Die Jüdische Winterhilfe war eine Hilfsorganisation jüdischer Gemeinden und Verbände, die durch Spenden und Abgaben von jüdischen Steuerzahlern finanziert wurde, um Bedürftigen Unterstützung gewähren zu können. Die Jüdische Winterhilfe wurde Ende 1935 gebildet, nachdem das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes die sogenannten Volljuden von allen Leistungen ausgeschlossen hatte.
Tätigkeit
Nachdem im September 1935 die Nürnberger Rassegesetze Juden als „Angehörige rassefremden Volkstums“ abqualifiziert hatten, sollten sie auch nicht mehr am Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (WHW) teilhaben. Nur noch Jüdische Mischlinge sowie hilfsbedürftige Familien aus Mischehen mit „deutschblütigem Haushaltsvorstand“ wurden weiterhin vom WHW unterstützt.
Amtlich zum 30. Oktober 1935 wurde daraufhin die Jüdische Winterhilfe gegründet. Der Leiter des Winterhilfswerks, Erich Hilgenfeldt, überwies als Starthilfe dorthin Spenden und Abgaben aus jüdischen Quellen, die in den Vormonaten auf das Konto des Winterhilfswerks eingegangen waren.
Die Jüdische Winterhilfe erhob gestaffelte Abgaben von jüdischen Steuerpflichtigen und selbständigen Geschäftsleuten, warb um Spenden, veranstaltete Sammlungen bei Eintopfsonntagen und rief zu einer Chanukka-Pfundspende auf. Zwei Drittel der Einnahmen stammten aus den Pflichtabgaben, nämlich 10 % der Lohnsteuer, 8 % der Vermögensteuer und monatlich 1 % der veranlagten Einkommensteuer.
Nach den Rechenschaftsberichten wurden damit 1935/36 im ganzen Reich 3,6 Millionen Reichsmark eingesammelt. Für den Hamburger Bereich wurden folgenden Einnahmen erzielt:
- 1935/36 242.400 RM
- 1936/37 228.000 RM
- 1937/38 216.700 RM
- 1938/39 102.300 RM
- 1939/40 48.400 RM
- 1940/41 74.000 RM
Die Jüdische Winterhilfe registrierte 1936/37 genau 82.818 bedürftige Personen, darunter etwa 35 % in Berlin. Sie erhielten Lebensmittel, Brennmaterial oder Kleidung zugeteilt. Zusätzlich gab es mancherorts preisgünstige Mahlzeiten in Wohlfahrtsküchen der Jüdischen Winterhilfe.
1939 wurde die Jüdische Winterhilfe, die von zahlreichen freiwilligen Helfern und nur wenigen bezahlten hauptamtlichen Angestellten betrieben wurde, organisatorisch der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland unterstellt und im Juni des Jahres 1943 mit dieser zusammen aufgelöst.
Literatur
Ina Lorenz, Jörg Berkemann: Die Hamburger Juden im NS-Staat 1933 bis 1938/39. Göttingen 2016, Bd. 3, ISBN 978-3-8353-1811-3, S. 313–334.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd. 1 (1933–1937), München 2008, ISBN 978-3-486-58480-6, S. 615 (Dok. 254).
- ↑ Ina Lorenz, Jörg Berkemann: Die Hamburger Juden..., Bd. 3, S. 325.
- ↑ Wolf Gruner: Öffentliche Wohlfahrt und Judenverfolgung. München 2002, ISBN 978-3-486-56613-0, S. 87.