Hotel OloffsonVorlage:Infobox Hotel/Wartung/Name fehlt
Stadt Port-au-Prince, Haiti Haiti
Adresse Ave. Christophe, 60
Hotelinformationen
Eröffnung 1935
Leitung Richard A. Morse
Ausstattung

Koordinaten: 18° 31′ 46,6″ N, 72° 20′ 16″ W

Das Hotel Oloffson liegt im Zentrum der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. 1935 eröffnet wurde das Oloffson Vorbild für den Schauplatz von Graham Greenes Roman Die Stunde der Komödianten.

Geschichte

Das Gebäude wurde im späten 19. Jahrhundert als Privathaus der Familie Sam erbaut. Das Hauptgebäude ist ein Herrenhaus im typischen Gingerbread-Stil in einem üppigen tropischen Garten.

Tirésias Simon Sam, das Oberhaupt der angesehenen und einflussreichen Familie Sam, war von 1896 bis 1902 Präsident von Haiti. Das Haus wurde von Tirésias Sohn, Demosthenes Simon Sam, erbaut. Die Sams bewohnten die Villa bis 1915.

Im Ersten Weltkrieg befürchteten die Vereinigten Staaten, dass die haitianische Regierung von Rosalvo Bobo übernommen werden könnte, der als Sympathisant des Deutschen Reichs galt. Das United States Marine Corps besetzte deswegen Port-au-Prince und nutzte das Herrenhaus der Familie Sam als Militärkrankenhaus.

Nach dem Ende der amerikanischen Besatzung (1934) wurde das Haus 1935 an Werner Gustav Oloffson, einen schwedischen Kapitän, verpachtet, der es mit seiner Frau Margot und seinen beiden Söhnen Olaf und Egon zu einem Hotel umbaute. In den 1950er Jahren übernahm Roger Coster, ein französischer Fotograf, den Pachtvertrag für das Hotel und führte es mit seiner haitianischen Frau Laura weiter. Das Hotel wurde als das „Greenwich Village der Tropen“ bekannt und zog Schauspieler, Schriftsteller und Künstler an. Einige der Suiten im Hotel wurden nach den Künstlern und Schriftstellern benannt, die das Hotel besuchten, darunter Graham Greene, James Jones, Charles Addams und John Gielgud.

Der gebürtige New Yorker Al Seitz erwarb im Jahr 1960 den Pachtvertrag für das Hotel. In den 1970er und frühen 1980er Jahren erlebte das Hotel eine Phase besonderer Beliebtheit. Berühmtheiten wie Jacqueline Kennedy Onassis und Mick Jagger waren regelmäßige Gäste, und wie Coster vor ihm benannte Seitz seine Lieblingszimmer im Hotel nach berühmten Gästen. Als Al Seitz im Jahr 1982 starb, führte seine Witwe Suzanne Laury das Hotel weiter. Da sich der Druck der Diktatur von François und Jean-Claude Duvalier immer stärker auf das Land auswirkte, versiegte jedoch der ausländische Tourismus. Das Hotel überlebte, indem es als begehrter Aufenthaltsort für ausländische Reporter und Entwicklungshelfer diente, die eine sichere Unterkunft im Stadtzentrum benötigten.

Im Jahr 1987 unterzeichnete Richard A. Morse mit Hilfe seines Halbbruders Jean Max Sam einen Pachtvertrag über 15 Jahre, um das Hotel Oloffson, das nach den letzten Jahren des Duvalier-Regimes fast verfallen war, neu aufzubauen. Bei der Wiederaufnahme des Hotelbetriebs stellte Morse eine lokale Folkloretanzgruppe ein und baute sie langsam zu einer Rasin-Band um. Richard Morse wurde Songschreiber und Leadsänger und der Name der Band, RAM, geht auf seine Initialen zurück. Die Band wurde durch ihre Protestmusik während der Militärdiktatur von Raoul Cédras von 1991 bis 1994 bekannt. Während der politischen Umwälzungen in Haiti in den 1990er Jahren wurde der regelmäßige Auftritt von RAM am Donnerstagabend im Hotel zu einem der wenigen regelmäßigen gesellschaftlichen Ereignisse in Port-au-Prince, bei denen Menschen mit unterschiedlichen politischen Positionen und Zugehörigkeiten zusammenkommen konnten. Zu den regelmäßigen Besuchern der Aufführungen gehörten ausländische Gäste des Hotels, Mitglieder des Militärs, ehemalige Tonton Macoutes, Pressevertreter, Diplomaten, Entwicklungshelfer, Künstler und Geschäftsleute.

Bei dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 wurde das Hotel Oloffson beschädigt. Richard Morse war über das soziale Netzwerk Twitter eine wichtige Quelle für Nachrichten aus dem Katastrophengebiet. In einem Post vom 12. Januar schrieb er: „Unsere Gäste sitzen draußen in der Einfahrt... keine ernsthaften Schäden hier im Oloffson, aber viele große Gebäude in der Nähe sind eingestürzt“. Das Hotel war eines der wenigen Hotels in Port-au-Prince, das noch stand.

Das Hotel in Literatur und Medien

  • Das Hotel Oloffson inspirierte Graham Greene, der in seinem Roman Die Stunde der Komödianten daraus das fiktive Hotel Trianon machte.
  • Der Cartoonist des The New Yorker, Charles Addams, die „Lebkuchenfassade des Oloffson“ als Vorlage in seinen Zeichnungen.
  • Das Hotel Oloffson kommt vor in Max Hardbergers Autobiografie SEIZED! A Sea Captain’s Adventures Battling Scoundrels and Pirates While Recovering Stolen Ships in the World’s Most Troubled Waters.
  • Erwähnt wird das Hotel auch in Kurt Vonneguts Roman Deadeye Dick (1982, deutscher Titel Zielwasser), ebenso in Bob Shacochis Roman The Woman Who Lost Her Soul.

Literatur

  • Michael Deibert: Notes from the Last Testament: The Struggle for Haiti. Seven Stories Press, New York 2005, ISBN 1-58322-697-4.
  • Bob Shacochis: The Immaculate Invasion. Penguin Publishing, New York 1999, ISBN 0-14-024895-1.
Commons: Hotel Oloffson, Port-au-Prince – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sascha Lehnartz: Das "Hotel Oloffson" ist ein Lichtblick für ganz Haiti. In: Die WELT. 1. März 2010, abgerufen am 5. Juli 2022.
  2. Vergane Glorie. In: ReisWijs. 7. Dezember 2013, abgerufen am 5. Juli 2022 (niederländisch).
  3. Emily Bauman: Hotel Oloffson. In: Visit Haiti. Oktober 2020, abgerufen am 5. Juli 2022 (englisch).
  4. Stefan Klein: Voodoo-Palace. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 5. Juli 2022.
  5. Thomas Wagner: Charme im Elend. In: Deutschlandfunk. 15. Januar 2012, abgerufen am 5. Juli 2022.
  6. Bob Shacochis: Haiti. In: New York Travel. New York Magazine, 26. April 2004, archiviert vom Original; abgerufen am 5. Juli 2022 (englisch).
  7. Max Hardberger: Seized: A Sea Captain’s Adventures Battling Scoundrels and Pirates While Recovering Stolen Ships in the World’s Most Troubled Waters. Broadway Books, 2010, ISBN 978-0-7679-3138-0.
  8. Amy Wilentz: The Unquiet Americans. In: The New York Times. 20. September 2013, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 5. Juli 2022]).
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