Jean-Claude Chermann (* 23. März 1939 in Paris) ist ein französischer Biologe (Virologie), der an der Entdeckung des HI-Virus beteiligt war.
Chermann studierte an der Sorbonne Biologie, unter anderem bei Jacques Monod. 1982 war er Direktor einer Forschungsgruppe des INSERM (Institut national de la santé et de la recherche médicale) am Institut Pasteur in Paris, die sich mit Retroviren befasste, genau zu der Zeit, als die Forschung zum HI-Virus einsetzte. Er war Teil der Gruppe, die das Virus identifizierte, und arbeitete dabei mit Luc Montagnier und Francoise Barré-Sinoussi vom Institut Pasteur zusammen, die dafür 2008 den Nobelpreis bekamen. Montagnier äußerte sich damals öffentlich (auf einer Pressekonferenz bei der UNESCO), dass auch Robert Gallo und Chermann den Preis verdient hätten. Chermann, der sich beim Nobelpreis übergangen sah und damit an die Öffentlichkeit trat, schildert die Geschichte der Entdeckung in einem Buch.
2001 gründete er ein eigenes Labor Urrma in Aubagne zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen Aids. 2010 kam es zu einem Streit mit den Aktionären, in dessen Folge er aus dem Labor ausgeschlossen wurde.
1992/93 war er auch Abgeordneter im französischen Parlament (Département Bouches-du-Rhône), als Nachrücker für Bernard Tapie, der sein Ministeramt antrat. 2009 wurde er Offizier der Ehrenlegion.
1993 erhielt er den König-Faisal-Preis für Medizin mit Luc Montagnier und Francoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung des HIV. Er hat zwei Söhne, von denen Jean-Francois Chermann Neurologe in Paris ist und Olivier Chermann Journalist bei Radio France International.
Schriften
- Edgar-Hans Relyveld, Jean-Claude Chermann, Gilbert Hervé: Les protéines, Presses Universitaires de France, in der Reihe Que sais-je?, Paris 1981
Weblinks
- Prix Nobel de médecine pour Jean-Claude Chermann. In: nobelchermann.com. Archiviert vom am 1. März 2009 (französisch, Archivkopie einer Website, die dem Fall Chermann gewidmet war).
Einzelnachweise
- ↑ Françoise Barré-Sinoussi, Jean-Claude Chermann, Françoise Rey, Marie-Thérèse Nugeyre, Sophie Chamaret, Jacqueline Gruest, Charles Dauguet, Claudine Axler-Blin, Françoise Brun-Vézinet, Christine Rouzioux, Willy Rozenbaum, Luc Montagnier: Isolation of a T-lymphotropic retrovirus from a patient at risk for acquired immune deficiency syndrome (AIDS). In: Science. Band 220, 20. Mai 1983, S. 868 (englisch, Willy Rozenbaum und Françoise Brun-Vezinet waren vom Klinikum Hôpital Bichat).
- ↑ Sophie Chamaret: Nobel, une photo pour l’histoire. In: vih.org. 13. Mai 2009, abgerufen am 21. Mai 2023 (französisch, Artikel mit Foto der Gruppe).
- ↑ Der Preis 2008 wurde an die maximale Anzahl von drei Personen verliehen, von diesen hatte Harald zur Hausen über den Papillomavirus als Ursache für Gebärmutterhalskrebs geforscht
- ↑ Chermann, Olivier Galzi Tout le monde doit connaître cette histoire, Éditions Stock, Paris 2009
- ↑ Le professeur Chermann expulsé de son laboratoire - Le Parisien. In: leparisien.fr. 6. Juli 2010, abgerufen am 21. Mai 2023 (französisch).