „Ich halte nichts von langer Leine“. In: Hamburger Abendblatt. 11. November 1987, abgerufen am 1. März 2021.
- ↑ Das falsche Spiel. In: Hamburger Abendblatt. 20. Februar 1991, abgerufen am 4. Dezember 2022.
- ↑ Schulte: Ein Jahr Manager im Hotel. In: Hamburger Abendblatt. 2. August 1995, abgerufen am 13. September 2023.
- ↑ Lokalkoloratur. In: Die Tageszeitung. 11. Juli 1996, ISSN 0931-9085, S. 24 (taz.de [abgerufen am 13. September 2023]).
- ↑ Schulte: Der letzte Arbeitstag. In: Hamburger Abendblatt. 14. Januar 1998, abgerufen am 13. September 2023.
- ↑ Schalke 04 und Helmut Schulte gehen zukünftig getrennte Wege. Webpräsenz des FC Schalke 04 vom 15. Februar 2008. (Memento aus dem Internet Archive vom 26. Mai 2008)
- ↑ St. Pauli: Helmut Schulte kehrt als Sportchef zurück. Hamburger Abendblatt, 16. Februar 2008.
- ↑ Überraschung: St. Pauli trennt sich von Schulte. Kicker, 15. Februar 2012
- ↑ Abrechnung light. Hamburger Morgenpost vom 6. März 2013, abgerufen am 25. April 2013
- ↑ Schulte: „Rapid war als ganzer Verein vergiftet“. Kurier (Tageszeitung), 15. Dezember 2013
- ↑ Auf Helmut Schulte wartet viel Arbeit. Rheinische Post vom 11. November 2013, abgerufen am 11. November 2013
- ↑ Aufsichtsrat stellt Helmut Schulte frei. f95.de, abgerufen am 12. Mai 2015
- ↑ Fortuna entlässt Helmut Schulte. Rheinische Post, 11. Mai 2015
- ↑ 1. FC Union Berlin verpflichtet Helmut Schulte als Leiter der Lizenzspielerabteilung. In: fc-union-berlin.de. 4. Januar 2016, abgerufen am 19. Oktober 2022.
- ↑ Ruhnert: Vom Scout zum Manager in nur zehn Monaten. B.Z./dpa, 15. Mai 2018
- ↑ VfB holt Helmut Schulte.
- ↑ Schulte bestand schwerste Prüfung seines Lebens. Welt online, 26. Dezember 2007