ITV plc
Rechtsform Public Limited Company
ISIN GB0033986497
Gründung 1955
Sitz London, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Leitung Carolyn McCall, Chief Executive Officer
Mitarbeiterzahl 4.559 (2014)
Umsatz 2,590 Mrd. £ (2014)
Branche Medien
Website www.itv.com

ITV ist ein Netzwerk aus mehreren (ehemals) unabhängig voneinander agierenden kommerziellen Fernsehsendern im Vereinigten Königreich. Das Unternehmen ITV plc mit Sitz in London ist im FTSE-250-Aktienindex an der Londoner Börse gelistet.

Geschichte

Entstehung

Seit den späten 1940er Jahren hielt die BBC das Fernsehmonopol in Großbritannien und Nordirland, als es 1954 nach langem politischem Ringen durch den Independent Television Act gebrochen wurde. Es entstand die Independent Television Authority (ITA), die erste Regulierungsbehörde des kommerziellen Fernsehens. Nach einigen Überlegungen entschied sich die ITA dafür, ein Netzwerk von regionalen Fernsehsendern zu errichten, die zwar voneinander unabhängig agieren konnten, aber dennoch so miteinander gekoppelt waren, dass Sendungen und Filme auch im ganzen Netzwerk gleichzeitig laufen konnten. Zwischen 1955 und 1968 bestand in den drei großen Regionen (London, Midlands, Norden) zusätzlich noch eine Trennung zwischen werktags und Wochenende; d. h., ein Sender erhielt das Recht, von Montag bis Freitag zu senden und ein anderer von Freitagabend bis Sonntag. Diese Trennung wurde im Norden und in den Midlands 1968 aufgehoben, existiert aber formell immer noch in der Hauptstadt. Durch die Entstehung der ITA wurde das System der BBC unter ihrem Generaldirektor Hugh Charlton Greene zu Reformen gezwungen.

Am 22. September 1955 strahlte der Londoner Sender Associated-Rediffusion die erste Fernsehsendung eines kommerziellen Senders im Vereinigten Königreich aus. Von Beginn an war auch – im Gegensatz zur BBC – Fernsehwerbung Teil und Finanzierungsform des Programms.

Die ersten Sender des neuen Privatfernsehens entstanden meist dadurch, dass sich die großen Kinobetreiber dazu entschlossen, mit ihrem größten Konkurrenten zusammenzuarbeiten. Reine Fernsehgesellschaften stießen erst in den frühen 1960er Jahren dazu, außerdem begann Granada Television mit der landesweiten Ausstrahlung der Seifenoper Coronation Street, die bis heute läuft.

Im Jahre 1963 wurde das Netzwerk vervollständigt; d. h., jede Region hatte ihren eigenen Fernsehsender erhalten:

  • London, werktags: Associated Rediffusion (ein Produkt der Associated Newspapers)
  • London, Wochenende: ATV London (Associated TeleVision, Prestigeobjekt des Medienmoguls Lew Grade)
  • Midlands, werktags: ATV Midlands
  • Midlands, Wochenende: ABC Television (Eigentum der ABC Cinema Group)
  • Norden, werktags: Granada Television (Eigentum von Granada Cinemas)
  • Norden, Wochenende: ABC Television
  • Nordirland: Ulster Television
  • Schottland: STV
  • Englisch/Schottisches-Grenzgebiet: Border Television
  • Nordost: Tyne Tees TeleVision
  • Osten: Anglia Television
  • Süden: Southern Television
  • Kanalinseln: Channel Television
  • Wales und Westen: TWW (Television Wales and the West)
  • walisisch­sprachiges Fernsehen: Teledu Cymru (nach Bankrott von TWW übernommen)
  • Südwest: Westward Television

Hinzu kam noch der 'Sonderfall' ITN (Independent Television News): ein Nachrichtendienstleister, der gemeinsam von allen ITV-Anstalten finanziert wurde, um die Sender, die nur für Regionalnachrichten zuständig waren, mit national ausgestrahlten Nachrichten zu versorgen.

