Horst Stobbe (* 1884; † 1974) war ein deutscher Buchhändler, Antiquar und Verleger.

Wirken

Stobbe war seit 1909 Mitbesitzer der medizinischen Fachbuchhandlung Ottmar Schönhuth in München. Mit Hans von Weber und Ernst Rowohlt erörterte er 1912 den Plan, einen neuen Typ von Buchhandlung zu eröffnen, wo sich Bücherfreunde – in kultivierter Umgebung und bequem sitzend – unterhalten konnten. Als Namen dieses Typs Buchhandlung erkoren sie den Begriff „Bücherstube“, der bereits in alten Druckereien für Räume zum Trocknen feuchter Bögen geläufig war. Bereits zu Weihnachten 1912 konnte die in der Ludwigstraße 17A der Maxvorstadt eröffnete „Bücherstube am Siegestor“ in der Zeitschrift Der Zwiebelfisch beworben werden. Seinen Namenszusatz hatte das Lokal, das rasch zu einem Anlaufpunkt der symbolistischen Literaturszene und der Bibliophilen Münchens avancierte, nach dem nahe gelegenen Siegestor erhalten. Rainer Maria Rilke zählte zu seinen ständigen Kunden. Das Lokal, das auch für Ausstellungen genutzt wurde, war Namensgeber der von Stobbe mit Ernst Schulte Strathaus, Günther Hildebrandt und Paul Renner herausgegebenen bibliophilen Zeitschrift Die Bücherstube (1919–1927), deren sechs Hefte eines Jahrgangs im Wechsel mit der Zeitschrift Der grundgescheute Antiquarius erschienen. Neben diesen Zeitschriften erschien ein Almanach der Bücherstube.

Stobbe war Mitglied der 1908 gegründeten Gesellschaft der Münchner Bibliophilen, als deren Geschäftsführer und Sekretär er nach 1912 fungierte. Nachdem diese Gesellschaft 1913 auseinandergefallen war, gründete er mit Carl Georg von Maassen, Rolf von Hoerschelmann, Carl Graf von Klinckowström, Ernst Schulte Strathaus, Hanns Floerke, Heinrich Ehlers, Günther Hildebrandt und Willy Wiegand die Gesellschaft der Münchner Bücherfreunde (1923–1931).

Schriften (Auswahl)

  • Oskar Panizzas literarische Tätigkeit. Ein Bibliographischer Versuch. Privatdruck, München 1925.
  • als Hrsg. mit Friedrich Lippert: In memoriam Oskar Panizza. München 1926.
  • Die Gesellschaft der Münchner Bibliophilen. In: Imprimatur, NF VI, 1969, S. 49 f.
  • Die Gesellschaft der Münchner Bücherfreunde. In: Imprimatur, NF VII, 1972, S. 68

Literatur

  • Heinz Sakowski: „Die Bücherstube“. Blätter für Freunde des Buches und der zeichnenden Künste. In: Imprimatur, NF V, 1967

Einzelnachweise

  1. Reinhard Wittmann: Hundert Jahre Buchkultur in München. S. 95
  2. Georg Jäger, mit Beiträgen von Angelika Eyselein und Christine Haug: Der Sortimentsbuchhandel. In: Historische Kommission (Hrsg.): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2010, ISBN 978-3-598-24804-7, S. 151 (Google Books)
  3. Christine Haug, Wulf D. von Lucius: Verlagsbeziehungen und Publikationssteuerung. In: Achim Aurnhammer, Wolfgang Braungart, Stefan Breuer, Ute Oelmann (Hrsg.): Stefan George und sein Kreis. Walter de Gruyter, München 2012, ISBN 978-3-11026-834-8, S. 427 (Google Books)
  4. Dieter Sudhoff, Nachwort in: Adolf von Hatzfeld: Die Lemminge. Igel Verlag, Paderborn 1993, ISBN 3-927104-49-3, S. 174 f.
  5. Hanns Arens: Unsterbliches München. Streifzüge durch 200 Jahre literarisches Leben der Stadt. München 1968, S. 705
  6. Zum Jahreswechsel 1916/1917 diente die „Bücherstube am Siegestor“ als Ausstellungslokal für den „Kriegsmaler“ Adolf Jutz.– Vgl. Webseite Ausstellung Adolf Jutz im Portal leo-bw.de, abgerufen am 30. Dezember 2014
  7. Thomas Dietzel: Deutsche literarische Zeitschriften 1880–1945. Band 1, K. G. Saur Verlag, München 1988, S. 220 f. (Google Books)
  8. Eberhard Köstler: Bücher Bücher Bücher Bücher. Aus der Blütezeit der Münchner Bibliophilie. Festvortrag vom 25. Mai 2008, München (PDF), abgerufen im Portal autographs.de am 30. Dezember 2014
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