Klassifikation nach ICD-10
P83.5 angeborene Hydrozele
N43.1 infizierte Hydrozele
N43.2 sonstige Hydrozele
N43.3 Hydrozele, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Hydrozele oder Wasserbruch (von altgriechisch ὕδωρ, ὕδατος hydor, hydatos, deutsch Wasser und κήλη, Bruch) wird die Ansammlung seröser Flüssigkeit um den Hoden (im Skrotalfach) bezeichnet. Eine Hydrozele kann einseitig oder beidseits auftreten. Bei einer septierten bzw. gekammerten Hydrozele besteht die Hydrozele aus mehreren Kammern, welche durch Septen voneinander getrennt sind.

Abzugrenzen ist ein Ödem mit Flüssigkeitsansammlung in den Skrotalhüllen.

Formen

Nach Lokalisation der Flüssigkeit können unterschieden werden:

  • Hydrocele testis, Flüssigkeit um den Hoden
  • Hydrocele funiculi, Flüssigkeit entlang des Samenstranges
  • Hydrocele vaginalis communicans, Flüssigkeit auch entlang des Samenstranges im Bauchverlauf
  • Hydrocele multilocularis, Flüssigkeit an mehreren der genannten Stellen

Entstehung

Eine Hydrozele kann angeboren oder erworben sein.

Angeborene Hydrozele

Bei einer angeborenen Hydrozele liegt ein unvollständiger Verschluss (Obliteration) des Processus vaginalis testis vor. Es handelt sich dabei um eine fingerförmige Ausstülpung des Bauchfells, die den Hoden bei seiner Wanderung – dem Descensus testis – aus der Bauchhöhle in den Hodensack begleitet. Der Processus vaginalis verödet in der Regel bald, nachdem der Hoden das Skrotum erreicht hat – mit Ausnahme des dem Hoden anliegenden Bereichs, der als Tunica vaginalis testis oder seröse Hodenhülle diesen umschließt. Bei Nichtverödung kommuniziert er mit dem Bauchraum und füllt sich mit Flüssigkeit. Es kann auch zu einem Vorfall von Darm in den offenen Processus kommen, dieses wird dann als indirekter Leistenbruch bezeichnet.

Erworbene Hydrozele

Die Entstehungsgeschichte einer erworbenen Hydrozele ist noch nicht bis ins Detail geklärt. Entzündungen des Hodens, Nebenhodens und Samenstranges sowie stumpfe Gewalt spielen hier eine Rolle.

Diagnostik

Neben der körperlichen Untersuchung mit Inspektion und Palpation ist eine zuverlässige Abgrenzung von Hodentumoren, Blutergüssen und Elephantiasis unter anderem mittels Ultraschall möglich.

Die früher angewendete Diaphanoskopie, bei der eine Kaltlichtquelle auf das Skrotum aufgesetzt wird, spielt in der Diagnostik nur noch eine untergeordnete Rolle.

Therapie

Eine angeborene Hydrozele wird meistens operativ versorgt, da hier die Gefahr eines Darmvorfalles (Hernie) mit der Komplikation der Einklemmung besteht. Hierbei wird der offene Processus vaginalis abgetragen und am inneren Leistenring verschlossen. Allerdings muss bei weniger stark ausgeprägten Hydrozelen keine Operation vorgenommen werden, da die Erkrankung einen gutartigen Charakter besitzt und bei Hoden normaler Größe keinerlei Tendenzen zu einem bösartigen Verlauf zeigt. Bei einigen Patienten bildet sich die Hydrozele im Laufe der Zeit teilweise zurück.

Erworbene Hydrozelen können operativ entfernt werden, wenn sie Beschwerden verursachen oder aufgrund ihrer Größe eine Beeinträchtigung darstellen. Die Entfernung eines Wasserbruchs wird als Hydrozelenabtragung bezeichnet, wobei je nach Lokalisation unterschiedliche Operationstechniken angewandt werden können. Operationstechnischen Zugang verschafft ein Inguinal- oder ein Skrotalschnitt. Bei der Operation werden die Hodenhüllen abgetragen (OP nach von Bergmann) oder umgeschlagen (OP nach Winkelmann/Jaboulay und OP nach Lord).

Eine Punktion zeigt in der Regel keinen längerfristigen Erfolg. Allerdings kann auch eine Heilung (durch Selbstverkleben des eiweißhaltigen Bruchs) nach mehreren Punktionen ohne operativen Eingriff erfolgen.

Siehe auch

Wiktionary: Wasserbruch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. W. Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 265. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-018534-8.
  2. V. Hofmann, K. H. Deeg, P. F. Hoyer: Ultraschalldiagnostik in Pädiatrie und Kinderchirurgie. Lehrbuch und Atlas. Thieme, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-100953-5.
  3. M. Bettex, N. Genton, M. Stockmann (Hrsg.): Kinderchirurgie. Diagnostik, Indikation, Therapie, Prognose. 2. Auflage, Thieme 1982, S. 7 ff., ISBN 978-3-642-11330-7
  4. Joachim Wilhelm Thüroff, H. Schulte-Wissermann (Herausgeber): Kinderurologie in Klinik und Praxis., 2. Auflage 2000, Thieme, S. 501 ff., ISBN 3-13-674802-6

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