Jean-François Blondel, auch François Blondel (* 1681 oder 1683 in Rouen; † 8. oder 9. Oktober 1756 in Paris) war ein französischer Architekt, Dekorateur, Kupferstecher, Maler und Illustrator. Ob er mit François Blondel gleichzusetzen ist, ist unsicher, der Kunsthistoriker Hans Vollmer schrieb in seinem Beitrag von zwei unterschiedlichen Personen Jean-François Blondel (1681–1765) und François Blondel (1683–1748) was auch die unterschiedlichen Angaben zu den Geburts- und Todesdaten erklären würde.
Leben
Blondel war der Onkel von Jean-Baptiste Vallin de La Mothe und vermutlich der Vater des französischen Architekten Jacques-François Blondel, der ein Schüler von François II. Blondel (1683–1748) war. Blondel war zeitweilig als Schatzmeister für die Bauwerke des Königs von Frankreich tätig und wurde 1728 in die Académie royale d’architecture aufgenommen. Sein Architekturstil gilt als nüchterner, französischer classicisme, der in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts beispielsweise von Bauherren in Genf als Ausdruck des „guten Geschmacks“ betrachtet wurde, „[…] der dem ‚Prunk‘ vorzuziehen sei.“
Werke
Bauten (Auswahl)
- 1720–1721: Stadthaus des Bankiers Gédéon Mallet am Cour Saint-Pierre, Genf;
- 1721–1722: Herrschaftshaus des Schweizer Bankiers Gédéon Mallet in Cologny, Schweiz; wurde 1948 mangels Sachkenntnis entstellt;
- 1723–1730: Haus des Pfarrers Ami Lullin in Creux-de-Genthod, Gemeinde Genthod, Schweiz
- ab 1736: Fabrikgebäude der Manufacture des tabacs de Morlaix, Morlaix
- 1742–1746: Neubau des Kammerflügels des Leineschlosses in Hannover nach von Blondel überarbeiteten Plänen des Baumeisters Johann Paul Heumann, der seine Pläne zuvor nach Paris gesandt hatte
- Palais des Consuls in Rouen, Frankreich
- 1750–1754: Hôtel des Gardes du Roi, die spätere Caserne de Croy, Rue Royale, Versailles
- Entwurf der Dekorationen für die Hochzeitsfeierlichkeiten des Dauphin
Illustrationen (Auswahl)
- Description des fêtes données par la ville de Paris à l'occasion du Mariage de Madame Louise-Elisabeth de France et de Don Philippe, Infant d'Espagne... les XXIXe et XXXe d'août 1739, mit gemalten und gestochenen Bildtafeln von Rousset und Jean-François Blondel sowie Zeichnungen des Architekturdekors von Salley, Paris: L'imprimerie de P. G. Le Mercier, 1741; Digitalisat
Literatur
- Jean Mariette: Architecture française … Paris … Digitalisat
- Macmillan Encyclopedia of Architects. Band 1, 1982, S. 224–226.
- Armand Brulhart: La Maison Mallet. In: L’information immobilière. Heft 28, 1985, S. 153–157.
- Armand Brulhart: Le domaine du Creux-de-Genthod. In: L’information immobilière. Heft 30, 1986, S. 59–63.
- Architektenlexikon. S. 64 f.
- Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Band 11: Biklar–Bobrov. Saur, München u. a. 1995, S. 590 f.
Weblinks
- Künstler mit Bezug zu Jean-François Blondel in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 Armand Brulhart: Jean-François Blondel. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Oktober 2004, abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Blondel, François (1683–1756) catalogue.bnf.fr
- 1 2 Hans Vollmer: Blondel, François II. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 4: Bida–Brevoort. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910, S. 136 (Textarchiv – Internet Archive).
- 1 2 Hans Vollmer: Blondel, Jacques-François. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 4: Bida–Brevoort. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910, S. 136 (Textarchiv – Internet Archive).
- 1 2 Vergleiche die Angaben auf der Webseite structurae.de, abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 148–151; hier: S. 149
- ↑ o.V.: Versailles Grand Parc. Catégory Patrimoine militaire (PDF, illustriert und mit Kurztext in französischer Sprache), zuletzt abgerufen am 2. März 2017.