Iwa Raffay, geborene Johanna Franzisca Lothka, auch Johanna Franzisca Falkenberg und Johanna Franzisca Skorpil, (* 6. April 1881 in Prag, Österreich-Ungarn; † nach 1943) war eine österreichische Schauspielerin, Regisseurin, Filmproduzentin und Drehbuchautorin.

Leben

Iwa Raffay wurde als Johanna Franzisca Lothka als Tochter des Bäckermeisters Alois Lothka und seiner Frau Henriette, geborene Brabec, geboren. Ihre Schulbildung fand am Internat Jenny Kirschbaum (später Beneschowsky) statt, dort erhielt sie eine deutsch-französische Erziehung.

Sie heiratete Josef Skorpil, von dem sie 1906 geschieden wurde. 1908 bis 1909 studierte sie Kunst-, Kulturwissenschaften und Literatur in Prag, London und München. Nach diesem Studium entschied sie sich, Schauspielerin zu werden und ließ sich von Fritz Basil vom Hoftheater München zur Bühnendarsteller ausbilden. 1910 wechselte sie nach Berlin an Max Reinhardts Deutsches Theater. Nebenbei nahm sie privaten Schauspielunterricht bei Eduard von Winterstein.

Von Berlin ging sie ans Hoftheater Darmstadt und wechselte dann zu Louise Dumont ans Düsseldorfer Schauspielhaus. Da ihr die Schauspielerei nicht zusagte, nahm sie erneut ihre kunsthistorischen Studien auf und begann gleichzeitig, als Schriftstellerin zu arbeiten.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg knüpfte sie ihren ersten Kontakt zum Film. 1913 wurde ihr Buch "Die Berliner Range" von Max Mack und der Vitascope verfilmt. Ihre Autorenschaft blieb dabei ohne Erwähnung. Daraufhin kehrte sie vorübergehend an die Bühne zurück und ging um 1917 mit Reinhardts Produktion "Orestie" auf Tour durch die Schweiz. Im Kriegswinter 1917 wurde sie, unterernährt und völlig entkräftet, in das Krankenhaus St. Norbert in Berlin-Schöneberg eingewiesen.

Bei Kriegsende 1918 begann sie Drehbücher für die Union-Film, die Deulig-Film und die Bioscop anzufertigen. Im selben Jahr führte sie das erste Mal Filmregie bei Nur ein Schmetterling. Noch im selben Jahr gründete sie ihre eigene Produktionsfirma, die Iwa Raffay-Film-Gesellschaft, für die sie in neun Filmen sowohl die Regie führte als auch das Drehbuch schrieb. 1921 wurde die Iwa Raffay Film AG (1921–1927) gegründet, an der sie als Aktionärin beteiligt war. Durch Beschluss der Generalversammlung vom 16. Oktober 1923 wurde sie Mitglied des Vorstands.

Ihre vorletzte Regiearbeit "Der Hirt von Maria Schnee" von 1919 wurde 1922 zum Kassenerfolg in den USA.

Seit den 30er Jahren geriet Iwa Raffay immer mehr in ökonomische Bedrängnis; sie schrieb Texte für Publikationen und den Rundfunk. Ein von ihr gestellter Antrag auf finanzielle Unterstützung durch die Goebbels-Stiftung Künstlerdank wurde 1939 abschlägig beschieden, da sie von den braunen Machthabern als typische Repräsentantin der sog. Systemzeit, der Weimarer Republik, geschmäht wurde. 1943 wurde ihr Antrag, mit ihrer Sekretärin nach Prag und Wien zu reisen, mit der Begründung: "...dass Frau Raffay viel Wind macht und nur das Bestreben hat, aus Berlin, das ihr wegen der Luftangriffe auf die Nerven fällt, fortzukommen" von der Reichsschrifttumskammer abgelehnt.

Iwa Raffay schrieb im selben Jahr das Drehbuch zum Film "Die schwarze Robe". Der Film wurde nach Ende des Krieges von der Alliierten Militärregierung in Deutschland verboten. Todeszeitpunkt und -ort von Iwa Raffay sind derzeit nicht bekannt, vermutlich starb sie aber nicht vor April 1945 (Ende der Buchführung in den Kulturkammerakten des Dritten Reichs).

Filmografie (Auswahl)

als Regisseurin, wenn nicht anders angegeben

  • 1913: Die Berliner Range
  • 1918: Tausend und eine Frau. Aus dem Tagebuch eines Junggesellen
  • 1918: Weine nicht, Mutter
  • 1918: Nur ein Schmetterling
  • 1919: Die Augen von Jade
  • 1920: Der Hirt von Maria Schnee
  • 1922: Das blinde Glück
  • 1943: Die beiden Schwestern (Drehbuch)
  • 1943: Die schwarze Robe (Drehbuch)

Einzelnachweise

  1. Handelsregister Berlin HRB Nr. 24805
  2. Eintrag im Berliner Handelsregister am 24. Januar 1924

Literatur

  • Filmstern. Richters Handbuch der Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller des Films. Bd. 4, 1921/1922, ZDB-ID 1342234-0, S. 84 f.
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