Die so genannte Jenaer Sinfonie in C-Dur ist eine Sinfonie von Friedrich Witt (1770–1836).

Geschichte (Fund und Zuschreibung)

Die Jenaer Sinfonie wurde 1909 von dem Musikwissenschaftler und Theologen Fritz Stein in der Jenaer Universitätsbibliothek entdeckt. Dieser schrieb sie zunächst dem jungen Beethoven zu, da auf einer der gefundenen Stimmen der zweiten Violine par Louis van Beethoven zu lesen war. Diese Annahme wurde durch eine Äußerung Beethovens gestützt, er habe sich einmal an einer Sinfonie in C-Dur nach dem Vorbild der Sinfonie Nr. 97 von Joseph Haydn versucht. Und die in Jena gefundene Sinfonie zeigte tatsächlich Ähnlichkeiten mit diesem Londoner Werk Haydns.

Ein halbes Jahrhundert lang wurde sie in der Folge unter Beethovens Namen gespielt. Max Reger arrangierte diese Sinfonie für Klavier zu vier Händen und die Musikwissenschaft beschäftigte sich kritisch mit dem Werk: Man stritt zwar, ob das Werk wirklich von Beethoven stamme, bescheinigte ihm aber allgemein eine hohe Qualität.

Erst 1968 gelang es H. C. Robbins Landon nachzuweisen, dass die Sinfonie ein Werk Friedrich Witts ist, als er eine weitere Kopie der Sinfonie in den Archiven von Stift Göttweig fand, die von Witt eigenhändig signiert ist. Die Sinfonie wurde 1911 von Breitkopf & Härtel im Druck veröffentlicht.

Seit bekannt wurde, dass diese Sinfonie nicht von Beethoven stammt, wird sie wesentlich weniger aufgeführt als zuvor.

Analyse

  • 1. Satz: Adagio – Allegro vivace
  • 2. Satz: Adagio cantabile
  • 3. Satz: Menuetto maestoso
  • 4. Satz: Allegro

Orchesterbesetzung: 1 Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner in C, 2 Trompeten in C, Pauken (C und G), Streicher.

Der erste Satz beginnt mit einer 20-taktigen Adagio-Einleitung, das darauf folgende Allegro vivace in Sonatenhauptsatzform folgt mit einer zumeist dreitaktigen Themengruppe und einem eher tänzerischen zweiten Thema. Die Exposition wird wiederholt. Die Durchführung endet nach nur 30 Takten mit einem Crescendo und führt direkt in die Reprise.

Der zweite Satz in F-Dur steht im Mittelteil in f-Moll. Die Pauken werden auch in diesem Satz verwendet, deren Stimmung in C und G bleibt für alle Sätze gleich.

Der dritte Satz ist ein Menuett mit Trio.

Der vierte Satz beginnt piano. Die Ausformung der Bläserstimmen in diesem Satz ließ die Wissenschaftler vor Robbins Landons Entdeckung glauben, dass das Werk tatsächlich von Beethoven geschrieben wurde.

Aufnahmen

Literatur

  • David Ewen: Encyclopedia of Concert Music. Hill and Wand, New York 1959.
  • Stephen C. Fischer: The affair of the ”Jena symphony“ (Them. Index 14). Garland Publishing, New York/London 1983. xvi
  • H. C. Robbins Landon: The ‘Jena’ Symphony. Music Review, 1957; reprinted in Essays on the Viennese Classical Style. Macmillan New York 1970.
  • Charles O'Connell: The Victor Book of Symphonies. Simon & Schuster, New York 1948, S. 83–86.
  • Ralph Leavis: Die ‘Beethovenianismen’ der Jenaer Symphonie, Die Musikforschung XXIII (1970) S. 297–302.
  • Robert Simpson: Observations on the ‘Jena’ symphony, The music survey II. 1949/1950, S. 155–160.
  • Fritz Stein: Preface to 1911 printing of Jena Symphony. Breitkopf & Härtel, Berlin 1911.
  • Fritz Stein: Zum Problem der „Jenaer Symphonie“. Bericht über den siebenten internationalen musikwissenschaftlichen Kongress Köln 1958. Bärenreiter, Kassel 1959, S. 279–281.

Einzelnachweise

  1. Mozart*, Witt*, London Mozart Players, Matthias Bamert – Symphony No. 34 In C, K338 / Six German Dances, K600 / Symphony In C, "Jena". In: Discogs. Abgerufen am 26. September 2023.
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