Jany Tempel (* 8. Juli 1969 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin und #MeToo-Aktivistin.
Leben und Wirken
Jany Tempel wuchs bei Adoptiveltern in Bayern auf. Nach dem Schauspielstudium gab sie 1990 ihr Debüt als Darstellerin in der Folge Im Regen tanzen der Fernsehspiel-Reihe des DFF Der Staatsanwalt hat das Wort. Ab Anfang der 1990er Jahre trat sie in über 50 Film- und TV-Produktionen auf, etwa in der Serie Nicht von schlechten Eltern. 1999/2000 spielte sie die HR-Tatort-Kriminalassistentin Alice Bothe. Sie schrieb das Drehbuch und führte Regie bei dem Kinofilm Große Lügen!. 2017 gehörte sie zur Jury des Festival of Nations.
Im Zuge der #MeToo-Debatte warfen Jany Tempel, die Schauspielerin Patricia Thielemann und eine dritte Frau, die anonym blieb, 2018 im ZEITMagazin dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Übergriffe und Nötigung in den 1990er Jahren vor. Die Frauen gaben eidesstattliche Versicherungen zu ihren Schilderungen ab. Die Fälle waren bis auf den von Jany Tempel verjährt. Sie beschuldigte Wedel, sie 1996 beim Vorsprechen für eine Rolle in dem Fernsehmehrteiler Der König von St. Pauli in einem Hotel in München vergewaltigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft München nahm die Ermittlungen auf. Im April 2021 erhob sie Anklage gegen Wedel. Um die Prozesseröffnung zu erzwingen, trat Tempel im Juni 2022 in einen vierzehntägigen Hungerstreik. Das Landgericht München I stellte das Verfahren am 20. Juli 2022 eine Woche nach Wedels Tod ein. Laut Medienberichten wurde Tempels Fall „der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war“.
Privates
Jany Tempel ist die jüngere Schwester der Schauspielerin Inka Victoria Groetschel.
Filmografie
- Schauspielerin
- 1990: Der Staatsanwalt hat das Wort – Im Regen tanzen (Fernsehreihe, DFF, ARD)
- 1991: Die Railers (Fernsehserie, ZDF)
- 1991: Telewischen (Fernsehjugendsendung, DFF, ARD)
- 1992: Nicht von schlechten Eltern (Fernsehserie, ARD)
- 1993: Öfter mal ins Kino (Kurzfilm, Kino)
- 1993: Liebe inbegriffen (Fernsehfilm, ZDF)
- 1993: Peter Strohm – Babuschka (Fernsehreihe, ARD)
- 1996: Polizeiruf 110 – Der schlanke Tod (Fernsehreihe, ARD)
- 1996: Wanderjahre (Fernsehserie, Sat1)
- 1997: Alle zusammen (Soap, RTL2)
- 1998: Verbotene Liebe (Fernsehserie, ARD)
- 1999: Tatort – Mord am Fluss (Fernsehreihe, ARD)
- 2000: Polizeiruf 110 – Totenstille (Fernsehreihe, ARD)
- 2001: Tatort – Unschuldig (Fernsehreihe, ARD)
- 2001: Sommer und Bolten: Gute Ärzte, keine Engel (Fernsehserie, SAT1)
- 2011: YesYes, No Problem (Kurzfilm, Kino)
Preise
- 1993: Sie bekam als Jugendmoderatorin für Telewischen den Jugendfilmpreis Goldener Spatz zusammen mit Stefan Martin Müller.
- 2007: Große Lügen! erhielt beim Filmfestival Max Ophüls Preis den Publikumsbildungspreis der deutsch-französischen Jugendjury.
Weblinks
- Jany Tempel in der Internet Movie Database (englisch)
- Website von Jany Tempel
- Jany Tempel bei filmportal.de
Einzelnachweise
- ↑ Wer sind die Frauen, die Dieter Wedel beschuldigen? In: Stern. 4. Januar 2018, abgerufen am 15. Mai 2023.
- ↑ Jany Tempel bei filmportal.de
- ↑ 45. Festival der Nationen 2017, 9. Juli 2017
- ↑ Annabel Wahba, Jana Simon: Im Zwielicht, ZEITmagazin, 4. Januar 2018. Online veröffentlicht auf reporter-forum.de, Deutscher Reporter Preis 2028,pdf S. 4f.
- ↑ Carolina Schwarz: #MeToo und Dieter Wedel. Zurück zu den Ursprüngen. In: Taz. 30. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Justiz stellt Strafverfahren gegen Wedel offiziell ein. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Jany Tempel im Hungerstreik. In: FAZ (online). 28. Juni 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Schauspielerin Jany Tempel.Mutmaßliches Wedel-Opfer: Hungerstreik nach 14 Tagen beendet. Redaktionsnetzwerk Deutschland. 14. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Landgericht München. Regisseur Dieter Wedel gestorben. In: ARD Tagesschau. 20. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Eintrag bei filmeule.com. 25. Juli 2023, abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ Max Ophüls Preise: Bester Kurzfilm, Fritz-Raff-Drehbuchpreis und weitere Preise | Filmfestival Max-Ophüls-Preis. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom am 22. Dezember 2015; abgerufen am 5. Juni 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.