Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Frankenstein | |
Wappen | |
Karte | |
Entstanden aus | Zusammenlegung von Gütern der Familien Breuberg und Weiterstadt.
Um 1240: Erbauung der Burg Frankenstein, 1402: Burggebiet und Amt Nieder-Beerbach werden reichsunmittelbar |
Herrschaftsform | Herrschaft |
Herrscher/ Regierung | Edelherr später Reichsfreiherr |
Heutige Region/en | DE-HE |
Reichskreis | Reichsunmittelbar |
Hauptstädte/ Residenzen | Burg Frankenstein |
Dynastien | Breuberg (Adelsgeschlecht) |
Konfession/ Religionen | römisch-katholisch |
Sprache/n | deutsch |
Aufgegangen in | 1662: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt |
Die Herrschaft Franckenstein war ein historisches Territorium im nördlichen Odenwald. Sie entstand um 1230 aus dem Besitz der Reize von Breuberg, deren Mittelpunkt die Burg Frankenstein war. Konrad II. Reiz von Breuberg und seine Ehefrau Elisabeth von Weiterstadt. nannten sich nach Erbauung der Burg fortan Franckenstein (auch Frankenstein). Die Herrschaft blieb als Kondominium bis ins Jahr 1662 im Besitz der Familie. Nach dem Verkauf der Frankensteiner an den Landgrafen Ludwig VI. (Hessen-Darmstadt) kam sie in den Besitz von Hessen-Darmstadt.
Geschichte
Breuberg
Franckenstein
Ludwig von Luetzelbach war der Ahnherr des Hauses Frankenstein und wird urkundlich im Jahr 1115 das erste Mal erwähnt, sein Nachkomme Wieknand nochmals 1160.
Dessen Enkel Konrad I. und seine Nachkommen erbauten um 1200 die gleichnamige Burg Breuberg und nannten sich in der Folge Herren von Breuberg. Durch die Heirat seines Sohnes Eberhard I. Reiz von Breuberg mit Mechtild (Elisabeth?), einer der fünf Erbtöchter des Landvogts Gerlach II. von Büdingen, im Jahre 1239 verlagerten sich Macht, Besitz und Interessen auch in die Wetterau, wo die Breuberger Arrois, Konrad, Gerlach und Eberhard III. nacheinander das Amt des Landvogtes der Wetterau innehatten.
Konrad II. Reiz von Breuberg bzw. Konrad I. von Frankenstein erbaute die Stammburg des Geschlechtes wahrscheinlich um 1240, benannte sich fortan nach ihr und wurde somit der Begründer der Herrschaft Frankenstein.
Territorium
Das Herrschaftsgebiet der Frankensteiner umfasste Besitzungen in Nieder-Beerbach, Eberstadt, Ockstadt (mit Schloss Ockstadt) bei Friedberg, der Wetterau und dem Hessischen Ried. Unter Frankensteiner Oberherrschaft (Oberherren) standen Eberstadt (heute zu Darmstadt), Nieder-Beerbach (heute zu Mühltal), Ober-Beerbach (heute zu Seeheim-Jugenheim), Schmal-Beerbach (heute zu Lautertal), Stettbach (heute zu Seeheim-Jugenheim), Allertshofen (heute zu Modautal), Bobstadt, Ockstadt sowie Teile Weiterstadts. Darüber hinaus besaßen die Frankensteiner weitere Besitz- und Herrenrechte als Burggrafen in Zwingenberg (Schloss Auerbach), Darmstadt, Groß-Gerau (Schloss Dornberg), Bensheim und Frankfurt am Main, an welche heute noch der Frankensteiner Platz und Frankensteiner Straße im Stadtteil Sachsenhausen erinnern.
Das Herrschaftsgebiet im nördlichen Odenwald war mit Beginn der urkundlichen Überlieferung im Jahre 1252 wohl bereits ausgebildet. Aus der Formulierung des Dokuments „super castro in frangenstein“ („auf der Burg in Frankenstein“) geht jedoch hervor, dass die Burg zu dieser Zeit bereits erbaut war und genutzt wurde. Die genaue Entstehungszeit ist ungewiss; Vermutungen reichen bis in fränkische Zeit zurück.
Kondominium
Im Laufe des 14. Jahrhunderts spaltete sich das Frankensteiner Geschlecht in zwei Linien. Sie teilten daraufhin die Burg nach einem peinlich genau beschriebenen Burgfrieden von 1363. Dennoch waren stetige rechtliche Auseinandersetzungen zwischen den beiden Linien die Folge.
Um das Jahr 1400 stieg der Einfluss der Frankensteiner. Die zu klein gewordene Burg wurde um die Vorburg massiv erweitert und modernisiert. 1402 wurde die Burg, zusammen mit Nieder-Beerbach, Reichslehen bzw. reichsunmittelbar.
Literatur
- J. Friedrich Battenberg: Roßdorf in vormoderner Zeit. Alltag und Konfliktkultur einer hessischen Landgemeinde im 17. und 18. Jahrhundert. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Bd. N.F. 60 (2002), ISSN 0066-636X, S. 29–60.
- Roman Fischer: Findbuch zum Bestand Frankensteinische Lehenurkunden 1251–1812. Kramer, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-7829-0433-8
- Hellmuth Gensicke: Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrücken, Weiterstadt, Lützelbach, Breuberg und Frankenstein. In: Hessische historische Forschungen (1963), S. 99–115.
- Rudolf Kunz: Dorfordnungen der Herrschaft Franckenstein aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sonderdruck aus: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 26, Heft 1, 1958.
- Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen: Landschaften, Personen, Geschichten. Schlapp, Darmstadt-Eberstadt 2002, ISBN 3-87704-050-0.
- Karl Otmar Freiherr von Aretin: Franckenstein, Freiherren von und zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 329 (Digitalisat).
- Anke Stößer: Herrschaften zwischen Rhein und Odenwald. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 (= Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63). Marburg 2014, ISBN 978-3-942225-17-5, S. 152–170, bes. S. 163–165
- (Hrsg.) Geschichtsverein Eberstadt/Frankenstein: Lesebuch zur Geschichte Frankenstein. Burg – Herrschaft – Familie, Darmstadt-Eberstadt 2018.
Einzelnachweise
- 1 2 Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen: Landschaften, Personen, Geschichten, Darmstadt-Eberstadt, Schlapp 2002; ISBN 3-87704-050-0.
- ↑ Neues allgemeines Deutsches Adels - Lexicon im Vereine mit mehreren Historikern herausgegeben von Prof. Dr. Ernst Heinrich Kpeschke. Dritter Band, Seite 321. Leipzig, Verlag von Friedrich Voigt. 1861
- ↑ M. Stimmlng, Mainzer Urk.- Buch I 1932 Nr. 586 und 6(5)
- 1 2 http://www.eberstadt-frankenstein.de/content/014a_herrschaft_frankenstein_lat.pdf Battenberg, Friedrich: „Burg und Herrschaft Frankenstein in vormoderner Zeit, Vortrag beim Festakt zur 750-Jahrfeier der urkundlichen Ersterwähnung der Burg Frankenstein vom 16. August 2002“
- ↑ Entsprechend der Publizierung des Geschichtsvereins Eberstadt-Frankenstein e.V.