Als Hungerturm wird vor allem in Berlin und im Ruhrgebiet eine rundum verglaste, mehrstöckige Vitrine bezeichnet, die in Kneipen seit Ende des 19. Jahrhunderts traditionell auf dem Tresen zu finden ist und kleine, deftige Speisen wie Rollmöpse, Salzgurken, Schmalzbrote, Soleier, Buletten und Mettwürstchen für die Gäste enthält. Die scherzhafte Bezeichnung geht auf die Hungertürme Gefängnisbauten von Burgen oder an Stadtmauern – zurück.

Manche Hungertürme waren wie ein Eisschrank aufgebaut. In ein Fach, das auf die Vitrine aufgesetzt wurde, wurde Eis eingefüllt. Das geschmolzene Eiswasser wurde durch dünne Rohrleitungen in die Theke abgeleitet und kühlte dabei die ausgestellten Speisen. Der Maler Heinrich Zille zeichnete in seinen Berliner Kneipenszenen mehrfach derartige Vitrinen.

Hungertürme verschiedener Ausführungen sind in zahlreichen Ausstellungen und Museen als Exponate ausgestellt. Im Panoptikum, das Karl Valentin am 21. Oktober 1934 eröffnete, wurde beispielsweise ein derartiger Hungerturm ausgestellt.

  • Benjamin Pritzkuleit: Berliner Hungerturm - tip-berlin.de. Essen und Trinken in Berlin. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tip-berlin.de. GCM Go City Media GmbH, 7. Januar 2020, archiviert vom Original am 12. Juli 2020; abgerufen am 17. Dezember 2020.
  • Begriffe des Berlinerischen
  • Ausstellung zur Köpenicker Gaststättengeschichte mit Bildern eines restaurierten Hungerturms

Einzelnachweise

  1. Gourmet-Streifzüge durch Berlin-Brandenburg. (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) Essen und Trinken, abgerufen am 9. Februar 2014
  2. Christiane Rademacher: Das Runde im Hungerturm. 16. April 2006, abgerufen am 17. Dezember 2022 (deutsch).
  3. Willi Mohrs: Hungertürme und Holländer-Kneipen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: DerWesten (WAZ). FUNKE DIGITAL GmbH & Co. KG, 16. Februar 2012, archiviert vom Original am 30. April 2019; abgerufen am 17. Dezember 2022.
  4. Karl Valentin. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
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