Hermann-Josef Pelgrim (* 15. Oktober 1959 in Bocholt) ist ein deutscher Kommunalpolitiker (SPD). Von 1997 bis 2021 war er Oberbürgermeister Schwäbisch Halls, der Kreisstadt des Landkreises Schwäbisch Hall im Nordosten Baden-Württembergs.

Werdegang

Nach dem Besuch der Realschule und einer Ausbildung zum Spediteur studierte Pelgrim an der Universität Paderborn und in den USA Wirtschaftswissenschaften. Anschließend arbeitete er mehrere Jahre für die Friedrich-Ebert-Stiftung in Südamerika und die Gewerkschaft ÖTV in Stuttgart. Seit 1993 war er im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg zur Europäischen Union in Brüssel abgeordnet.

Aus der Schwäbisch Haller Oberbürgermeisterwahl am 15. Dezember 1996, bei der der Nachfolger des langjährigen Oberbürgermeisters Karl-Friedrich Binder gewählt wurde, ging der Kandidat Kurt Leibbrandt aus Bietigheim-Bissingen als Sieger hervor. Aufgrund einer Wahlanfechtung, deren nervlicher Belastung er sich nicht aussetzen wollte, trat Leibbrandt noch vor Amtsantritt zurück, und eine erneute Wahl am 13. April 1997 wurde erforderlich, bei der Pelgrim kandidierte. Die Wahl erbrachte keine absolute Mehrheit für einen der Kandidaten; die höchsten Stimmenzahlen hatten Pelgrim und zwei Kandidaten der CDU erzielt. Im zweiten Wahlgang am 27. April 1997 traten alle drei wieder an, und Pelgrim gewann die Wahl mit 39 % der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 56 %. Damit war Pelgrim zum ersten SPD-Oberbürgermeister Schwäbisch Halls gewählt.

Aufgrund von Wahlanfechtungen war er ab dem 1. Juni 1997 zunächst als Amtsverweser tätig; am 12. Juni 1998 wurde er in sein Amt eingesetzt. Bei der Wahl am 6. März 2005 trat er als einziger Kandidat an und wurde mit 93,2 % der Stimmen bei einer niedrigen Wahlbeteiligung von 22,3 % in seinem Amt bestätigt. Am 10. März 2013 wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 34,4 % mit insgesamt 79,2 % der Stimmen für eine dritte Amtszeit wiedergewählt.

Zu den markanten Ereignissen in Pelgrims Amtszeit zählen die Finanzkrise der Stadt Schwäbisch Hall ab 2002 wegen des Ausbleibens von Gewerbesteuerzahlungen der Bausparkasse Schwäbisch Hall als wichtigstem Gewerbesteuerzahler, die Übergabe eines neuen Gebäudes der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall 1998, die Einweihung der Kunsthalle Würth im Jahr 2001 und die der Schwäbisch Haller Moschee im Jahr 2004. Außerdem das Gewerbeprojekt 'Kocherquartier', dessen Gebäudekomplex 2011 eröffnet worden ist sowie die Unterstützung des Baus einer Westumgehung, die zum Teil auf Schwäbisch Haller Gemarkung verläuft und die Innenstadt verkehrlich entlastet. Bei beiden Projekten setzte sich Pelgrim als Verfechter einer urbanen Modernität ein, um nach seinem Dafürhalten die regionale Bedeutung der Stadt zu stärken und zukunftsfähig zu machen. 2019 wurde in seiner Amtszeit das Neue Globe Theater auf dem Unterwöhrd eröffnet.

Von 2005 bis 2019 war Pelgrim baden-württembergischer Landesvorsitzender der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik, dem Zusammenschluss der Kommunalpolitiker in der SPD.

Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 trat Pelgrim als SPD-Kandidat im Landtagswahlkreis Hohenlohe an. Im Fall eines Einzugs in den Landtag von Baden-Württemberg wollte er zugleich Oberbürgermeister Schwäbisch Halls bleiben. Er wurde trotz Stimmengewinnen der SPD in seinem Wahlkreis nicht in den Landtag gewählt.

Im Juli 2020 wurde ein Strafbefehl wegen Untreue und Vorteilsnahme gegen ihn erteilt. Im September 2020 wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage in Höhe von 15.000 € eingestellt.

Zur Oberbürgermeisterwahl 2021 trat er nicht mehr an. Im Rahmen seiner Verabschiedung wurde Pelgrim mit der Goldenen Rathausmedaille der Stadt Schwäbisch Hall ausgezeichnet, als Zeichen der Wertschätzung und der Anerkennung seiner großen Verdienste um die Stadt. Ende September 2021 schied er aus dem Amt aus. Ihm folgte Daniel Bullinger nach.

Einzelnachweise

  1. Oberbürgermeisterwahl 2005 – Endergebnis. (JPEG-Grafik, 799 × 600 Pixel) schwaebischhall.de, abgerufen am 5. Mai 2013.
  2. OB-Wahl 2013 – Stadt Schwäbisch Hall. schwaebischhall.de, abgerufen am 5. Mai 2013.
  3. Richtfest des Kocherquartiers in Schwäbisch Hall – Hohenlohe-ungefiltert ruft zur Diskussion über das “Jahrhundertbauwerk”. In: Hohenlohe ungefiltert. 17. Mai 2010 (bei hohenlohe-ungefiltert.de [abgerufen am 19. März 2012]).
  4. Westumgehung freigegeben. In: Hohenloher Zeitung. 6. Juni 2011 (bei stimme.de [abgerufen am 19. März 2012]).
  5. Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Theater: Neues Globe in Schwäbisch Hall eröffnet: „Es ist schön geworden“. 1. April 2019, abgerufen am 19. August 2021.
  6. Pressemitteilung der SGK vom 4.12.2019. SGK Baden-Württemberg, 5. Dezember 2019, abgerufen am 26. Februar 2020.
  7. Ralf Reichert: Halls OB Pelgrim will in den Landtag. In: Hohenloher Zeitung. 15. April 2010 (bei stimme.de [abgerufen am 16. April 2010]).
  8. „Jochen K. Kübler hat das ja auch ganz gut gemacht“. In: Hohenloher Zeitung. 16. April 2010 (bei stimme.de [abgerufen am 16. April 2010]).
  9. Landtagswahl 2011, Gewählte Bewerber nach Wahlkreisen. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, archiviert vom Original am 23. März 2013; abgerufen am 5. Mai 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. „Strafbefehl gegen Pelgrim Schwäbisch Hall: Darum geht es beim Strafbefehl gegen den Oberbürgermeister“. In: Haller Tagblatt. 2. Juli 2020 (bei swp.de [abgerufen am 4. September 2020]).
  11. „Verdacht der Untreue Strafbefehl gegen Haller OB Hermann-Josef Pelgrim“. In: Stuttgarter Nachrichten. 1. Juli 2020 (bei stuttgarter-nachrichten.de [abgerufen am 4. September 2020]).
  12. „Partnerin sagt im Prozess nicht aus – OB muss Geldauflage zahlen – So kam es zu dem Deal“. In: Haller Tagblatt. 29. September 2020 (bei swp.de [abgerufen am 29. September 2020]).
  13. Wer will Stadtchef in Schwäbisch Hall werden? 13. Januar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021.
  14. Oberbürgermeister Pelgrim mit Goldener Rathausmedaille geehrt: Schwäbisch Hall. Abgerufen am 19. August 2021.

Literatur

  • Alexandra Kaiser, Jens Wietschorke: Kulturgeschichtliches Stadtlexikon Schwäbisch Hall. Swiridoff, Künzelsau 2006, ISBN 3-89929-079-8, S. 30, 71, 183–184.
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