Ysop

Ysop (Hyssopus officinalis)

Systematik
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Tribus: Mentheae
Untertribus: Nepetinae
Gattung: Hyssopus
Art: Ysop
Wissenschaftlicher Name
Hyssopus officinalis
L.

Der Ysop [ˈiːzɔp] (Hyssopus officinalis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Hyssopus innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Ysop wird mindestens seit dem 16. Jahrhundert als Gewürz- und Heilpflanze kultiviert.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Ysop ist ein Halbstrauch oder ein Zwergstrauch und erreicht Wuchshöhen von bis 60 Zentimetern. Er weist zahlreiche aufrechte, selten auch niederliegende, verzweigte, mattbraune Äste mit abblätternder Rinde auf.

Die gegenständig und scheinbar quirlig an Kurztrieben angeordneten Laubblätter sind sitzend oder fast sitzend. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von bis zu 50 Millimetern lang sowie einer Breite von etwa 10 Millimetern stumpf oder kurz zugespitzt und ganzrandig. Die Blattflächen sind kahl bis zottig behaart und dicht mit Öldrüsen bedeckt.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober. 4 bis 16 Blüten befinden sich in einseitswendigen Scheinquirlen, die zu endständigen, ährigen Blütenständen vereinigt sind. Die Deckblätter sind linealisch, laufen am oberen Ende spitz zu und sind nicht begrannt oder besitzen Grannen mit einer Länge von 1 bis 3 Millimetern.

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist oft violett, röhrig, 15-nervig und kahl oder flaumig behaart. Die gleich großen Kelchzähne sind bis zu 3 Millimeter lang und mit oder ohne Granne. Die Blütenkrone ist leuchtendblau oder violett, selten weiß oder rosafarben. Die Blütenkrone ist bis zu 12 Millimeter lang, trichterförmig und zweilippig. Die Oberlippe ist aufrecht und ausgerandet, die Unterlippe lang abstehend und dreilippig mit einem großen ausgerandeten Mittellappen. Es sind 4 herausragende und spreizende Staubblätter vorhanden. Die Staubfäden sind weiß oder violett. Der Fruchtknoten ist oberständig. Die Griffel sind länger als die Staubblätter.

Die ungefähr 2 Millimeter langen Nüsschen sind braun und glatt, sie verschleimen bei Feuchtigkeit.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.

Vorkommen

Der Ysop ist in Europa, Westasien und in Nordafrika verbreitet. In Europa kommt Ysop ursprünglich nur im Süden (nordwärts bis zu den Südalpen) vor, weiter nördlich wurde er seit dem Mittelalter als Gewürz-, Heil- und Zierpflanze angebaut. Er ist dort in wärmeren Gegenden zum Teil ein eingebürgerter Neophyt, anderswo ist er nur unbeständig verwildert, so zum Beispiel im Hegau, im Gebiet um den Genfersee und am Alpensüdfuß. Er steigt im Kanton Wallis bis in eine Höhenlage von 1550 Meter, in der spanischen Sierra Nevada bis in eine Höhenlage von 2500 Metern auf.

Der Ysop gedeiht in Mitteleuropa meist auf kalkhaltigen oder sonst basenreichen, lockeren, trockenen steinig-flachgründigen Böden und im sehr warmen Klima. Er besiedelt in Mitteleuropa trockene Hügel und Hänge, Felsenheiden sowie Wegränder; dabei sind Standort sonnig mit kalkhaltigen und trockenen Böden. Er kommt teilweise in Xerobrometen, aber auch in Felsband- und Mauerspaltengesellschaften vor.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1 (sehr trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).

Systematik

Je nach Autor gibt es etwa fünf Unterarten:

  • Hyssopus officinalis subsp. aristatus (Godr.) Nyman: Sie kommt vom westlichen und zentralen Mittelmeerraum bis auf Inseln in die nördliche Ägäis vor.
  • Hyssopus officinalis subsp. austro-oranensis Maire: Sie kommt in Marokko und Algerien vor.
  • Hyssopus officinalis subsp. canescens (DC.) Nyman: Sie kommt in Spanien und in Frankreich vor.
  • Hyssopus officinalis subsp. montanus (Jord. & Fourr.) Briq.: Sie kommt von Südeuropa bis zur Ukraine und dem südlichen europäischen Russland vor.
  • Hyssopus officinalis subsp. officinalis: Sie kommt von Europa bis zum Iran vor.

