Ikranit
Bräunlichgelber, körniger Ikranit in faserigem Aegirin-III Aggregat vom Karnassurt, Lowosero-Tundra, Halbinsel Kola, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2000-010

IMA-Symbol

Ikr

Chemische Formel (Na,H3O)15(Ca,Mn,REE)6Fe3+2Zr3Si24O66(O,OH)6Cl ·nH2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.25-014

9.CO.10
64.01.01.08
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-pyramidal; 3m
Raumgruppe R3m (Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160
Gitterparameter a = 14,167 Å; c = 30,081 Å
Formeleinheiten Z = 3
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,82; berechnet: 2,63
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe bräunlichgelb bis hellbraun
Strichfarbe bräunlichweiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Radioaktivität gering
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,612
nε = 1,615
Doppelbrechung δ = 0,003
Optischer Charakter einachsig positiv (oft auch schwach zweiachsig)

Das Mineral Ikranit (IMA-Symbol Ikr) ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Eudialytgruppe mit der chemischen Zusammensetzung (Na,H3O)15(Ca,Mn,REE)6Fe3+2Zr3Si24O66(O,OH)6Cl·nH2O. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und konnte bisher nur in Form durchsichtiger bis durchscheinender, körniger Aggregate bis etwa zwei bis drei Zentimeter Größe von bräunlichgelber bis hellbrauner Farbe bei bräunlichweißer Strichfarbe gefunden werden.

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde das Mineral nach dem russischen Akronym IKRAN, welches für das „Institut Kristallografii Rossiiskoi Akademii Nauk“ steht.

Erstmals entdeckt wurde Ikranit zusammen mit Raslakit am Berg Karnassurt bei Lowosero (Oblast Murmansk) auf der russischen Halbinsel Kola. Analysiert und beschrieben wurden die Minerale von N. V. Chukanov, I. V. Pekov, A. E. Zadov, V. V. Korovushkin, I. A. Ekimenkova, R. K. Rastsvetaeva, die ihre Ergebnisse zusammen mit dem gewählten Namen zur Prüfung des Mineralstatus bei der International Mineralogical Association (IMA) einreichten. Der Antrag für den Ikranit erhielt die Eingangs-Nr. IMA 2000-010 und noch im selben Jahr wurde das Mineral als eigenständig anerkannt. Für den Raslakit (IMA 2002-067) folgten Antrag und Anerkennung zwei Jahre später. Veröffentlicht wurde die Entdeckung der neuen Minerale im Jahre 2003 im Zapiski Vserossijskogo mineralogičeskogo obŝestva.

Klassifikation

Da der Ikranit erst im Jahr 2000 als eigenständige Mineralart anerkannt wurde, ist er in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/E.25-014. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Ikranit zusammen mit/als einziges Mitglied die „Neunerringe + Dreierringe – Eudialytgruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.25 bildet.

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ikranit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Art der Ringstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si9O27]18−–Neuner-Ringe“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alluaivit, Andrianovit, Aqualith, Carbokentbrooksit, Dualith, Eudialyt, Feklichevit, Ferrokentbrooksit, Georgbarsanovit, Golyshevit, Johnsenit-(Ce), Kentbrooksit, Khomyakovit, Labyrinthit, Manganokhomyakovit, Mogovidit, Oneillit, Raslakit, Rastsvetaevit, Taseqit und Zirsilit-(Ce) die „Eudialytgruppe“ mit der System-Nr. 9.CO.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ikranit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Ringe mit anderen Anionen und insularen Silikatgruppen“ ein. Hier ist er ebenfalls Mitglied der „Eudialytgruppe“ mit der System-Nr. 64.01.01 und den weiteren Mitgliedern Eudialyt, Alluaivit, Kentbrooksit, Khomyakovit, Manganokhomyakovit, Oneillit, Ferrokentbrooksit, Feklichevit, Rastsvetaevit, Taseqit, Carbokentbrooksit, Zirsilit-(Ce), Labyrinthit, Aqualith, Raslakit, Georgbarsanovit, Johnsenit-(Ce), Golyshevit, Mogovidit, Dualith und Voronkovit innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Ringe mit anderen Anionen und insularen Silikatgruppen mit gemischten Ringtypen“ zu finden.

Kristallstruktur

Ikranit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160 mit den Gitterparametern a = a = 14,167 Å und c = 30,081 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Eigenschaften

Das Mineral ist durch geringe Beimengungen von radioaktiven Isotopen verschiedener Metalle der Seltenen Erden (REE) und Zirkon als geringfügig radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 46 Bq/g auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Bildung und Fundorte

Ikranit wurde in zwei peralkalinen Pegmatiten gefunden (Magmatit mit einem Überschuss an Alkalien gegenüber Aluminium) und trat dort in Paragenese mit Aegirin, Lamprophyllit, Lorenzenit, Mikroklin, Mrfvedsonit, Murmanit und Nephelin auf.

Außer an seiner Typlokalität Karnassurt konnte das Mineral bisher (Stand: 2014) nur noch am ebenfalls auf der russischen Halbinsel Kola gelegenen Partomchorr in den Chibinen nachgewiesen werden.

Siehe auch

Literatur

  • N. V. Chukanov, I. V. Pekov, A. E. Zadov, V. V. Korovushkin, I. A. Ekimenkova, R. K. Rastsvetaeva: Ikranite, (Na,H3O)15(Ca,Mn,REE)6Fe3+2Zr3(□,Zr)(Si)Si24O66(O,OH)6Cl·nH2O and raslakite Na15Ca3Fe3(Na,Zr)3Zr3(Si,Nb)(Si25O73)(OH,H2O)3(Cl,OH): The new eudialyte-group minerals from Lovozero Massif, Kola Peninsula. In: Zapiski Vserossijskogo mineralogičeskogo obŝestva. Band 132, Nr. 5, ISSN 0869-6055, S. 22–33.
  • R. K. Rastsvetaeva, N. V. Chukanov: Ikranite: Composition and structure of a new mineral of the eudialyte group. In: Crystallography Reports. Band 48, Nr. 5, 2003, S. 717–720, doi:10.1134/1.1612591 (englisch, übersetzt aus Kristallografiya. Band 48, Nr. 5 (2003), S. 775–778).
Commons: Ikranite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. 1 2 Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. 1 2 3 4 5 6 7 David Barthelmy: Ikranite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 17. November 2022 (englisch).
  4. 1 2 3 4 American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Ikranite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 17. November 2022 (englisch).
  5. 1 2 Datenblatt Ikranit. Mineralogical Association of Canada, abgerufen am 17. November 2022.
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 17. November 2022 (englisch).
  8. Fundorte für Ikranit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 17. November 2022.
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