Die Immanuelkirche Probstheida ist die evangelisch-lutherische Kirche in Probstheida, einem Stadtteil von Leipzig. Sie steht auf dem Dorfanger.

Geschichte

Der Errichtung des Sakralbaus im Jahr 1213 geht auf Bischof Thietmar von Merseburg zurück.

Probstheida, im Südosten von Leipzig und rund 60 Meter höher gelegen als die Messestadt, war weithin sichtbar – und so auch die Dorfkirche Probstheida. Die Folgen dieser militärstrategisch herausragenden Lage waren während der Völkerschlacht Probstheidas Zerstörung und das Niederbrennen seiner Dorfkirche bis auf die Grundmauern zwischen dem 16. und 18. Oktober 1813.

Auf den Mauerresten wurde eine klassizistische Kirche errichtet, die Kirchweihe war am 8. November 1818.

Zu Umbauten an der Kirche kam es im Jahr 1927 unter der Leitung von Architekt Georg Staufert. Nach seinen Plänen wurde die Apsis errichtet (die als Sakristei dient) sowie ein Kanzelaltar aufgestellt, und die Emporen-Aufgänge wurden neben den Haupteingang nach außen verlegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und in der DDR-Zeit fehlten die Möglichkeiten zu bestandserhaltenden Bau-Maßnahmen, so dass im Laufe der Jahrzehnte ein bedrohlicher Sanierungsstau anwuchs.

Jüngste Vergangenheit

1998 wurde der Immanuel e. V. gegründet, der sich für die Instandsetzung von Kirche und Pfarrhaus – beide Bauwerke stehen unter Denkmalschutz – engagiert. Dank finanzieller Unterstützung privater, kirchlicher und öffentlicher Herkunft wurde es möglich, die Außenrenovierung und 2009 die Innengestaltung erfolgreich abzuschließen. Altar, Taufe und Ambo schuf Markus Zink aus Leipzig.

Orgel

1927 schuf die Firma Schmeisser die heutige Orgel mit zwei Manualen, Pedal und 14 Registern, für die einiges Pfeifenmaterial der Mende-Orgel von 1825 übernommen wurde. Hinzu kommen einen Auszug und eine Transmission.

Die Disposition lautet wie folgt:

I Manual C–
1.Bordun16′
2.Prinzipal8′
3.Quintatön8′
4.Soloflöte8′
5.Oktave4′
Oktave (aus Nr. 6.)2′
6.Mixtur III
II Manual (schwellbar) C–
7.Geigenprinzipal8′
8.Gedackt8′
9.Salizional8′
10.Blockflöte4′
11.Piccolo2′
12.Sesquialter II
Pedal C–
13.Subbass16′
14.Cello8′
Oktave (= Nr. 5.)4′

Geläut

Über das ursprüngliche Glockengeläut der Kirche, die 1813 bei der Völkerschlacht in Probstheida in Flammen aufging und niederbrannte, liegt keine Überlieferung vor.

Seit 1821 hat die wiederaufgebaute Kirche eine Bronze-Kirchenglocke mit dem Ton e" -1, Gewicht 110 Kilogramm, unterer Durchmesser 579 Millimeter. Aufgrund ihres Alters und ihrer kunsthistorischen Bedeutung blieb die Glocke von den staatlich verordneten Abgabe-Aktionen im Ersten und Zweiten Weltkrieg für Rüstungszwecke verschont. Die anderen beiden 1821 gegossenen Glocken fielen diesen Maßnahmen zum Opfer.

Gegossen hatte sie Johann Carl Berger (1777–1821) aus Leipzig, von dem insgesamt nur drei Glocken erhalten geblieben sind. Bei dieser einen Glocke mit großem Seltenheitswert ist es in der Immanuelkirche Probstheida bis 2021 geblieben – die Kirche war ohne Glockengeläut im klassischen Sinn.

Am 4. September 2021 bekam die Kirche zwei neue Bronze-Kirchenglocken, die am 18. Juni 2021 in der Glockengießerei Grassmayr (Innsbruck) gegossen worden waren. Sie wurden mit einem Umzug über den Dorfanger und einer Andacht vor der Kirche begrüßt. Damit hat das Gotteshaus wieder ein komplettes Geläut im Te-Deum-Dreiklang für Gottesdienste, Andachten, Taufen, Hochzeiten und Abschiedsfeiern. Datum der Glockenweihe war der 7. November 2021.

Kirchgemeinde

Das Gotteshaus gehört mit der Kreuzkirche Störmthal und den Kirchen von Güldengossa und Wachau zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde im Süd-Osten von Leipzig.

Geistliche der Kirchgemeinde

Das Verzeichnis pfarrerbuch.de listet für die Kirche die 1. Stelle (Pfarrer) und die 2. Stelle (Diakon, bis 1934 Hilfsgeistlicher) auf.

Pfarrer
  • 1535 – List, Georg
  • 1537 – Wittich, Johann
  • 1544 – Just, Jodocus
  • 1565 – Huth, Johann
  • 1587 – Reinhold, Andreas
  • 1626 – Blötner, Joachim
  • 1671 – Hahn, Johann Christoph
  • 1674 – Preußer, Paul
  • 1695 – Löffler, Friedrich Simon
  • 1745 – Wolf, Christian Gottlob Friedrich
  • 1782 – Ebermann, Michael
  • 1811 – Emmerling, Christian August Gottfried
  • 1827 – Müller, Friedrich
  • 1834 – Böhmel, Karl August
  • 1842 – Blüher, Maximilian
  • 1858 – Gurlitt, Karl Friedrich
  • 1873 – Günther, August Julius Oskar
  • 1890 – Rosenthal, Friedrich Eduard *Johannes
  • 1915 – Gräf, Robert *Kurt
  • 1944 – Fehlberg, Werner
  • 1948 – Brückner, Robert
  • 1948 – Rausch, Hans-Georg
  • 1956 – Wizisla, Klaus-Jürgen
  • 1967 – Gräupner, Günter
  • 2001 – Weber, Matthias

Siehe auch

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Probstheida. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 107.}
  • Probstheida. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 593–596.
  • Probstheida. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 18. Band. Schumann, Zwickau 1833, S. 520.
  • Probstheida – eine historische und städtebauliche Studie. PRO LEIPZIG, Leipzig 1996
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PRO LEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8. S. 479/80
Commons: Immanuelkirche (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu (mit zwei Schwarz-Weiß-Darstellungen mit der alten Kirche Probstheida): http://www.bürgerverein-probstheida.de/bv/542d_05.html, abgerufen am 20. August 2021
  2. Zu unserer Kirchgemeinde. Abgerufen am 20. August 2021.
  3. Immanuelkirche Probstheida. Abgerufen am 20. August 2021.
  4. Leipzig-Probstheida, Immanuelkirche. Abgerufen am 20. August 2021.
  5. Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen – Klang zwischen Himmel und Erde. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9 (Seiten 346 + 418).
  6. Neue Glocken für Probstheida. Abgerufen am 14. Oktober 2021.
  7. Impressum. Abgerufen am 20. August 2021.
  8. Pfarrerbuch Sachsen – Suche nach Orten. Abgerufen am 20. August 2021.
  9. Pfarrer. Abgerufen am 20. August 2021.

Koordinaten: 51° 18′ 23″ N, 12° 25′ 32,6″ O

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