Trivialnamen und Namensherkunft

Der Name Ysop (mittelhochdeutsch isōpe, auch ysope geschrieben) leitet sich über das Griechische vom babylonisch-hebräischen Wort ēzōb ab.

Neben dem Trivialnamen Ysop finden sich als deutschsprachige Trivialnamen auch Echter Ysop, Bienenkraut, Duftisoppe, Eisenkraut, Hyssop, Eisop, Esope, Essigkraut, Gewürzysop, Heisop, Hisopo, Hizopf, Ibsche, Isop, Jsop, Ispen, Josefskraut und Weinespenkraut.

Andere als „Ysop“ bezeichnete Pflanzenarten

Es gibt auch Fälle, in denen „Ysop“ im Trivialnamen von Pflanzen anderer Gattungen vorkommt.

Zum Beispiel Syrischer Ysop (Ausführungen siehe unten), der zur Gattung Origanum (Dost) gehört oder Anisysop (Anis-Duftnessel), der im Sprachgebrauch eine Pflanzenart bezeichnet, die zur Gattung Agastache (Duftnessel) gehört.

Der in der Bibel mehrfach erwähnte Ysop (Ex 12,22 ; Lev 14,4 ; Num 19,18 , hebr.: Esov; Joh 19,29  u. a.) ist nicht mit Hyssopus officinalis gleichzusetzen, der in Israel nicht wächst. Vielmehr handelt es sich in der Heiligen Schrift um eine Majoran- bzw. Oregano-Art, die jedoch zur selben Unterfamilie wie Hyssopus officinalis gehört. Als der biblische Ysop wird häufig der "Syrische Ysop" (Origanum syriacum L., Synonym: Majorana syriaca (L.) Raf., Origanum maru L.) genannt. Entsprechend ist dieses in der Saatar-Mischung enthaltene Gewürz auch heute noch als „Biblischer Ysop“ bekannt. In De re coquinaria des Marcus Gavius Apicius wird es als "Kretischer Ysop" bezeichnet.

Verwendung

Gewürz

In der Küche wird Ysop frisch zubereitet, da er beim Trocknen an Aroma einbüßt. Junge Laubblätter werden als Gewürz kleingehackt in Salate und Gemüse gegeben. Der Gebrauch von Ysopkraut als Gewürz ist unbedenklich. Es schmeckt intensiv würzig, leicht bitter und kampherartig und trägt zur Verdauung fetter Speisen bei.

Extrakte sind zudem Bestandteil des Chartreuse-Likörs und von Parfümzubereitungen.

Heilpflanze

Ysop enthält das ätherische Ysop-Öl mit Pinocamphon und Isopinocamphon als Hauptkomponenten, weiterhin Pinocarvon, Limonen und Pinen, Flavonoide wie Diosmin, Lamiaceen-Gerbstoffe wie Rosmarinsäure, Marrubiin und andere diterpenoide Bitterstoffe und Triterpene.

Als Heildroge eingesetzt werden die getrockneten, blühenden oberirdischen Pflanzenteile (Ysopkraut, Hyssopi herba). Das ätherische Öl und die Gerbstoffe geben der Droge leichte entzündungshemmende, Auswurf fördernde, blähungswidrige und auch krampflösende Eigenschaften.

In der Volksheilkunde wird Ysop wie Salbei zum Beispiel zum Gurgeln bei Heiserkeit sowie bei Rachen- und Zahnfleischentzündungen, zu Waschungen und auch innerlich bei übermäßiger Schweißabsonderung eingesetzt. Außerdem wird Ysopkraut noch gelegentlich bei Husten und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Für die Wirksamkeit gibt es bisher keine ausreichenden Belege. Von der Anwendung höherer Dosen über längere Zeit und speziell des ätherischen Öls mit dem neurotoxisch wirkenden Pinocamphon wird abgeraten: Nach der Einnahme bei Erwachsenen von 10–30 Tropfen (2 bis 3 Tropfen bei Kindern) über mehrere Tage wurden Vergiftungserscheinungen mit Krämpfen beobachtet. In Teemischungen ist die Beigabe von bis zu 5 % Ysopkraut als Geschmackskorrigens erlaubt.

