Jan Kubiš (* 24. Juni 1913 in Dolní Vilémovice bei Třebíč in Mähren; † 18. Juni 1942 in Prag) war ein tschechoslowakischer Soldat und Widerstandskämpfer während des Zweiten Weltkriegs, der am 27. Mai 1942 zusammen mit Jozef Gabčík das Attentat auf Reinhard Heydrich ausführte. Die Tötung des für zahlreiche NS-Verbrechen verantwortlichen Stellvertretenden Reichsprotektors in Böhmen und Mähren sowie das Attentat auf den SS-Hauptsturmführer August Gölzer vom 7. Februar 1945 waren die zwei einzigen erfolgreichen Anschläge auf führende NS-Funktionäre in der deutsch besetzten Tschechoslowakei.

Leben

Kubiš wurde in Mähren als Bauernsohn geboren. In den 1930er Jahren trat er der tschechoslowakischen Armee bei. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich 1939 schloss er sich einer Widerstandsgruppe an, wurde bald jedoch von der Gestapo verhaftet. Es gelang ihm, aus der Haft zu fliehen und nach Polen zu emigrieren. In einem Flüchtlingslager lernte Kubiš den tschechoslowakischen Unteroffizier Jozef Gabčík kennen, mit dem er später das Attentat auf Heydrich durchführen sollte. Kubiš und Gabčík schlossen sich der Französischen Fremdenlegion an und gelangten so nach Frankreich. 1940 beteiligten sie sich an den Kämpfen um Frankreich und wurden dann über Dünkirchen nach England evakuiert.

Operation Anthropoid

Kubiš und Gabčík bewarben sich freiwillig beim britischen Special Operations Executive (SOE), um Aufgaben auf dem Gebiet der besetzten Tschechoslowakei auszuführen. Sie wurden als Angehörige der Gruppe Anthropoid am 28. Dezember 1941 über dem sogenannten Protektorat Böhmen und Mähren per Fallschirm abgesetzt, mit der Aufgabe, den Stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, SS-Obergruppenführer und Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) Reinhard Heydrich, bei einem Attentat zu töten.

Am 27. Mai 1942 gelang es Kubiš und Gabčík, das Attentat erfolgreich auszuführen. Heydrich starb am 4. Juni 1942. In den Morgenstunden des 18. Juni 1942 wurde das Versteck der Attentäter, die Cyrill-und-Method-Kirche in Prag, durch die Gestapo angegriffen, die diese Information von Karel Čurda erhalten hatte. Nach einem ungleichen Kampf mit der SS wurde Kubiš verwundet und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. In der Krypta der Kirche befindet sich heute ein Museum, das an den tschechischen Widerstand und das Attentat auf Reinhard Heydrich erinnert.

24 Familienmitglieder von Kubiš, darunter sein Vater und alle seine Geschwister, wurden im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Ihm zu Ehren wurden mehrere Straßen in der Tschechoslowakei benannt. Im Mai 2009 wurde nach 67 Jahren am Ort des Attentats ein Denkmal für die Mitglieder der Operation Anthropoid errichtet.

Verfilmungen

Die Ereignisse des Heydrich-Attentats wurden mehrfach verfilmt, unter anderem:

Literatur

  • Hellmut G. Haasis: Tod in Prag. Das Attentat auf Reinhard Heydrich. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-498-02965-7.
Commons: Jan Kubiš – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eine Studie im Jahre 2012 kommt zu dem Schluss, dass die genaue Todesursache Heydrichs bis heute nicht abschließend geklärt sei; danach ist die bislang häufig vertretene These, Heydrich sei an Gasbrand gestorben, nicht haltbar. Siehe Nicolas Hardt: Das Attentat von Prag 1942 und die Chirurgie – Zwischen Wissenschaft und Politik, in: Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (Hg.): Mitteilungen, Heft 2/2012, S. 157–164. (PDF S. 53f. (Memento vom 31. März 2013 im Internet Archive))
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