Die Hering-Täuschung ist eine im Jahre 1861 von dem deutschen Physiologen, Hirn- und Wahrnehmungsforscher Ewald Hering (1834–1918) entwickelte geometrisch-optische Täuschung, die auf der Fehlinterpretation von Winkeln beruht, die zwischen einem von zwei Parallelen geschnittenen Geradenbündel entstehen. Spitze Winkel erscheinen größer als sie sind (Winkelüberschätzung), stumpfe Winkel dagegen kleiner (Winkelunterschätzung). Dadurch werden Liniensegmente verfälscht wahrgenommen und scheinen zu einer gebogenen Linie zu verschmelzen.

Die betreffende Figur wird auch als heringsche Sternfigur bezeichnet.

Je dichter das Geradenbündel ist, desto intensiver tritt der Täuschungseffekt zutage.

Die Wundt-Täuschung erzeugt den umgekehrten Effekt.

Ursachen

Der Grund dieses Täuschungsphänomens ist noch nicht zweifelsfrei erforscht. Vermutlich wird jedoch die Winkelverzerrung im Wahrnehmungssystem durch orientierungsspezifische Nervenzellen der Area striata im visuellen Cortex verursacht. Diese Nervenzellen reagieren nur auf eine bestimmte Reizorientierung mit voller Aktivität, während sie auf andere Reizorientierungen entsprechend geringer reagieren.

Literatur

  • Irvin Rock: Wahrnehmung: Vom visuellen Reiz zum Sehen und Erkennen Spektrum Akademischer Verlag, 1985, ISBN 978-3-922508-71-7
  • Thomas Ditzinger: Illusionen des Sehens – Eine Reise in die Welt der visuellen Wahrnehmung. Zweite vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage Springer Spektrum, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-37711-2, S. 30
Commons: Hering illusion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hering'sche Sternfigur Dorsch Lexikon der Psychologie, abgerufen am 7. April 2023
  2. Hering-Täuschung aus michaelbach.de, abgerufen am 7. April 2023
  3. Lingelbachs Scheune - Optische Phänomene: Die Heringsche Täuschung aus die-scheune.info, abgerufen am 7. April 2023
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