Färbemittel

Ysop wurde im späten Mittelalter auch zum Färben von Textilien verwendet. Ausgekocht, und mit Pottasche und Alaun versetzt, ergab Ysop einen laubgrünen Farbton auf Seide.

Geschichte

Im Mittelalter wurde Ysop unter anderem als Mittel gegen Magenbeschwerden (wenn „der Magen schwärt“) und zur Austreibung bei Totgeburten eingesetzt.

Nicholas Culpeper bemerkte zu Ysop: „Es hilft gegen Ohrensausen, Atembeschwerden und Zahnweh. Das frische Kraut, mit Zucker zerstoßen, hilft bei frischen Wunden und Schnitten“.

Quellen

Historische Abbildungen

Belege

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 812.
  2. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2357–2360.
  3. Hyssopus officinalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 22. März 2021.
  4. 1 2 3 4 5 6 Hyssopus. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 24. Februar 2016.
  5. Vgl. etwa Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 219.
  6. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 871.
  7. Vgl. auch hebräisch אֵזוֹב ('ésóv) für ‚heiliges Kraut‘. Beleg: Archivlink (Memento vom 27. März 2013 im Internet Archive)
  8. Fritz Rienecker: Lexikon zur Bibel, 11. Aufl. Wuppertal 1988, S. 647 ISBN 3-417-24528-1. David Darom: Die schönsten Pflanzen der Bibel. Vom Ysop bis zu den mächtigen Zedernbäumen, Herzlia, S. 6. ISBN 965-280-067-8
  9. Leopold Fonk: Hyssop. In: Michael Buchberger (Hrsg.): Kirchliches Handlexikon. Ein Nachschlagebuch über das Gesamtgebiet der Theologie und ihrer Hilfswissenschaften. Band 1: A–H. Allgemeine Verlags-Gesellschaft, München 1907, Sp. 2068.
  10. David Darom: Die schönsten Pflanzen der Bibel. Vom Ysop bis zu den mächtigen Zedernbäumen. Herzlia, ISBN 965-280-067-8, S. 6.
  11. imperium-romanum.com - Kultur - Kulinarium. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  12. 1 2 3 4 Ingrid und Peter Schönfelder, Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004, ISBN 3-440-09387-5.
  13. Das Oberdeutsche Färbebüchlein, ca. Mitte 15. Jhd., Gm.317, Bayerische Staatsbibliothek München. In: Ernst Ploss: Ein Buch von alten Farben, S. 154–158. Ähnlich: Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 183, S. 281: Zw grünem Zendell, Nimb Ispen mitt wasser, Laß halb einsieden, vnd setz dan vff kupfferwasser, asche, vnd Laß es seigen in ein henis
  14. Tobias Niedenthal: Klostermedizin: Von Monte Cassino nach Bingen. Gewidmet Johannes Gottfried Mayer. In: Medizin im Mittelalter. Zwischen Erfahrungswissen, Magie und Religion (= Spektrum der Wissenschaften. Spezial: Archäologie Geschichte Kultur. Band 2.19), 2019, S. 34–40, hier: S. 40.
  15. Pedanios Dioskurides. 1. Jh.: De Medicinali Materia libri quinque. Übersetzung. Julius Berendes. Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, S. 281 (Buch III, Kapitel 27): Hyssopus (Digitalisat); Buch III, Kapitel 38: Thymos (Digitalisat)
  16. Plinius der Ältere, 1. Jh.: Naturalis historia Buch XIX, Kapitel l (§ 165): Satureia (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 (Digitalisat); Buch XXV, Kapitel lxxxvii (§ 136): Ysop (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 (Digitalisat)
  17. Galen, 2. Jh. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus, Buch VIII, Kapitel XX/8 (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band XII, S. 149): Hyssopus (Digitalisat)
