Joachim Brandis der Jüngere (geboren 27. Oktober 1553 in Hildesheim; gestorben 13. Januar 1615 ebenda) war ein deutscher Kommunalpolitiker, Hildesheimer Bürgermeister und Stadtchronist.
Leben
Joachim Brandis der Jüngere war ein Sohn des Hildesheimer Bürgermeisters Joachim Brandis des Älteren und dessen erster Ehefrau Anna Deichs beziehungsweise Anna Dick (gestorben 1588). Der fürstliche Rat Caspar Borcholt (1538–1599), der das Kaiserhaus in Hildesheim erbauen ließ, war sein Schwager.
Brandis studierte an der Universität Erfurt, brach sein Studium aufgrund einer Erkrankung jedoch ab.
Im Zeitraum von 1592 bis 1603 wurde Brandis mehrmals zum Bürgermeister von Hildesheim gewählt.
Nachdem er bis 1574 die von seinem Oheim Tile Brandis verfassten Annalen abgeschrieben hatte, begann er im Oktober desselben Jahres mit der Bearbeitung der Diarien seines Großvaters Henning Brandis. Die beiden Schriften fasste er zu einer Darstellung des Zeitraumes von 1454 bis 1553 in einem Band unter dem Titel Hundert Hildesheimische Jahr zusammen.
Einen weiteren Band verfasste Brandis – aufbauend auf Tiles Annalen und durchflochten mit der Niederschrift eigener Erlebnisse ab dem Jahr 1573 und bis 1609 – unter Benutzung unter anderem der Chronik von Johannes Oldekop. Die „sorgfältige und anschauliche Chronik [... von Brandis fand] beim Rat der Stadt und auch außerhalb Hildesheims“, beispielsweise in Magdeburg, hohe Wertschätzung und wurde unter anderem als Nachschlagewerk benutzt.
Familie
Brandis heiratete am 21. Mai 1587 in Hildesheim Anna Wedemeyer, Tochter des Braunschweigischen Rats Konrad Wedemeyer.
Schriften (Auswahl)
- Hundert Hildesheimische Jahr, Band 1
Literatur
- Franciscus Humanus: Euchai gamikai charitum, in nuptias clariss. ... Joachimi Brandis ... rt ... Annae ... Conradi Wedemejeri ... filiae ..., Hochzeitsgedicht für den Hildesheimer Patrizier Joachim Brandis d. J. und Anna, Tochter des Braunschweigischen Rats Konrad Wedemeyer, vier Seiten, Hildesheim 21. Mai 1587
- Hans Schlotter: Joachim Brandis des Jüngeren Ehestiftung und Hochzeit. In: Heimatland: Zeitschrift für Heimatkunde, Naturschutz, Kulturpflege. Mit ständigen Berichten und Bildern aus dem Historischen Museum am Hohen Ufer Hannover, hrsg. vom Heimatbund Niedersachsen e.V., Hannover. Hannover: Heimatbund Niedersachsen, 1972
- Hans Max Humburg: Wie Joachim Brandis der Jüngere Hochzeit machte. Der Hildesheimer Bürgermeister war ein tüchtiger Chronist in eigener Sache. In: Aus der Heimat: Beilage der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, Hildesheim: Gerstenberg, 1977
- Joachim Brandis: Joachim Brandis' des Jüngeren Diarium. Ergänzt aus Tilo Brandis' Annalen. 1528–1609, hrsg. von Max Buhlers. Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe Hildesheim, Gerstenberg, 1902. Hildesheim: Gerstenberg, 1994, ISBN 3-8067-8570-8
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 2 (1995), S. 65
- Hans Schlotter: Die Bürgermeister Joachim Brandis der Ältere und der Jüngere (= Hildesheimer Familien-Geschichte, Folge 41), In: Aus der Heimat: Beilage der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Hildesheim: Gerstenberg, 2014
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 o. V.: Brandis, Joachim <der Ältere> in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 14. Januar 2016, zuletzt abgerufen am 4. Juli 2020
- ↑ Matthias Bollmeyer: Lateinisches Welfenland. Eine literaturgeschichtliche Kartographie zur lateinischen Gelegenheitsdichtung im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg im 16. und 17. Jahrhundert (= Noctes Neolatinae, Band 20), Hildesheim; Zürich; New York, NY: Olms, 2014, ISBN 978-3-487-15113-7 und ISBN 3-487-15113-8, S. 217; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- 1 2 3 4 5 Rudolf Zoder: Brandis, Joachim der Jüngere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 525 (Digitalisat).
- ↑ Franciscus Humanus: Euchai gamikai charitum, in nuptias clariss. ... Joachimi Brandis ... et ... Annae ... Conradi Wedemejeri ... filiae ..., Hildesheim 21. Mai 1587