Das Heusnerviertel ist ein Wohnquartier im Ruhrgebiet. Bekannt wurde es, als hier in den 1980er Jahren 150 Wohnungen in 40 Häusern besetzt wurden.
Geschichte
Zu Beginn der 1920er-Jahre erbaute im nördlichen Teil der damals noch selbstständigen Gemeinde Weitmar Georg Heusner ein neues Wohnviertel. Die Georgstraße, welche später zur Heusnerstraße umbenannt wurde, ist nach dem Erbauer benannt. Es wurden auch eine evangelische und katholische Schule erbaut, sowie ein evangelischer Friedhof angelegt. Die Gruft der Erbauerfamilie ist auf diesem Friedhof. Das Viertel lag fast komplett eingekreist von der Montanindustrie, zwischen der Zeche Engelsburg, den Westfälischen Stahlwerken, der chemischen Fabrik von Lüttgen und dem Rangierbahnhof Bochum Süd, sowie später der Oberen Stahlindustrie des Bochumer Vereins. Ein Sportplatz und Schrebergärten kamen in den späten 1920er dazu.
In den 1970ern überließ die Stadt Bochum zahlreiche Häuser im Heusnerviertel, die auf der geplanten Trasse des Bochumer Rings standen, Studenten zur vorübergehenden Nutzung. Damit sollte der damals herrschende Mangel an Studentenwohnungen gemildert werden. Als in den 1980er Jahren die Häuser dann wegen des Weiterbaus der Umgehungsstraße abgerissen werden sollten, erfolgte hier eine der größten Hausbesetzungen Deutschlands. Die Räumung erfolgte im November 1986. Danach wurden 40 Häuser mit ca. 150 Wohnungen abgerissen. Auch Teile der Schrebergärten sowie die evangelische Schule wurden für den Bau der Westtangente, die mit Donezk-Ring benannte wurde, abgerissen. Teile der Kohlenstraße wurden umgelegt.
Die ehemalige katholische Schule diente seit der Besetzung als Kulturzentrum, sie blieb erhalten. Das 1982 entstandene Kulturzentrum Thealozzi wird bis heute genutzt. Fast keine der ehemaligen Hausbesetzer leben noch heute im Umkreis des Viertels.
Literatur
- Johannes Habich: Westtangente und Heusnerviertel. Ein Brennpunkt der Bochumer Stadtgeschichte. Selbstverlag, Bochum September 2021 (Buchvorstellung im Audioarchiv – Internet Archive [abgerufen am 26. Juni 2022]).
- Tobias Fetzer: Das Bochumer Heusnerviertel als kommunikativer Erinnerungsort in der Stadt. Bochum März 2020 (archive.org im Textarchiv – Internet Archive [abgerufen am 5. Juni 2022] Masterarbeit an der Ruhr-Universität Bochum).
- Tobias Fetzer: Erinnerung an das Heusnerviertel. Die Hausbesetzer*innenbewegung im Bochum der 1980er Jahre. In: Graswurzelrevolution. 22. Dezember 2020 (graswurzel.net [abgerufen am 5. Juni 2022]).
- Heiko Koch: Heusnerviertel. Porträt eines besetzten Stadtteils 1984–1986. Bochum 2022 (Masterarbeit).
- Heiko Koch: Das Heusnerviertel. Okkupation, Räumung und Abrisse im März 1986. Bochum 2021 (archive.org im Textarchiv – Internet Archive [abgerufen am 5. Juni 2022]).
- Jutta Wallerich: Heusnerviertel. Porträt eines Stadtteils. (= Vereinigung für Heimatkunde Bochum [Hrsg.]: Bochumer Heimatbuch. Band 8). Bochum 1985 (kortumgesellschaft.de).
Weblinks
- Stefan Laurin: Finanzskandal und Heusnerviertel-Abriss., 21. Juli 2009
- Historisches Plakat
- „Tanz auf dem Vulkan“ im Videoarchiv – Internet Archive – 1987er Dokumentation des Filmkollektivs Videotie über die Besetzung des Bochumer Heusnerviertels
- Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt: Vor 30 Jahren: Politik, Polizei und die Räumung des Heusner-Viertels, 22. November 2016
- Podcast: Bochum – die Besetzung des Heusnerviertels bei SoundCloud
- Homepage des Kulturhaus Thealozzi
Einzelnachweise
- ↑ Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster: Bochumer Straßennamen - Herkunft und Deutung. Hrsg.: Stadt Bochum, Die Oberbürgermeisterin. Eigenverlag, Bochum 2014 (Ausgabe auf einer CD-Rom).
- 1 2 Stadtgeschichtliche Karten auf dem Geoportal der Stadt Bochum
- ↑ 1986-11-20 - Räumung des Heusner-Viertel. Eintrag in der bebilderten Chronik der Stadt Bochum. In: flickr Auftritt der Stadt Bochum. 6. Juni 2021, abgerufen am 9. Oktober 2023.
Koordinaten: 51° 28′ 16,6″ N, 7° 11′ 24,4″ O