  18. Avicenna, 11. Jh.: Kanon der Medizin. Übersetzung und Bearbeitung durch Gerhard von Cremona, Arnaldus de Villanova und Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556, Band II, Kapitel 364: Issopus humida (Digitalisat) Kapitel 365: Isopus sicca (Digitalisat)
  19. Konstantin der Afrikaner, 11. Jh.: Liber de gradibus simplicium. Druck. Opera. Basel 1536, S. 370: Hyssopus (Digitalisat)
  20. Circa instans 12. Jh. Druck. Venedig 1497, Blatt 200r: Ysopus (Digitalisat) Blatt 210v: Saturegia (Digitalisat)
  21. Pseudo-Serapion 13. Jh., Druck. Venedig 1497, Blatt 134v (No CCLXX): Cyfe. Isop (Digitalisat)
  22. Pseudo-Macer. Edition: Ludwig Choulant. Macer floridus de virtutibus herbarum … Leipzig 1832, Kapitel XXIII (S. 63–64): Sa¬tureia (Digitalisat); Kapitel XLV (S. 90–91): Ysopum (Digitalisat)
  23. Deutscher Macer. Jsop. Nach: Bernhard Schnell, William Crossgrove: Der deutsche Macer. Vulgatfassung. Niemeyer, Tübingen 2003, S. (Kapitel 18): Satureia. Cpg 226, Elsaß, 1459–1469, Blatt 187v: Transkription: ( .xvij. Satureya heißet garten kole . die ist drucken an dem andern grade vnd heiß an dem dryten // ( Satureya mit win genuczet subert der wip sucht vnd hilfft den die mit not neczent ( Gepuluert vnd gesotten mit honig oder mit win vnd genuczet rümet die brust ( Mit warmem win dick gedrüncken verdribt die das karren in dem buch ( Litargia ist einer hant sucht vnd heißt die tobende sucht / die sol man da by erkennen wer die hat der dut also / als ob er slaff an dem beginnen zu der sucht so man nemen satureya vnd stossen die mit starckem essich vnd damit zwahen dem siechen das houpt stetiglich es hilfft ( Satureya ist schedelich den wiben gerochen die kint tragen wann sie die kint zu vnzyten dauon gewynnen Es hilffet auch die gerochen die zu rechter zyt das mit erbeiten . das sie zu hant genesen. - S. 342 (Kapitel 21): Jsop. Cpg 226, Elsaß, 1459–1469, Blatt 188r (Digitalisat). Transkription: ( .xx. Jsop ist heiß vnd drucken an dem dritten grade Ysop gesotten mit honig vnd mit drucken figen genuczt verdribt den husten ( Also gesotten vnd in dem mund lang gehalten hilfft dem heisern ( Es hilfft auch also genuczt dem lungen siechen ( Ysop gesotten vnd gedruncken verdribt die spindelwurme / zu allen diesen dingen ist sie gut gepuluert vnd mit honig gemischet ( Das safft mit oximell weichet den buch getruncken der da verstopfft ist / noch baß hilfft es thut man zu diesen zweyen kressen samen ( Wer ein schon antlicz woll haben der drinck jne dorre oder grün ( Ysopp gesotten mit lutter salcz vnd mit trucken figen als ein plaster vff die geswollen milcz geleyt verdribt die geswulst ( Ysop mit win getrüncken rumet die verstopfften brust
  24. Charles Victor Daremberg und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem. Physica, Buch I, Kapitel 65: Ysophus. Migne, Paris 1855. Sp. 1156 (Digitalisat) – Übersetzung Marie-Louise Portmann, Basel 1991: Der Ysop ist von trockener Natur und ist gemäßigt warm, und er ist von so großer Kraft, dass sogar der Stein ihm nicht widerstehen kann, der dort wächst, wo der Ysop hingesät wird. Und wenn man ihn oft isst, reinigt er den kranken und stinkenden Schaum der Säfte, wie die Wärme im Topf den Schaum aufwallen lässt, und (der Ysop) ist für alle Speisen nützlich. Gekocht ist er aber nützlicher und pulverisiert ist er (nützlicher) als roh. Gegessen macht er die Leber querck und reinigt etwas die Lunge. Aber auch wer