Jachad hebräisch יַחַד jaḥad „Vereinigung, Gemeinschaft“ ist die Selbstbezeichnung einer Gemeinschaft, die hinter einigen Schriftrollen vom Toten Meer steht:

Jachad als Fachbegriff

Der Begriff Jachad und das Adjektiv jachadisch (englisch: Yahad, Yahadic) haben sich in der Qumranforschung etabliert, weil sie gut geeignet sind, um sich über die Inhalte der oben genannten Texte verständigen zu können, ohne durch Begriffe wie „Essener“, „Sekte“, „Qumrangruppe“ problematische Vorentscheidungen zu treffen.

Ein Beispiel:

Von einem Gemeinschaftsmahl handeln folgende jachadische Texte: die Gemeinschaftsregel 1QS VI 2+8 und die Gemeinderegel 1Q28a II 17–22. Ein Gemeinschaftsmahl der Essener beschreibt Flavius Josephus (Jüdischer Krieg II, 129–133). Und in Chirbet Qumran fand man Speiseräume, eine Geschirrkammer und Tierknochendepots. Da es zwischen den verschiedenen Textquellen und den archäologischen Funden sowohl auffällige Übereinstimmungen als auch Unterschiede gibt, ist es sinnvoll, die Verfasser von 1QS und 1Q28a von den Essenern oder den Bewohnern von Qumran sprachlich unterscheiden zu können.

Lebensweise des Jachad

Das gemeinschaftliche Leben ordnete sich um gemeinsame Mahlzeiten, die unter Wahrung der Reinheitsvorschriften eingenommen wurden. Für Versammlungen „der Vielen“ (hebräisch רַבִּים), so ein weiter Begriff für die Gemeinschaft, gab es Rangfolgen in der Sitzordnung, zunächst die Priesterschaft, dann die Ältesten und schließlich die übrigen Mitglieder.

Geschichte

Martin Goodman (2017/2020) sieht den eigentlichen Anfang der Jachad-Gruppierung während des Makkabäeraufstandes in den 160er Jahren v. Chr., wobei sich die (Vorläufer)Gruppierung schon früher, unter der möglichen Führung des Lehrers der Gerechtigkeit, in einer direkten oder symbolisch-übertragenen Auseinandersetzung mit einem Hohepriester („Frevelpriester“) konstituiert habe.

Literatur

  • Daniel Stökl Ben Ezra: Qumran: Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum (= UTB. 4681). Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-8252-4681-5.

Einzelnachweise

  1. Gesenius. 18. Auflage. 2013, S. 457.
  2. Daniel Stökl Ben Ezra: Qumran. 2016, S. 6.
  3. Daniel Stökl Ben Ezra: Qumran. 2016, S. 296.
  4. Gesenius. 18. Auflage. 2013, S. 1210.
  5. Martin Goodman: Die Geschichte des Judentums. Glaube, Kult, Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-96469-1, S. 212.
  6. Martin Goodman: Die Geschichte des Judentums. Glaube, Kult, Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-96469-1, S. 221.
  7. Siehe Qumran und die Geschichte Jachads. Dabei wird der personifizierte „Frevelpriester“ von verschiedenen Autoren in unterschiedlicher Weise zugeordnet und diskutiert. Hingegen sehen die Vertreter der „Groningen-Hypothese“ im „Frevelpriester“ keine historische Persönlichkeit, sondern eine abstraktere Diffarmierung, mit dem verschiedene als negativ bewertete Hohepriester belegt wurden. Siehe hierzu Florentino García Martínez: Qumran Origins and Early History: A Groningen Hypothesis. Qumranica minora I. Qumran origins and apocalypticism, 2007 (Erstpublikation 1988), S. 3–29; Florentino García Martínez, Eibert J. C. Tigchelaar: Qumranica Minora. Band I: Qumran Origins and Apocalypticism. (= Studies on the Texts of the Desert of Judah. 63). 2007.
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