1963 wurden erstmals die Lizenzen neu ausgeschrieben, es blieb aber alles beim Alten; das erste große Beben fand erst in der nächsten Lizenzvergaberunde statt. Die einzige geringfügige Änderung war, dass aus Associated Rediffusion durch den Rückzug von Associated Newspapers Rediffusion London wurde.

Die späten 1960er Jahre

Im deutschsprachigen Fernsehen war Mitte der 1960er Jahre die von ABC Television produzierte ITV-Serie Mit Schirm, Charme und Melone erfolgreich.

ITV entwickelte sich nach anfänglichen Kinderkrankheiten zu einem großen Erfolg und konnte sogar die BBC in der Zuschauergunst überflügeln, die dies durch die Einführung von BBC 2 zu bekämpfen versuchte, was jedoch erst in den 1990er Jahren gelang.

1967 wurden die neuen Lizenzen ausgeschrieben; diesmal mit bedeutenderen Auswirkungen als die Ausschreibung von 1963. Es wurde nämlich beschlossen, dass der Norden nochmals unterteilt wurde in Nordwest und Yorkshire/Lincolnshire. Damit verlor Granada Television ein großes Gebiet, erhielt dafür aber die Genehmigung, die ganze Woche lang zu senden; das neue Gebiet fiel in die Hände von Yorkshire Television. In den Midlands durfte nun ATV die ganze Woche senden – im Tausch gegen London am Wochenende. Dadurch war nun aber ABC Television ohne Sendegebiet. Da die ITA ABC nicht verlieren wollte, zwang sie die Firma zu einer Fusion mit Rediffusion London, woraus der Sender Thames Television entstand. Zusätzlich übernahm ein Konsortium um Lord Harlech die Lizenz von TWW, da es ein qualitativ hochwertigeres Programm versprach. So entstand Harlech Television. Da aufgrund des herannahenden Endes von TWW die Moral und der Aktienkurs in den Keller sanken, verkaufte TWW die letzten fünf Monate seiner Lizenz für 500.000 Pfund an Harlech. Harlech konnte jedoch noch nicht senden, daher kam über Vermittlung der ITA der Independent Television Service Wales and the West (ITSWW) zustande. Harlech erhielt alle Werbeeinnahmen und zahlte TWW dafür eine fixe Summe pro Woche für die Bereitstellung der Programme. Diese Zwischenphase dauerte knapp zweieinhalb Monate. Die freigewordene Lizenz für London am Wochenende ging an das 'Frost-Consortium' (unter der Leitung von David Frost), aus dem dann London Weekend Television (LWT) entstand.

So entstanden also folgende Wechsel:

  • Wales/Westen: TWW → Harlech Television (mit Einführung des Farbfernsehens in HTV umbenannt)
  • Yorkshire/Lincolnshire: Yorkshire Television
  • Nord-West, ganzwöchig: Granada Television
  • Midlands, ganzwöchig: ATV
  • London, werktags: Rediffusion London → Thames Television
  • London, Wochenende: ATV London → LWT London Weekend Television

Die 1970er Jahre

Die 1970er Jahre waren wohl die erfolgreichste Ära in der Geschichte des ITV-Netzwerks. ATV produzierte auch international erfolgreiche Sendungen wie z. B. die Muppet-Show, Crossroads, UFO oder Die 2 (mit Tony Curtis und Roger Moore), Thames, LWT und Granada konnten ebenfalls diverse Erfolge im Ausland verzeichnen. Ein großer internationaler Erfolg war beispielsweise die 26-teilige Dokumentarreihe Die Welt im Krieg.

Im Verlauf der 1970er Jahre fand auch die Umwandlung der alten ITA zur IBA, der 'Independent Broadcasting Authority' statt, welche von nun an auch für privates, lokales Radio zuständig war. Ebenso zeichnete sich die Ankunft eines zweiten von der IBA kontrollierten Kanals ab, der aber erst später verwirklicht wurde. In den 1970er Jahren fand keine neue Lizenzvergabe statt.

