Der Jedutenhügel (auch Jeduten- oder Jodutenberg) ist ein Denkmaltyp, der im Landkreis Friesland, im Landkreis Wesermarsch und im Landkreis Cuxhaven in Niedersachsen sowie in der Stadt Bremerhaven vorkommt. Die Entstehungszeit und Funktion der künstlich aufgeworfenen Hügel, die Höhen bis zu 6,0 m und Durchmesser bis zu 30,0 m erreichen können, ist ungeklärt. Ein Dünenhügel vor dem Doventor in den Bremener Wallanlagen, der sogenannte Panzenberg, trug ebenfalls diese Bezeichnung.

Deutungen

Der Erste, der sich in einer Schrift aus dem Jahre 1923 mit dieser Art von Hügeln auseinandersetzte, war der Studienrat Heinrich Lübben aus Bremerhaven. Die Deutungen für die Hügel reichen von Gerichtsstätten über landfeste Seezeichen bis zu Signal- oder Alarmplätzen, wie etwa Warten (Beobachtungsposten), von denen aus die Bewohner vor Gefahren gewarnt wurden. Beim Herannahen des Feindes (etwa der Wikinger) konnte von der Erhebung aus ein Warnfeuer entzündet werden, das im weiten Umkreis die Bevölkerung alarmierte. Diese Vermutung lag nahe, da die Wikinger zur Zeit Karls des Großen die Küste Butjadingens häufiger heimsuchten. Im Volksglauben werden sie auch als Begräbnisplätze angesehen.

Heute dienen die Hügel oft als Rodelberg. Karl Sichart gab an, dass der Begriff vom u. a. im Sachsenspiegel kodifizierten sogenannten Jedutengeschrei „Wapent jo, dute, ...“ („Wappnet euch, Leute, ...“) herrührt, das (seitens der Ankläger) notwendige Voraussetzung für das Abhalten eines „Schreigerichts“ gegen einen auf frischer Tat angetroffenen Übeltäter war, aber allgemein die (verbindliche) Aufforderung zur Mobilisierung der bewaffneten Macht darstellte.

Geschichte

Über das Alter des Jedutenbergs im Bremerhavener Stadtteil Wulsdorf geben Pollenanalysen Auskunft. In Bodenproben aus 1,7 m, 2 m und 2,6 m Tiefe wurden Buchweizenpollen gefunden. Buchweizen wurde in Niedersachsen urkundlich erstmals 1380 erwähnt. Baumpollen konnten fast gar nicht nachgewiesen werden. „Da bis etwa 1000 nach Christus die Landschaft stark bewaldet war, müsse der Hügel also später aufgeschüttet worden sein. Dafür sprechen die massenhaft in den Proben nachgewiesenen Heidekräuterpollen. Die weisen auf eine stark gerodete Landschaft in der Umgebung hin.“

„Auch wenn die Aufschüttung 500 Jahre jünger [als bisher angenommen] ist: Die ursprüngliche Erhebung erfüllte mit 5 m ü. NHN auch schon vorher alle Voraussetzungen dafür, als Standort für ein Warnfeuer genutzt zu werden, das entzündet wurde, wenn Normannen die Weser aufwärts fuhren.“

Dieter Riemer

Geographie

Solche bis zu 8,0 m hohen Hügel finden sich beiderseits der Unterweser und in ihrem Mündungsbereich. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass viele im Laufe der Jahrhunderte abgetragen worden sind, wie zuletzt noch um das Jahr 1930 beim Panzenberg in Ellwürden geschehen.

Jedutenhügel gibt es in folgenden Orten:

Im Ortsteil Ellwürden von Nordenham im Landkreis Wesermarsch bestand ebenfalls ein Jedutenhügel, der aber inzwischen abgetragen wurde.

Literatur

  • Joachim Blankenburg, Jörg Grützmann: Der Jedutenberg in Wulsdorf – eine geologische Besonderheit. In: Dieter Bischop, Nicola Borger-Keweloh, Dieter Riemer (Hg.): Burg und Kirche in Wulsdorf. Bremerhaven 2014, ISBN 978-3-931771-00-3, S. 83–94.
  • Johannes Ey: Die Jedutenhügel bei Volkers, Grebswarden und Schmalenfleth, Ldkr. Wesermarsch. In: Archäologische Denkmäler zwischen Weser und Ems. 450/452 Nr. 134/136. Oldenburg (Oldenburger Forschungen, N. F. 13; Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 34 (2000)).
  • Jürgen Rabbel: Jedutenberg gibt neue Rätsel auf – Pollenanalyse belegt: Aufschüttung ist 500 Jahre jünger als gedacht – Ausguck war zur Wikingerzeit noch niedriger. In: Nordsee-Zeitung, 15. Mai 2014, S. 15.
  • Dieter Riemer: Die Jedutenburg – das Ende einer Legende? In: Dieter Bischop, Nicola Borger-Keweloh, Dieter Riemer (Hg.): Burg und Kirche in Wulsdorf. Bremerhaven 2014, ISBN 978-3-931771-00-3, S. 95–105.
  • Karl Sichart: Das Rätsel der Jodutenberge. In: Bremisches Jahrbuch, Reihe A, 39. Band, 1940.
  • Egon Stuve: Der Wulsdorfer Jedutenberg. Einst Verteidigungsanlage gegen die Normannen. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 743. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven November 2011, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 3. August 2020]).

Belege

  1. 1 2 3 Jürgen Rabbel: Jedutenberg gibt neue Rätsel auf – Pollenanalyse belegt: Aufschüttung ist 500 Jahre jünger als gedacht – Ausguck war zur Wikingerzeit noch niedriger. In: Nordsee-Zeitung. 15. Mai 2014, S. 15.
  2. Friedrich-Wilhelm Wulf: Jedutenhügel bei Varel-Jeringhave In: Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland - Beiheft 34 Isensee 2000 S. 286
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