Die Igeler Mühle ist ein Ortsteil im Stadtteil Herrenstrunden von Bergisch Gladbach. Es handelt sich um die jüngste Wassermühle unter den Mühlen an der Strunde.

Geschichte der Mühle

Seit 1854 war der Brüsseler Rechtsanwalt Philipp August Neissen alleiniger Eigentümer des Igeler Hofs. Er wollte in der Umgebung der 1860 erbauten Kalköfen an der Strunde eine Steinschneidemühle erbauen und mit den vorgefertigten Kalksteinen seine Heimat Belgien, Holland und Preußen beliefern, die großes Interesse an diesem Material hatten. Am 7. März 1854 erschien im „Öffentlichen Anzeiger“ die Ankündigung des Gladbacher Bürgermeisters Herweg über das Vorhaben von Neissen. Sofort hagelte es Proteste der benachbarten Mühlenbesitzer, die eine Verschmutzung der Strunde und schlimme Auswirkungen auf die Papiererzeugung befürchteten. Auf Grund der vorgetragenen Proteste änderte Neissen sein Ersuchen dahingehend, dass er jetzt den Bau einer Getreidemühle beantragte. 1856–1858 ließ er durch belgische Bauhandwerker das heute noch bestehende Mühlengebäude errichten. Er benannte die Mühle nach seinem Gut Igeler Mühle. Am 4. Januar 1859 erhielt er eine vorläufige Betriebserlaubnis mit der Auflage, den Fachbaum, mit dessen Hilfe der Wasserstand und damit die auf das Mühlrad wirkende Kraft reguliert werden konnte, niedriger zu legen.

Um diese Zeit beabsichtigte Theodor Eyberg in der Mühle zum Schiff ein neues auf zehn Fuß Durchmesser vergrößertes Wasserrad anbringen zu lassen, wofür der Fachbaum um sechs Zoll höher und der Untergraben um 1¼ Fuß tiefer gelegt werden musste. Neissen legte dagegen Einspruch ein, war aber erfolglos. Ersatzweise erhielt er am 24. August 1859 die endgültige Erlaubnis zur Anlage eines Wasserwerks am Strunderbach, das heißt, dass er die Zuleitungsgräben zur Igeler Mühle weiter ausbauen durfte.

Nach Neissens Tod um 1880 war laut Adressbuch von 1891 Johann Mettmann Pächter der Mühle. Über die Folgejahre gibt es nur wenige Belege. Eine zufällig erhaltene Rechnung von Theodor Mettmann, Bergisch Gladbach, Getreide-Müllerei. Zugelassen zum Handel mit Mühlenprodukten aller Art und Futtermittel durch die Handelserlaubnisstelle des Kreises Mülheim am Rhein vom 26. Juli 1923. L. Nr. 142. lautet auf den 21. Oktober 1936. Mettmann berechnete darin Franz Eyberg 600 Pfund Sojaschrot und 400 Pfund einer weiteren Ware.

Der Ort ist ab der Preußischen Neuaufnahme von 1892 auf Messtischblättern regelmäßig als Igeler Mühle verzeichnet.

Einwohnerentwicklung
JahrEinwohnerWohn-

gebäude

KategoriePolitische / kirchliche Zugehörigkeit
1885 16 3 WohnplatzBürgermeisterei Gladbach, Kirchspiel Sand, Igelermühle gen.
1895 15 2 WohnplatzBürgermeisterei Gladbach, Kirchspiel Sand, Igelermühle gen.
1905 15 2 WohnplatzBürgermeisterei Gladbach, Kirchspiel Sand, Igelermühle gen.

Heutige Nutzung

Heute sind die alten Kalköfen verschwunden. Das Haus wird als Wohnhaus genutzt und ist der Sitz für das koreanische Won-Buddhistische Meditationszentrum.

Literatur

  • Feststellung und Ordnung für den Strunderbach, gedruckt bei Chr. Illinger, Bergisch Gladbach o. J., (es handelt sich um die Bachordnung und das Bachprotokoll von 1823 nach einer Kopie von 1854)
  • Frank Schulte: Die Mühlen an der Strunde, Bergisch Gladbach, 1979, ISBN 3-932326-02-4.
  • Herbert Nicke: Bergische Mühlen, Auf den Spuren der Wasserkraftnutzung im Land der tausend Mühlen zwischen Wupper und Sieg, Wiehl 1998, ISBN 3-931251-36-5, S. 246.
  • Kölner Stadt-Anzeiger: Die Igeler Mühle ist die jüngste Mühle Bergisch Gladbachs

Einzelnachweise

  1. Andree Schulte, Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen, herausgegeben vom Stadtarchiv Bergisch Gladbach, Band 3, und vom Bergischen Geschichtsverein Abteilung Rhein-Berg e. V., Band 11, Bergisch Gladbach 1995, ISBN 3-9804448-0-5, S. 187
  2. 1 2 3 4 Hans Leonhard Brenner: Die Strunde und ihre Bergisch Gladbacher Mühlen, Bergisch Gladbach 2012, ISBN 3-932326-67-9, S. 60ff.
  3. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  4. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1897, ZDB-ID 1046036-6.
  5. Gemeindelexikon für die Rheinprovinz. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft XII, 1909, ZDB-ID 1046036-6.

Koordinaten: 50° 59′ 54″ N,  9′ 59,3″ O

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