hustet und an der Leber Schmerzen hat und wer dämpfig ist und an der Lunge leidet, von denen soll jeder Ysop entweder mit Fleisch oder mit Fett essen, und es wird besser werden. Wenn aber einer den Ysop nur dem Wein oder nur dem Wasser beifügt und ihn isst, wird er davon mehr geschädigt als gefördert werden. Aber auch wer in der Leber oder in der Lunge Schmerzen hat, der nehme Süßholz und mehr Zimt als Süßholz und mehr Ysop als jedes dieser beiden, und Fenchel mehr, als diese drei, und er koche dies in einem neuen Topf unter Beigabe von genügend Honig, so dass keine Bitterkeit darin ist, und er koche es stark. Und dann lasse er diesen Topf mit diesen Kräutern für neun Tage und ebenso viele Nächte (stehen), und dann siebe er es durch ein Tuch, und so trinke er. Aber wenn er in der Leber oder in der Lunge starke Schmerzen hat, dann trinke er neun Tage jeden Tag. Aber bevor er frühmorgens trinkt, esse er ein wenig, und dann trinke er. Aber abends esse er genug, und wenn er schlafen geht, trinke er genug davon. Wenn er aber in der Lunge mäßig und in der Leber Schmerzen hat, soll er auf ebendiese Weise jeden dritten Tag trinken, und dies tue er oft, und er wird geheilt werden, es sei denn, Gott will nicht. Aber wenn die Leber infolge der Traurigkeit des Menschen krank ist, soll er, bevor die Krankheit in ihm überhand nimmt, junge Hühner mit Ysop kochen, und er esse oft sowohl den Ysop als diese jungen Hühner. Aber auch den rohen in Wein eingelegten Ysop esse er oft, und diesen Wein trinke er, weil der Ysop ihm nützlicher ist für diese Krankheit als jenem, der an der Lunge Schmerzen hat. --- Buch I, Kapitel 155: Satureia. Migne, Paris 1855, Sp. 1190 (Digitalisat) – Übersetzung Herbert Reier 1980: Satureia ist wärmer als kalt. Wird jemand von der Gicht gequält, sodass seine Glieder dauernd zittern, pulverisiere er Satureiam, und dazu weniger Kümmel als Pulver von der Salvia und mische dieses Pulver zugleich in Honigwurtz und trinke das nach dem Frühstück. Dann wird er es besser haben.
  25. Innsbrucker (Prüller) Kräuterbuch, 12. Jh.: Ysop. Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Denkmäler deutscher Prosa des 11. und 12. Jahrhunderts. München 1914/16. Abteilung A: Text, S. 42–43; Abteilung B: Kommentar, S. 106–107. Ysopo iſt gŏt chrut. obe diu gebŏrt ſtirbeſt in demo wibe. trinke iz mit warmem wazzer. ſo uert iz uone ire. Er iſt gŏt wr den stechen [Prüll: ſtenken] unte hilfet och den. den der mage ſvirt. - Ysop ist ein gutes Kraut. Wenn die Geburt im Weibe stirbt, trinke Ysop mit warmem Wasser, so löst sich das tote Kind von ihr. Es ist gut gegen das - Seitenstechen? - und hilft auch denjenigen, welchen der Magen „svirt“, d. h. schwärt bzw. (geschwürig) entzündet ist.
  26. Pseudo-Arnaldus de Villanova. 13.-14. Jh: Der Tractat … von Bewarung und Beraitung der Wein … Druck. Esslingen (?) nach 1478: Ysop wein (Digitalisat)
  27. Gabriel von Lebenstein 14.–15. Jh. Gebrannte Wässer. Handschrift M Clm 5905, bairisch, 2. Hälfte 15. Jh., Blatt 53v (Digitalisat). Transkription: Jſopp waſſer. Jtem jſop waſſer iſt ob allen waſſern zu dem herczen zu der pruſt fur die tanpf fur das keichen fur das fieber fur die gelſucht fur den hohen ſiechtumb fur die ſwin[t]ſucht. Wer das waſſer all morgen niechtern trinckt der iſt der oben geſchriben prechen aller vbertragen [uber haben].
