Bahnhof Haora
Blick auf das Hauptgebäude vom Fluss Hugli
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof (Nah- und Fernverkehr)
Lage im Netz Knotenbahnhof
Bauform Kopfbahnhof
Bahnsteiggleise 25
Abkürzung HWH
Eröffnung 1854
Architektonische Daten
Architekt Halsey Ricardo
Lage
Ort/Ortsteil Haora
Staat Indien
Koordinaten 22° 34′ 58″ N, 88° 20′ 34″ O
Höhe (SO) 12 m
Eisenbahnstrecken
  • Howrah–Delhi
  • Howrah–Nagpur–Mumbai
  • Howrah–Chennai
  • Howrah–Allahabad–Mumbai
  • Howrah–New Jalpaiguri
  • Howrah–Gaya–Delhi
  • Grand Chord
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Bahnhof Haora

Bahnhof Haora, bei Indian Railways Howrah Junction Railway Station bezeichnet, bengalisch হাওড়া জংশন রেলওয়ে স্টেশন Hāoṛā Jaṃśan Reloẏe Sṭeśan, ist mit bis zu 600 Zügen und einer Million Passagieren pro Tag einer der größten und zugleich ältesten Bahnhöfe in Indien. Der Kopfbahnhof befindet sich auf dem Stadtgebiet von Haora im Bundesstaat Westbengalen am westlichen Ufer des Flusses Hugli. Auf der gegenüberliegenden Uferseite erstreckt sich die Millionenstadt Kalkutta und der Bahnhof dient mit seinen 25 Gleisen in Indischer Breitspur an 23 Bahnsteigen der Metropolregion als zentraler Eisenbahnknotenpunkt.

Geschichte

Die Überlegungen zum Bau der Station Haora entstanden in den 1850er Jahren als Ausgangspunkt für eine Eisenbahnlinie entlang des Flusses Hugli nach Pandua über Hugli. Dem vorausgegangen war die Verschmelzung der beiden regionalen Eisenbahnunternehmungen East Indian Railway Company und Great Western of Bengal Railway. Am 17. Juni 1851 legte dazu George Turnbull, der Chefingenieur der East Indian Railway, mit seinem Team die Pläne für einen Bahnhof am Ufer des Hugli den Regierungsbehörden vor. Obwohl diese sich zuerst – die Entwicklung und Bedeutung der Eisenbahn allgemein unterschätzend – ablehnend gegen das Projekt und den für die Umsetzung notwendigen, teuren Grunderwerb am Flussufer aussprachen, konnten sie nach einer Überarbeitung der Pläne im Mai 1852 überzeugt werden und die Errichtung der Anlagen wurde im Oktober ausgeschrieben. Am 18. Juni 1853 startete die erste Lokomotive vom Bahnhof zu Testfahrten und am 15. August 1854 fuhr der erste offizielle Zug auf der neuen Strecke nach Hugli.

In den ersten Jahren waren die Bahnhofsgebäude noch karg und sehr pragmatisch auf die Wartung und den Betrieb des Rollmaterials ausgelegt. Der Bahnhof selber war ein schlichter Bau aus rotem Backstein mit Wellblechdach und einem Bahnsteig. Anfangs mussten die Passagiere zum Kauf der Fahrkarten sogar die Flussseite wechseln, da sich nur dort ein Schalter der Eisenbahngesellschaft befand. Die Anlagen wurden mit der rapiden Entwicklung der Eisenbahn sukzessive erweitert und es kamen in den Jahren 1865 und 1895 weitere Bahnsteige hinzu.

Eine rasante Bevölkerungsentwicklung in der Region, die boomende Wirtschaft und das immer weiter wachsende Netz der Eisenbahnen mit Strecken, die zwischenzeitlich von Haora bis Delhi und Nagpur verliefen, führten zu rasant wachsenden Passagierzahlen. Als am 19. April 1900 mit der Eröffnung der Eisenbahnbrücke über den Fluss Rupnarayan noch eine Anbindung bis nach Mumbai hinzu kam, wurde beschlossen, den neuen Anforderungen mit einem kompletten Neubau entgegenzutreten.

Der britische Architekt Halsey Ricardo entwarf daraufhin 1901 das neue Gebäude mit ausladender, repräsentativer Front zum Fluss hin, welches auch heute noch die Erscheinung des Bahnhofs prägt. Dieses bot Raum für sechs Bahnsteige in der ersten Ausbaustufe, sowie für vier weitere in einer zweiten Ausbaustufe, mit insgesamt 15 Gleisen. Am 15. Dezember 1905 wurde das Gebäude dann feierlich eröffnet.

