Hund |
---|
Francisco de Goya, 1820/1823 |
Öl auf Putz auf Leinwand übertragen |
134 × 80 cm |
Museo del Prado, Madrid |
Hund (spanisch: El perro oder Perro semihundido) ist der Titel eines Gemäldes von Francisco de Goya, entstanden zwischen 1820 und 1823. Es gehört zum Ensemble der sogenannten Pinturas negras und befindet sich im Museo del Prado in Madrid.
Hund
Das Gemälde zeigt einen Hundekopf im Profil, der Rest des Tiers wird durch eine diagonal angelegte Fläche verdeckt. Der Hund schaut nach oben rechts ins Bild, wo nichts zu sehen ist. Der Hund und die ihn verdeckende Fläche, angelegt in erdigen, grauen Farbtönen, bilden das untere Fünftel des Bildes; der gesamte obere Teil des Gemäldes ist in Ocker- und Brauntönen ausgeführt, mit Beimischungen von Blau und Grün, und bildet eine leere Fläche.
Das schmale Hochformat mit dem Hundekopf gehört zu einem Ensemble von zweimal sieben Arbeiten Goyas, die in der Kunstgeschichte als Pinturas negras, die Schwarzen Gemälde, geführt werden. Der Maler arbeitete sie zwischen 1820 und 1823 auf den Putz in den beiden Stockwerken seines Landhauses Quinta del Sordo (Landhaus des Tauben) bei Madrid. Der Hund hing im oberen Stockwerk, flankiert von zwei großen Arbeiten, die über Landschaften schwebende Figurengruppen zeigen. Die schwarzen Gemälde werden als „gemalte Raumerforschungen“ angesehen, in denen der Hund in der „sturzflutartigen Leere“ mit „scheuem Blick“ eine Verheißung darstelle: „In seiner Sehbegierde steckt die des Malers.“
Provenienz
Im Februar 1819 hatte Goya das Landhaus erworben und die beiden Räume im Erd- und Obergeschoss mit je sieben Gemälden auf dem Putz ausgestattet. Ab 1824 lebte Goya bis zu seinem Tod 1828 in Bordeaux, die Gemälde blieben im Landhaus zurück. 1860 wurden sie abgenommen und nach ihrer Restaurierung einzeln auf Leinwände gebracht. 1878 waren sie auf der Weltausstellung in Paris zu sehen, fanden dort aber keine Beachtung. 1881 schenkte sie der Besitzer, Frédéric Emile Baron d’Erlanger, dem spanischen Staat; sie wurden in den Prado verfügt. Nach ihrem Verfall wurde die Quinta del Sordo 1909 endgültig abgerissen.
Rezeption
Der spanische Künstler Antonio Saura war ein großer Bewunderer von Goya und rezipierte das Hundebildnis ab 1967 mehrmals malerisch. Saura beschrieb das Gemälde als „das schönste Bild der Welt.“ Ein weiterer Landsmann Goyas, der Maler Rafael Canogar, nannte das Bild ein „visuelles Gedicht“ und klassifizierte es als „das erste symbolistische Werk des Abendlandes.“
Das New York Times Magazine veröffentlichte 2003 die These des spanischen Kunsthistorikers Juan José Junquera, die Pinturas negras, also auch der Hund, seien Fälschungen. Die Behauptung, die Gemälde seien nach Goyas Tod entstanden, leitete der Kunstwissenschaftler aus der Erforschung der Quellen zur Geschichte des Landhauses und der Restaurierungsgeschichte der Bilder her.
Literatur
- Werner Hofmann: Goya. Vom Himmel durch die Welt zur Hölle. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-48619-3, S. 231–246.
Weblinks
- Bildbeschreibung beim artinspector
- Der Hund in der Online-Galerie des Prado: spanisch/englisch
- Virtuelle Rekonstruktion der Quinta del Sordo mit den Pinturas negras (spanisch)
Einzelnachweise
- ↑ Werner Hofmann: Goya (2003), S. 238
- ↑ Werner Hofmann: Goya (2003), S. 231
- ↑ Rafael Fraguas: Visita a la Quinta del Sordo, elpais.com, abgerufen am 15. April 2018
- ↑ Abbildungen siehe Website Antonio Saura: Link gemälde→goya
- ↑ Susana Calvo Capilla: Un perro semihundido. 23. November 1999, abgerufen am 4. Dezember 2009 (spanisch).
- ↑ Arthur Lubow: The Secret of the Black Paintings. In: New York Times Magazine, 27. Juli 2003 (englisch); abgerufen 25. November 2009