  28. Konrad von Megenberg, 14. Jh.: Buch der Natur. Ausgabe. Franz Pfeiffer. Aue, Stuttgart 1861, S. 405 (V/45): Ispen (Digitalisat)
  29. Galgant-Gewürz-Traktat 13. / 14. Jh. Latein: Clm 13 076, ohne Ort, 1356, Blatt (Digitalisat). - Alemannisch: Cpg 620 Rezeptsammlung, Nordbayern, um 1450, Blatt 85r–85v: Ispen (Digitalisat). Transkription: Ispen ist gar ein nuczleiches krawt wann wenn man es sewaet mit wasser vnd es dann trincket so rainigt es die prust vnd clart die stymm vnd treybet alles rocz vnd sleimikait von der lungel vnd von der prust vnd wenn man es mit wein sewdet vnd denn das antlucz offt da mit salbet vnd waschet so vertreibt es alle vnnaturliche röt vnder dem antlucz an zweÿfel.
  30. Michael Puff: Büchlein von den ausgebrannten Wässern. 15. Jh. Druck Augsburg (Johannes Bämler) 1478: Yspen (Digitalisat)
  31. Nikolaus Frauenlob 15. Jh. Cpg 583, Süd-West-Deutschland (Mattighofen), 1482–1486, Blatt 21v–22r: Isopp (Digitalisat). Transkription (rubrizierte Stellen in Fettschrift): Isopp ist ain guet krawt vnd hat xj tugent Ein besunder erczeney von ysopp für dy huesten würm jm pauch flus vom hawbt auff dÿ prust zuo der lungel vnd stymm etc. Man sal ysopp puluer mit hönig ze stössen sam ein electiuari vnd sal das nüchter nüczen das ist guet für manigerlay geprechen es hylfft wider dÿ huesten vnd wider dÿ würm jm pauch Es hilfft auch wider dÿ pösen flüss dy von dem hawbt auff dÿ prust kömen da von dÿ huesten kümbt es hilfft der lungel vnd macht dÿ stÿm klar vnd hel Wer aine schönen varb wil haben vnd wal gestalt wil sein Man sal offt von ysopp payde grün ader dürr wÿe man es hat trincken das macht des menschen antlicz ain schöne varb vnd macht den menschen wal gestalt vnd wäscht man sich damit das macht des menschen antlicz klar Wem dÿ oren we thuen ader vngesundt sein Man sal ysopp mit paumöl warm zestössen vnd also jn dÿ oren giessen Wem da dunckt als ym etwas vor den oren seÿ Man sal ysopp anczündten vnd den rauch durch dÿ nasen czÿehen das hilft zu vil dingen Ob der mensch jm leib vnvertig seÿ Man sal ysopp in wein sieden vnd darab trincken das macht den menschen jm leib vertig vnd ob er zuo hert seÿ vnd allerlaÿ vnlust inerthalb des leibs hat das muess dem trangk weichen vnd wirdt vertig Ad sedes faciendas Stüll zuo machen so sal man ysopp ze stössen mit Oximel vnd sal darab trincken das macht den pauch waich das der mensch wol stüll mag gehaben vnd das selb vertreibt dÿ schedlich ding von der prust Contra vermes in ventre Man sal ysopp sieden vnd darab trincken das tött dÿ würm jm pauch vnd macht den leib vertig vnd gesundt Ein besunder erczneÿ von ysopp Man sal offt trincken wasser ader wein darjnn dann ysopp gesotten ist / darzuo ob das haupp ain pösen flus hat in die prust da von dy huesten kümbt ader ander tämppfichait ader andere schedliche ding das helft vnd macht den menschen gesundt Wÿder dy huesten vnd rauch stÿm Man sal ysopp sieden vnd darab trincken das hilfft wider dÿ huesten vnd macht dÿ rauchen stym klar vnd hilfft der lungl vnd ist guet zuo vil andern dingen vnd siechtumb etc. Zuo den aÿtter wunden vnd fawlen wunden Man sal ysopp in wasser syeden vnd damit sal man abwaschen die vnsawbrichait vnd aÿtter von den wunden vnd gesweren das rainigt vnd vertreibt den vnflat Oder man sal das krawtt gesoten also warms auff den geprechen legen . das zewcht den vnflat auss vnd macht dÿ wunden frisch vnd rain --- Cpg 666, Kurpfalz, 1478–1480, Blatt 94v–95v: Isopp (Digitalisat). Transkription: Isopp ist ein gut kraut vnd hat xj tugennt a Ein besunder Erczney von ysop vnd dÿ ist gar gut vnd nütze Man sal ysop puluer mit honig zu stossen sam ein electuarj vnd sal daz nüchtern nüczen daz jst gut fur mancherleÿ geprechen Es hylfft wider dy husten vnd wider dÿ wrm jn dem pauch Es hylfft auch wider den posen flus der von dem haupt uff dÿ prust get do von dy husten kumbt Es hilfft auch der lungen vnd der lebern vnd macht dÿ styme gar hele vnd clare b Wer ein schöne farbe wolte haben ader wal gestalt wölte sein Man sal offt von ysop trincken payd grün vnd thürr wÿ man es hat daz macht des menschen antlicz schone vnd macht den menschen wal gestalt vnd wescht man sich do mit daz macht daz antlicz clare vnd wal geuare c Wem dÿ oren we thun Man sal ÿsop mit bawmöl warm zu stossen vnd also jn dÿ oren gyessen daz hilfft d Wen da dünckt wÿ jm ichcz vor den oren sey Man sal ÿspen anzunden vnd den rauch durch dÿ nasen zihen daz hylfft zu vil dingen vnd ist gar gut e Wem dÿ zen we thon Man sal ÿspen mit essig wal syden daz sal er jn dem munde haben czu hant wrt er gesunt f Ob der mensche jn dem leibe vnvertig seÿ Man sal ÿsop jn wein syden vnd dor von trincken daz macht den menschen vertig g Ob er zu hert seÿ vnd allerley vnlust jn wendig jn dem leibe habe daz muß dem getranck entweychen vnd hilfft auch wal h Ob der mensch nit gestül mag gehaben Man sal ÿsop zu stossen mit oximel vnd sal dor abe trincken daz macht den pauch weych daz hylfft vnd daz selbig vertreibt daz schedlich ding der prust j Ein besunder erczney von ysop Man sal offt trincken daz wasser ader den wein do ysop jn gesoten sey daz hilfft ob daz haupt ein bosen fluß habe jn dÿ prust do von dÿ hust ader tempffikeytt kumpt ader ander ding daz der prust schedlich ist Daz gedranck hylfft vnd ist gut do wider vnd behelt den menschen bey gesunt k Ein besunder erczney Man sal ysop sÿden vnd dor ab trincken daz hilfft fur dy husten vnd macht den rauhen dÿ styme laut vnd hilfft der lungen vnd zu vil andern dingen ist dÿ erczney l Ein besunder Erczney von ysop Man sal ÿsop jn wasser syden vnd do mit sal man abwaschen dÿ vnsauberkeyt vnd daz eytter von den wunden vnd den gesweren daz hilfft Ader man sal daz kraut also warm gesoten uff den prechen legen daz zeucht den vnflat aus vnd macht dÿ wund frische vnd anderleÿ ding reine
  32. Herbarius Moguntinus, Mainz 1484, Teil I, Kapitel 73: Isopus (Digitalisat)
  33. Gart der Gesundheit. Mainz 1485, Kapitel 384: Satureia (Digitalisat); Kapitel 427: Ysopus (Digitalisat)
  34. Hortus sanitatis 1491, Mainz 1491, Teil I, Kapitel 235: Isopus (Digitalisat); Teil I, Kapitel 414: Saturegia (Digitalisat)
  35. Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch, Straßburg 1500, Blatt 62v–63r: Ysop (Digitalisat)
  36. Paracelsus-Oporinus: Scholia & Observationes quaedam perutiles in Macri Poemata de Virtutibus Herbarum, &c. quas Ioh. Oporinus (dum per triennium aut ultra Theophrasti esset Amanuensis) ex ore dictantis studiose exceperat. (Nützliche Kommentare und Beobachtungen zu den Macer-Gedichten über die Kräfte der Heilpflanzen, welche Johannes Oporinus - drei Jahre oder länger Schreiber des Paracelsus - vom Gehörten eifrig ausgewählt hat.) Huser-Ausgabe der Werke des Paracelsus, Basel 1590, Teil 7, Seite 268: Satureia (Digitalisat)
