Horo oder Hora (bulgarisch хоро, horo, choro; mazedonisch-kyrillisch оро; rumänisch horă) sind verschiedene Reigen oder Kreistänze, die vorwiegend aus den Balkanstaaten stammen. Tänze dieser Art findet man als Horo oder Choro in Bulgarien und Nordmazedonien, als Horă in Rumänien und der Republik Moldau sowie als Hora im Nordwesten der Türkei. Der Name stammt von der chorea (χορεία), dem altgriechischen Reigentanz, der ursprünglich vom Gesang der Tänzer (vgl. Chor) begleitet wurde. Seine Entsprechung in den anderen südslawischen Nachbarstaaten ist der Kolo.

Bulgaren

Die traditionellen bulgarischen Volkstänze werden in zwei Gruppen kategorisiert: die Hora (bulg. Sg. хоро, Pl. хора/Chora) und die Ratschenitzi (sg. ръченица/pl. ръченици). Die letzteren waren ursprünglich Solotänze, werden heute aber auch wie die Hora in Kreis oder Reihe getanzt. Die unzähligen bulgarischen Hora werden im offenen Kreis oder in gerader kurzer Reihe in Hand-, Gürtel- oder Kreuzfassung getanzt. Die allgemeine Tanzrichtung ist fast immer nach rechts; diese Regel gilt so grundsätzlich, dass Tänze, die nach links getanzt werden, auffallen und oft einen entsprechenden Zusatz im Namen haben: z. B. "Ljawata" (zu dt. "die linke") von ljawo (bulg. ляво) "links". Am rechten Ende tanzt der "Tanzführer", der den Weg der Tänzerkette vorgibt und ggf. die Figuren ansagt. Die Schrittkombinationen, Tanzfiguren, Tempi und Rhythmen der bulgarischen Horos sind äußerst vielfältig und unterscheiden sich im Stil von Region zu Region.

Während der über 500-jährigen osmanischen Herrschaft hatte der Horo für die Bulgaren eine eminente gemeinschaftsbildende und identitätsstiftende Funktion. Mit der Teilnahme am Horo auf dem Dorfplatz gehörte man zur Gemeinschaft der christlichen Bulgaren, in Abgrenzung zu den muslimischen Türken.

Wenn sehr viele Menschen an einem bulgarischen Horo teilnehmen, fassen sie sich an den Händen und bilden eine gewundene Reihe, die die gesamte Tanzfläche ausfüllt. Gemäß der überlieferten Tanztradition führte der Tanzführer am rechten Ende die Reihe zu einer Spirale (bulg. хоро се вие/horo se wie, zu dt. etwa: der Horo wickelt sich auf), die sich allmählich immer enger zuzieht, wendet sich dann in der Mitte um und „wickelt den Horo“ wieder ab. Das Orchester spielt so lange, wie das dauert, und das können gelegentlich 10 bis 15 Minuten sein, wobei eine Melodie die andere ablöst. Auch Schlangenlinien oder andere Raumwege sind möglich, ganz nach dem Belieben des Tanzführers.

Zu den bulgarischen Horos gehören unter anderem:

Rumänen

In Rumänien gehört die Hora zu den traditionellen Tänzen. Es ist eine ländliche Ronde, die alle Anwesenden in einem großen geschlossenen Kreis vereint. Die Tänzer und Tänzerinnen halten sich an den Händen, machen diagonale Schritte, vorwärts und rückwärts, und drehen den Kreis in der Regel gegen den Uhrzeigersinn (nach rechts). Die Teilnehmenden singen dabei den Text des Liedes und werden von Musikanten mit Hackbrett, Akkordeon, Geige, Bratsche, Kontrabass, Saxophon, Trompete und Panflöte begleitet.

Die Hora wird an Hochzeiten und an großen Volksfeiern getanzt. Eine der bekanntesten ist die Hora Unirii.

Türken

Auch in der Türkei ist der Tanz bekannt, Ursprung in den nordwesttürkischen Gebieten der Türkei. Dieser Tanz wird Hand in Hand oder Arm in Arm in Reihe getanzt.

Literatur

  • Herwig Milde, Belčo Stanev: Die bulgarische Tanzfolklore. Balsies, Kiel 2004, ISBN 3-925594-58-2.
  • Mercia MacDermott: Bulgarian Folk Customs. Jessica Kingsley, London 1998, ISBN 1-85302-486-4.
  • Ivan Donkov: Folk Dances from the Region of Veliko Tarnovo, Bulgaria. Chervenakov, Veliko Târnovo 1997, ISBN 954-8877-20-1.
Commons: Hora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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