Die 1980er Jahre

1980 kam es zur neuen Lizenzenvergabe. ITV erlitt eine starke Erschütterung durch die Tatsache, dass man ATV dazu zwang, sich zu verkleinern und umzuformen, da es laut IBA nicht ausreichend auf seine Region bezogen war. So wurde aus ATV Central Independent Television; ein Produkt, das zwar die Anforderungen der IBA erfüllte, aber nie mehr den Erfolg von ATV erreichen konnte.

Zudem verloren zwei alteingesessene Sender ihre Lizenzen an moderne Newcomer, nämlich Westward an TSW (Television South West) und Southern an TVS (Television South). Dazu kam noch ein landesweiter Anbieter von Frühstücksfernsehen, tv-am; außerdem wurde der zweite IBA-Kanal Realität, in Form von Channel 4.

So ergaben sich also folgende Änderungen (ab dem 1. Januar 1982):

  • Southern Television → TVS
  • Westward Television → TSW (TSW kaufte allerdings den bankrotten Sender Westward auf und nutzte dessen Studios und erhielt den Großteil des Personals.)

In den 1980er Jahren liefen die Dinge für ITV zwar immer noch recht erfolgreich, doch wurde durch die von Thames Television Ende der 1980er Jahre ausgestrahlte Sendung Death on the Rock, eine Dokumentation über die Erschießung von drei IRA-Mitgliedern durch den Special Air Service, der Niedergang von ITV eingeleitet. Thatcher setzte alle Hebel in Bewegung, um Thames Television loszuwerden, wodurch es zum Broadcasting Act ’90 kam.

Die 1990er Jahre

1990 wurden die Lizenzen wieder einmal neu vergeben. Wie es scheint, zum letzten Mal, denn der Broadcasting Act von 1990 sah eine Neuvergabe einer Lizenz nur vor, wenn der betreffende Sender sie nicht verlängern wollte oder der Sender in Konkurs ging. Auch wurden die Regelungen für den Erhalt der Lizenz geändert. Waren früher vor allem Qualität der Studios samt geplanter Eigenproduktionen sowie ein vernünftiger Haushaltsplan für die Lizenz erforderlich, bekam nun derjenige Sender den Zuschlag, der dazu bereit war, am meisten Geld für die Lizenz zu zahlen. Ebenso war es von nun an erlaubt, dass ein Sender mehrere Lizenzen besitzen durfte.

Thames Television wurde so Carlton Communications zugeschlagen, TSW von Westcountry übernommen. TVS musste allerdings den Betrieb einstellen, weil die Firma dem Bankrott nahestand und ein für ihre Verhältnisse viel zu hohes Gebot für die Lizenz gemacht hatte. Auch tv-am verschwand zugunsten von GMTV (Good Morning Television).

Die Neuerungen ab dem 1. Januar 1993:

  • TSW → Westcountry Television
  • TVS → Meridian Broadcasting
  • TV-am → Good Morning Television (GMTV)
  • Thames Television → Carlton Communications
  • Zusätzlich verlor ORACLE das Recht, den Teletext im kompletten Netzwerk auszurichten, einen Dienst, den das Unternehmen bereits seit den späten 1970er Jahren leistete. Seit dem 1. Januar 1993 ist jeder Sender für seinen eigenen Teletext verantwortlich.

Nur wenige Zeit danach begann der Konzentrationsprozess. Zuerst schluckte Yorkshire Television den Konkurrenten Tyne Tees Television. Dies trieb Yorkshire Television binnen kurzer Zeit in den Ruin, und so wurden beide von Granada Television übernommen, während Carlton Television sich an Westcountry und Central beteiligte und beiden den Namen Carlton gab. Bis 1999 übernahm Granada dann wiederum noch LWT, HTV, Border und Meridian. Scottish Television übernahm Grampian Television und bildete so die Scottish Media Group SMG.