  37. Otto Brunfels: Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs. Johann Schott, Straßburg 1537, S. 107–109: Hysop. Wylder Hysop (Digitalisat)
  38. Hieronymus Bock: New Kreütter Bůch. Wendel Rihel, Straßburg 1539, Teil I, Kapitel 13: Satureia (Digitalisat); Teil I, Kapitel 14: Closter Hysop (Digitalisat)
  39. Leonhart Fuchs: New Kreütterbuch … Michael Isingrin, Basel 1543, Kapitel 114: Saturon (Digitalisat); Kapitel 326: Ipsen (Digitalisat)
  40. Pietro Andrea Mattioli: Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 249r–249v: Saturey (Digitalisat). --- Blatt 237r–237v: Isop (Digitalisat)
  41. Nicolas Lémery: Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 373–374: Hyssopus (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition […] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, […] Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 560: Hyssopus (Digitalisat)
  42. Albrecht von Haller (Herausgeber): Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret […] Gaumische Handlung, Ulm/ Frankfurt am Main/ Leipzig 1755, Sp. 801–803: Hyssopus (Digitalisat)
  43. William Cullen: A treatise of the materia medica. Charles Elliot, Edinburgh 1789. Band II, S. 146–147: Hysopus (Digitalisat). Deutsch. Samuel Hahnemann. Schwickert, Leipzig 1790. Band II, S. 172–173: Jsop (Digitalisat)
  44. August Friedrich Hecker’s practische Arzneimittellehre. Revidiert und mit neuesten Entdeckungen bereichert von einem practischen Arzte. Camesius, Wien, Band I 1814. S. 287–288: Herba Hyssopi. Ysopkraut (Digitalisat)
  45. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1111–1112: Hyssopus officinalis (Digitalisat)
  46. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/2 (1974), S. 190–191: Hyssopus (Digitalisat)
  47. Transkription und Übersetzung Unterkircher: Ysopus: calida et sicca in 3°. Electio: recens et ortulanum et domesticum. iuvamentum: confert pectori humido et tussi. nocumentum: ledit cerebrum sua fumositate. Remotio nocumenti: cum penidijs et zucharo. Quid generat: humores acutos. Convenit frigidis et humidis natura, senibus et decrepitis, hyeme et frigidis regionibus. Isop: warm und trocken im 3. Grad. Vorzuziehen: frisch, in Garten und Haus gewachsen. Nutzen: er ist gut für feuchte Brust und gegen Husten. Schaden: er schädigt das Gehirn durch seine Dumpfheit. Verhütung des Schadens: mit Gerstenzucker und Zucker. Was er erzeugt: scharfe Säfte. Zuträglich für Menschen mit kalter und feuchter Natur, für Greise und Geschwächte, im Winter und in kalten Gegenden.

Literatur

  • Gunter Steinbach (Hrsg.): Strauchgehölze (Steinbachs Naturführer). Mosaik Verlag GmbH, München 1996, ISBN 3-576-10560-3.
  • Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Die nützlichsten Pflanzen der Natur – Kultur und Verwendung. Tessloff Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.
  • Franz von Bruchhausen (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Band 2 – Drogen E – O, Berlin 1996, ISBN 3-540-52638-2.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, 2000, Band 4, ISBN 3-440-08048-X.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3342-3.
  • Ingrid und Peter Schönfelder: Das Neue Handbuch der Heilpflanzen. Botanik Arzneidrogen, Wirkstoffe Anwendungen, Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2011, ISBN 3-440-09387-5.
Commons: Ysop – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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