Herger (um 1170) zählt zu den hochmittelalterlichen, mittelhochdeutschen Sangspruchdichtern. Dem mutmaßlich bürgerlichen oder ministerialen Fahrenden Poeten wurden 28 Sprüche zugeschrieben, die zusammen das früheste mittelhochdeutsche Sangspruch-Repertoire bilden. Enthalten sind autobiographische Sprüche, Adressen an adlige Herren, Tierfabeln und religiöse Sprüche.

In der Germanistik und Editionswissenschaft ist es allerdings umstritten, ob es einen Dichter namens Herger jemals gegeben hat. Die drei Namen „Spervogel“/„Herger“/„Der Junge Spervogel“ tauchen häufig nebeneinander auf. Drei Handschriften (Die Kleine Heidelberger Liederhandschrift A, die Große Heidelberger Liederhandschrift C und die Jenaer Liederhandschrift J) überliefern über 90 Sangspruchstrophen, denen die Namen „Spervogel“ bzw. „Junger Spervogel“ zugewiesen sind. Der Name „Herger“ entstammt als literarische Figur einer der Spervogel-Strophen (II, 2), vergleichbar mit dem poetischen Beisatz „von Reuental“ des Liederdichters Neidhart, der lange Zeit als fixer Bestandteil des Dichternamens angesehen wurde. Frenzel widersprach noch 1953 einer Gleichsetzung von Spervogel und Herger, letzterer habe sich in gesellschaftlich niedrigeren Schichten bewegt und seine Sprüche hätten einen anderen Charakter.

Literatur

  • Thomas Bein: Herger. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon – Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Si – Vi. Band 11. De Gruyter, Berlin, New York 2011.
  • Horst Brunner: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick (= Reclams Universalbibliothek. Band 9485). Reclam, Stuttgart 2003, S. 129 ff.
  • Volker Honemann: Herger. In: Kurt Ruh, Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock (Hrsg.): Verfasserlexikon – Die deutsche Literatur des Mittelalters. Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen. Band 3. De Gruyter, Berlin, New York 1981.
  • Martin Liechtenhan: Die Strophengruppen Hergers im Urteil der Forschung. Eine wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung zu den „Sprüchen“ im älteren „Spervogelton (= Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik. Band 95). Bonn 1980, ISBN 3-416-01555-X.
  • Ulrich Müller: "Herger": Ein Sangspruch-Sänger aus "Minnesangs Frühling", aus 'Minnesangs Winter' oder aus 'Minnesangs Zweitem Frühling'? In: Rüdiger Krohn (Hrsg.): "Dâ hoeret ouch geloube zuo": Überlieferungs- und Echtheitsfragen zum Minnesang. Beiträge zum Festkolloquium für Günther Schweikle anläßlich seines 65. Geburtstags. Hirzel, Stuttgart/Leipzig 1995, S. 139–154.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Herbert A. und Elisabeth Frenzel: Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abriß der deutschen Literaturgeschichte. Kiepenheuer & Witsch, 1953, ISBN 3-423-03003-8, S. 31.
  2. Ulrich Müller: "Herger": Ein Sangspruch-Sänger aus "Minnesangs Frühling", aus 'Minnesangs Winter' oder aus 'Minnesangs Zweitem Frühling'? In: Rüdiger Krohn (Hrsg.): "Dâ hoeret ouch geloube zuo": Überlieferungs- und Echtheitsfragen zum Minnesang. Beiträge zum Festkolloquium für Günther Schweikle anläßlich seines 65. Geburtstags. Hirzel, Stuttgart/Leipzig 1995, S. 139–154.
  3. Thomas Bein: Herger. In: Killy Literaturlexikon – Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Si – Vi. Band 11. De Gruyter, Berlin, New York 2011.
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