Jürgen Gausemeier (* 26. März 1948 in Littdorf) ist Seniorprofessor am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn. Der Diplom-Ingenieur ist darüber hinaus Initiator und Aufsichtsratsvorsitzender des Beratungsunternehmens UNITY AG. Seit 2003 ist er Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und seit 2012 Vizepräsident. Ferner ist er Vorsitzender des Clusterboards des BMBF-Spitzenclusters „Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen-Lippe (it's OWL)“.
Werdegang
Jürgen Gausemeier promovierte am Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Berlin bei Professor Spur. In seiner zwölfjährigen Industrietätigkeit war Gausemeier Entwicklungschef für CAD/CAM-Systeme und zuletzt Leiter des Produktbereiches Prozessleitsysteme bei einem Schweizer Unternehmen. 1990 wurde er Professor an der Universität Paderborn. Gausemeier hat über 600 Publikationen in Fachzeitschriften sowie für nationale und internationale Tagungen geleistet, 8 Bücher geschrieben und bisher 100 Doktoranden zur Promotion geführt.
Forschungsschwerpunkte
Gausemeier ist Seniorprofessor des Heinz Nixdorf Instituts der Universität Paderborn mit etwa 20 wissenschaftlichen Mitarbeitern. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit sind:
Strategische Produkt- und Technologieplanung
Im Vordergrund steht die systematische Ermittlung der Anforderungen an die Produkte für die Märkte von morgen und damit verbunden die Planung der entsprechenden Produktionssysteme. Im Prinzip geht es um die Antizipation der Entwicklung von Technologien, Märkten und gesellschaftlichen Umfeldern und das Ziehen von Schlüssen für die Erarbeitung von Geschäftsmodellen sowie von Technologie-, Produkt- und Geschäftsstrategien. Als zentrale Methode wird die Szenario-Technik eingesetzt.
Entwicklungsmethodik Mechatronik / Systems Engineering
Darunter fallen Entwurfsmethoden, Spezifikationstechniken und Entwurfswerkzeuge für mechatronische Erzeugnisse, die auf einem engen Zusammenwirken von Mechanik, Elektronik und Softwaretechnik beruhen. Im Vordergrund steht die Unterstützung der frühen Produktentwicklungsphase Konzipierung, die als Ergebnis die prinzipielle Lösung liefert. Dabei kommt es insbesondere darauf an, alle relevanten Sichten (Funktionalität, Verhalten, Gestalt etc.) domänenübergreifend zu spezifizieren. Die 2004 erschienene VDI-Richtlinie 2206 „Entwicklungsmethodik für mechatronische Systeme“ entstand unter der Obmannschaft von Gausemeier.
Virtual Reality, Augmented Reality und Simulation
Diese Technologien ermöglichen neue Interaktionsmetaphern für das rechnerunterstützte Entwerfen und Planen. Dabei geht es zum einen darum, technische Systeme zu entwerfen und zu analysieren (Virtual Prototyping und Digitale Fabrik). Zum anderen soll der Zugang der Benutzer zu erklärungsbedürftigen Produkten und komplexen technischen Systemen verbessert werden.
Weitere Funktionen
Über die Universitätsgrenzen hinaus engagiert sich Jürgen Gausemeier als Mitglied der WiGeP – Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung (vorm. Berliner Kreis). Er war von 1994 bis 2012 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der WiGeP; 2014 erhielt er die Ehrenmedaille der WiGeP. Ferner war Jürgen Gausemeier von 1999 bis 2008 Dekan der Fakultät für Maschinenbau der Universität Paderborn. Gausemeier war Sprecher des Sonderforschungsbereichs 614 „Selbstoptimierende Systeme des Maschinenbaus“ (2002–2013). Von 2009 bis 2014 war Gausemeier Mitglied des Wissenschaftsrates von Bund und Ländern. Außerdem ist er Autor zahlreicher Bücher. Zusammen mit Christoph Plass (Vorstandsmitglied UNITY AG) hat er 2014 die 2., überarbeitete Auflage des Buches „Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung“ geschrieben.