Als Internetpranger (auch: Digitaler Pranger, Virtueller Pranger oder Online-Pranger) wird ein moderner Pranger im Internet bezeichnet.
Im Kontext von Veröffentlichungen von Straftäter-Dateien wird auch von Internetprangern gesprochen. So sprach sich 2010 die Deutsche Polizeigewerkschaft für einen „Internet-Pranger für Triebtäter“ aus. Auf der Webseite der Polizei einsehbar sollten „der Name, ein Foto, Wohnort, Straße und die Hausnummer des Gewaltverbrechers“ sein.
Muslimfeindliche Portale wie Madrasa of Time – Time of Counterdjihad, Politically Incorrect und Nürnberg 2.0 werden in der Literatur als Internetpranger bezeichnet. Letzteres bietet Steckbriefe über missliebige Personen an. Umstritten ist in diesem Zusammenhang die von der Heinrich-Böll-Stiftung ins Leben gerufene Seite Agent*In. Die Seite führte sogenannte antifeministische Organisationen und Personen auf. Nach überwiegend negativer Kritik wurde die Seite wieder vom Netz genommen.
Für die freie Wirtschaft ist eine Publikation von Verstößen gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch eine Art Internetpranger, da nach Lutz Bertling „erhebliche finanzielle Einbußen bis hin zur Existenzgefährdung“ möglich seien.
Literatur
- Stephan Beukelmann: Der Internetpranger. NJW-Spezial 2011, 504.
- Bijan Moini: Staatliche Warnungen vor entlassenen Straftätern. Verfassungsrechtliche Zulässigkeit einer umstrittenen Präventivmaßnahme (= Schriften zum öffentlichen Recht. Bd. 1247). Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-14123-4.
- Winfried Hassemer: „Internetpranger“. Kommunikative und rechtliche Vernunft. In: Uwe Hellmann, Christian Schröder (Hrsg.): Festschrift für Hans Achenbach. Müller, Heidelberg u. a. 2011, ISBN 978-3-8114-5428-6, S. 107–116.
- Lukas Ströbel: Persönlichkeitsschutz von Straftätern im Internet. Neue Formen der Prangerwirkung (= Schriften zum Medien- und Informationsrecht. Band 17). Nomos, Baden-Baden 2016, ISBN 978-3-8487-2991-3.
Einzelnachweise
- ↑ Mareike Fröhling: Der moderne Pranger. Von den Ehrenstrafen des Mittelalters bis zur Prangerwirkung der medialen Berichterstattung im heutigen Strafverfahren. Tectum-Verlag, Marburg 2014, ISBN 978-3-8288-3380-7, S. 158.
- ↑ Zit. n. Hans-Dieter Schwind: Kriminologie. Eine praxisorientierte Einführung mit Beispielen (= Grundlagen). 22., neubearbeitete und ergänzte Auflage, Kriminalistik, Heidelberg u. a. 2013, ISBN 978-3-7832-0809-2, Rn. 63.
- 1 2 Klaus J. Bade: Kritik und Gewalt. Sarrazin-Debatte, "Islamkritik" und Terror in der Einwanderungsgessellschaft (= Positionen). Wochenschau-Verlag, Schwalbach 2013, ISBN 978-3-89974-893-2, o. S.
- ↑ Patrick Gensing: Polemik, Islamfeindlichkeit und Radikalismus – Über das öffentliche Klima im Internet, das Fremdenhass erzeugt. In: Michael Haller (Hrsg.): Rechtsterrorismus in den Medien. Der Mörder Breivik in Norwegen und die Terrorzelle NSU in Deutschland – wie die Journalisten damit umgingen und was sie voneinander lernen können (= Medien. Bd. 32). Lit, Berlin u. a. 2013, ISBN 978-3-643-12297-1, S. 61–70, hier: 65.
- ↑ Friedmann Eißler: Zivilcourage und aktive Toleranz – Auseinandersetzung mit extremistischen Einstellungen. In: Volker Meißner, Martin Affolderbach, Hamideh Mohagheghi, Andreas Renz (Hrsg.): Handbuch christlich-islamischer Dialog. Grundlagen – Themen – Praxis – Akteure (= Schriftenreihe der Georges-Anawati-Stiftung. Nr. 12). Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 2014, ISBN 978-3-451-33337-8, S. 345–351, hier: S. 349.
- ↑ "Gender raus" und "Agent*in" erschienen | Heinrich-Böll-Stiftung. In: Heinrich-Böll-Stiftung. (boell.de [abgerufen am 11. August 2017]).
- ↑ Website „Agentin.org“: Antifeminismus-Pranger vom Netz genommen – vorübergehend – WELT. Abgerufen am 11. August 2017.
- ↑ Stellungnahme des Vorstands zum endgültigen Ausstieg aus dem Wiki „Agent*in“. Gunda-Werner-Institut, 4. November 2017, abgerufen am 9. November 2017.
- ↑ Lutz Bertling: Erlaubt-Verboten. In Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. 13. Auflage, Behr, Hamburg 2013, ISBN 978-3-95468-021-4, S. 388.