1969 wurde Haora in das Netz der prestigeträchtigen Rajdhani-Nachtzüge eingebunden und der erste Zug dieser Art verließ den Bahnhof am 3. März des Jahres. (Siehe auch: Howrah–New Delhi Rajdhani Express.)

In den 1980er Jahren wurde die erneute Erweiterung des Bahnhofs notwendig, da allein die Einwohnerzahl von Kalkutta auf über 3,3 Millionen Menschen angewachsen war. So wurde bis 1984 ein weiteres Terminal mit acht neuen Bahnsteigen auf der Südseite des Bahnhofs angefügt, ergänzt von einem zusätzlichen Ankunftsgebäude parallel der Uferlinie. Dieses trägt den Namen Yatri Niwas und passte sich mit seiner roten Farbgebung, ausladenden Bögen und einfassenden Türmen an den Ecken dem bestehenden Gebäudeensemble an.

Erneute Aus- und Umbauten kamen 1992 und 2009 hinzu. Die Gesamtanzahl der Bahnsteige erhöhte sich 1992 zuerst auf 19, und nach der Jahrtausendwende auf 23 mit den heute nunmehr 25 Gleisen.

Aufbau

Bahnhofsgebäude

Der Bahnhof ist Hauptsitz der indischen Eastern Railway, einer Regionalgesellschaft der Indian Railways und beherbergt in den Hauptgebäuden entlang des Ufers neben den Einrichtungen für den Passagierverkehr und die Versorgung der Reisenden entsprechende Büros und Kommunikationseinrichtungen der Bahngesellschaft. Diese befinden sich vornehmlich in den oberen Etagen.

Für den Bahnbetrieb besitzt der Bahnhof 23 Bahnsteige. Nr. 1 bis 16 sind dabei im alten, 1905 fertiggestellten Komplex, der als „Terminal 1“ bezeichnet wird. Dieses dient dem Nah- und Fernverkehr der Eastern Railway und den Nahverkehrszügen der South Eastern Railway. Die Bahnsteige 17 bis 23 befinden sich im 1984 an der Südseite errichteten Gebäude. Dieses trägt den Namen „Terminal 2“ und von hier aus starten die Fernzüge der South Eastern.

Zwischen den beiden Hauptgebäuden, wie auch zwischen den später angebauten Bahnsteigen, befinden sich große, überdachte Wartebereiche für die Reisenden. Für Transitpassagiere mit längerem Aufenthalt existiert im Yatri Niwas (Terminal 2) ein Hotel mit Schlafsaal sowie Einzel- und Doppelzimmern. Ergänzt wird dieses von einem klimatisierten Loungebereich mit Balkonblick auf die Skyline von Kalkutta und die nahe gelegene Brücke Rabindra Setu über den Hugli.

Umfeld

Im Osten verläuft die Station Road entlang des Ufers, an die sich nordseitig die Rampe der 1943 gebaute Rabindra Setu Brücke anschließt, sowie ein Busbahnhof. Im Westen der Gleisanlagen quert mit der Bankim Setu eine Hochstraße das Areal, von der aus zwei Rampen auf Zufahrtsstraßen zum Bahnhof führen. Diese enden im Norden zwischen den Bahnsteigen 8 und 9, sowie im Süden zwischen den Bahnsteigen 21 und 22.

Innerhalb des Bahnsteigfeldes vor Terminal 2 (Bahnsteige 14 bis 17) wird zurzeit eine Metrostation gebaut und eine 130 m lange Fußgängerbrücke verbindet die verbliebenen Bahnsteige. Es ist vorgesehen, dass die Linie 2 der Metro Kolkata bis unter den Bahnhof verlegt wird. Nach dem Abschluss der Arbeiten Ende 2020 wird es sich mit einer Tiefe von 30 m um die tiefste U-Bahn-Station Indiens handeln.

Im Süden folgen Anlagen für die Wartung und Instandsetzung. Den Abschluss des Bahnhofsareals in dieser Richtung bildet seit 2005 ein regionales Eisenbahnmuseum der Eastern Railway.

Fahrzeuginstandhaltung

Zum Bahnhofsareal zählen zwei Lokschuppen. Die Anlage für Diesellokomotiven kann bis zu 84 Triebfahrzeugen unterstand gewähren. Der Bereich für E-Loks kann 96 Einheiten aufnehmen. Unter anderem werden hier Lokomotiven der Typen WAP-4, WAP-5 und WAP-7 gewartet. Zusätzlich existiert eine Halle für die Unterbringung und Wartung von bis zu 20 Triebwagen.