So blieben lediglich UTV (vormals Ulster-Television, die Namensänderung fand ebenfalls am 1. Januar 1992 statt) und Channel Television selbstständig; diesen Status haben beide heute noch.

Gegenwart

2004 schlossen sich Carlton und Granada zur ITV plc zusammen. ITV ist nun bis auf die Ausnahmen Channel Television, UTV, GMTV und der beiden SMG-Sender auch formell nur noch ein einziger Sender. Die Regionalität, die große Stärke des ITV-Netzwerks, ist so endgültig, bis auf die (übrigens auch überall gleichaussehenden) Regionalnachrichten, verschwunden. Früher galt eine ITV-Lizenz als „eine Erlaubnis, Geld zu drucken“. Das heutige ITV aber sinkt seit Jahren in der Zuschauergunst – zugunsten seiner Rivalen im kommerziellen Sektor: Channel 5, Channel 4 und vor allem Sky.

ITV strahlt seine Ableger ITV2, ITV3 und ITV4 über das BSkyB-Satellitensystem und DVB-T zum freien Empfang aus. Die lange verzögerte Ausstrahlung über Satellit hat den Sender dabei etwas an Boden verlieren lassen.

Ab 1999 wurden auch die Nachrichten, die vormals unter dem Namen des Zulieferers ITN (Independent Television News) liefen (ITN Early Evening News, ITN News At Ten), vereinheitlicht: Mit den ITV Evening News schuf man eine Hauptnachrichtensendung nach amerikanischem Vorbild. Die zeitgleiche Abschaffung der News At Ten zugunsten einer späteren Nachrichtensendung sorgte jedoch für Proteste, und man zog die Spätausgabe wieder zeitlich nach vorne. Ab Februar 2012 waren die ITV-Programme frei empfangbar über Astra 1N, der zeitweise auf der Orbitposition 28,2° Ost positioniert war und im Januar 2014 durch den Astra 2D-Nachfolger Astra 2E ersetzt wurde. Um Übertragungsrechten und Lizenzen an Sendungen nachzukommen, wird ITV von 2E im sogenannten UK-Spotbeam fokussiert auf die britischen Inseln ausgestrahlt. Dadurch hat sich die Empfangssituation im Osten Deutschlands seit 2014 erheblich verschlechtert. Im Internet kann ITV von IP-Adressen in UK empfangen werden.

Im Oktober 2010 kam ITV ins Rampenlicht, als in einer Dokumentation mit dem Titel Gaddafi and the IRA auf „geheimes Archivmaterial“ verwiesen wurde, welches sich als Ausschnitte aus dem Computerspiel Arma 2 entpuppte.

Seit Juni 2014 ist der Ableger ITV Encore und seit Oktober 2014 der Ableger ITV Be auf Sendung.

Unternehmen und Organisation

ITV ist als Aktiengesellschaft nach britischem Recht (plc) organisiert und an der Londoner Börse gelistet. Die ITV plc. gehört zu den größten Unternehmen im Vereinigten Königreich.

Wichtigstes Tochterunternehmen ist die Produktionsgesellschaft ITV Studios (früher: Granada Productions), die wesentliche Teile des Programmes produziert. Die Produktionsgesellschaft ITV Studios Germany entstand durch Umbenennung der vorherigen deutschen Tochterfirma Granada Produktion (seit 1999). ITV ist Partner der National Film and Television School und Mitglied der United Kingdom Independent Broadcasting.

Sendungen

Laufend

Ehemals

Commons: ITV – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Kennzahlen von ITV. In: Börse Frankfurt. 31. Dezember 2014, abgerufen am 20. April 2015.
  2. Dokumentation verwechselt Computerspiel mit Realität vom 29. September 2011
  3. Doku verwechselt Gameplay mit echten Aufnahmen vom 28. September 2011
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.