Verkehrsanbindung

Die Eastern Railway betreibt im Nahverkehr von Haora – unter anderem – Zugverbindungen nach Belur Math, Tarakeswar, Arambagh, Goghat, Katwa, Bandel, Sheoraphuli, Bardhaman und Serampore. Dazu kommen Post- und Expressverbindungen nach Zentral-, Nord- und Nordostindien.

Die South Eastern Railway fährt im Nahverkehr nach Amta, Mecheda, Panskura, Haldia, Tamluk, Medinipur und Kharagpur. Im Fernverkehr besteht hier Verbindung nach West- und Südindien, unter anderem über die Great Indian Peninsula Railway, die bis nach Mumbai und Chennai führt. Aus Sicht des Streckennetzes dient der Bahnhof als Ausgangspunkt für die Hauptstrecken nach Delhi, Mumbai, Chennai und Guwahati.

Mit Fertigstellung der U-Bahn-Station wird die Linie Zwei der Metro Kolkata unter dem Bahnhof halten. Darüber hinaus existiert ein zentraler Busbahnhof im Norden des Bahnhofs und diverse Bushaltestellen rund um das Gelände. An der Uferseite befindet sich ein Fähranleger.

Bis 1992 existierte auch eine Straßenbahnanbindung über die Rabindra Setu Brücke nach Kalkutta. Nachdem deren Tragfähigkeit aber aufgrund der sehr starken Verkehrsbelastung in Frage stand, wurde der Tramverkehr eingestellt.

Siehe auch

  • Fairy Queen, älteste betriebsbereite Dampflokomotive, die bis 1943 vor dem Bahnhof ausgestellt war.
Commons: Haora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Historical Perspective – The First Journey. Eastern Railway, 11. September 2018, archiviert vom Original am 28. Dezember 2018; (englisch, Abriss der Geschichte der indischen Eastern Railway mit dem Bahnhof Haora als Hauptsitz).
  • Flyer des örtlichen Eisenbahnmuseums

Einzelnachweise

  1. The daily commute at Howrah Station is on a biblical scale as half a million passengers pour off trains. mirror.co.uk, abgerufen am 15. April 2020.
  2. Passengers run riot in Howrah. telegraphindia.com, abgerufen am 15. April 2020.
  3. 1 2 3 Howrah Railway Junction Station, Howrah, 1854. puronokolkata.com, abgerufen am 15. April 2020.
  4. George Turnbull, C. E: Memoirs, S: 110, 121 - 127. privat verlegt, 1893.
  5. 1 2 3 HOWRAH STATION: Detailed information regarding available Passenger Amenities. indianrailways.gov, 29. November 2019, abgerufen am 15. April 2020.
  6. A bridge over Roopnarayan. Telegraph India, online edition, abgerufen am 16. April 2020.
  7. Rule Britannia. tripod.com, abgerufen am 15. April 2020.
  8. Howrah Station is veritably the heartbeat of Kolkata. thehindubusinessline.com, 6. Juli 2011, abgerufen am 15. April 2020.
  9. Howrah-New Delhi Rajdhani Express completes glorious 50yrs in passenger service. uniindia.com, 4. März 2019, abgerufen am 15. April 2020.
  10. EASTERN RAILWAY – A BRIEF PROFILE. er.indianrailways.gov.in, 18. März 2020, abgerufen am 16. April 2020.
  11. Kolkata Metro’s Howrah station by Indian Railways is India’s deepest subway station! financialexpress.com, 19. August 2019, abgerufen am 16. April 2020.
  12. India's deepest Metro station comes up 30m below Howrah railway station. indiatimes.com, 13. August 2019, abgerufen am 16. April 2020.
  13. Rail Museum2.pdf. (PDF) er.indianrailways.gov.in, abgerufen am 16. April 2020.
  14. Organisation Chart of Rolling Stock. er.indianrailways.gov.in, 18. Februar 2020, abgerufen am 16. April 2020.
  15. Request for Empanelment (RFE) for Preparation of Station Development Plan for railways stations under Indian Railways, Apendix-I, S. 17. (PDF) AECom, abgerufen am 16. April 2020.
  16. Hosanna to Howrah Bridge! (Memento vom 17. November 2011 im Internet Archive)
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