Johann Conrad Lichtenberg (* 9. Dezember 1689 in Darmstadt; † 17. Juli 1751 ebenda) war ein deutscher evangelischer Theologe, Generalsuperintendent, Baumeister und Librettist.
Leben
Lichtenberg, dessen Vater Johann Philipp Lichtenberg aus Kleinbockenheim und dessen Mutter eine geborene Rittberger war, besuchte das Darmstädter Pädagog und studierte ab dem 9. Mai 1707 Theologie an der Universität Gießen. Er interessierte sich außerdem für Vorlesungen in Mathematik, die auch Grundlagen der Mechanik, Zivil- und Militärbaukunst, der Astronomie und der Architektur beinhalteten. Später studierte er in Jena (1710), Leipzig (1711) und in Halle (Saale) (1712).
Von 1712 bis 1715 lebte er im väterlichen Haus in Jägersburg, unterrichtete seine jüngeren Geschwister und plante Feldgeistlicher zu werden. Ab 1715 war er als Vikar in Nauheim tätig. 1716 wurde er als Pfarradjunkt in Neunkirchen (Baden) ordiniert.
Im Jahr 1717 heiratete er Henriette Katharina Eckhardt (1696–1764), eine Pfarrerstochter aus Bischofsheim. Dadurch wurde der Darmstädter Hofkapellmeister Christoph Graupner sein Schwager, der 1711 die Schwester Sophie Elisabeth Eckhardt (1693–1742) geheiratet hatte. In diesem Jahr erschien von Lichtenberg eine Predigt Die schuldige Dankbarkeit vor das so herrliche als nützliche Reformationswerk des seeligen Dr. M. Luthers, an dem am 31. Oktober 1717 solenn gefeyerten Jubilaeo Reformationis.
Ab 1718 verfasste Lichtenberg sämtliche Texte zu Christoph Graupners Kirchenkantaten, die vorher verschiedene Autoren geliefert hatten. Er schrieb bis 1743 insgesamt etwa 1500 Texte jahrgangsweise im Voraus zu den allsonntäglichen Kirchenmusiken, die dann größtenteils sein Schwager Graupner vertonte.
Seit 1729 war Lichtenberg Pfarrer in Ober-Ramstadt, ab 1733 zugleich Metropolitan der Diözese Lichtenberg im Odenwald.
Im Jahr 1737 wurde sein Sohn Ludwig Christian Lichtenberg geboren, der später bedeutende Ämter am Hof Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg innehatte. 1742 wurde als jüngstes der insgesamt neun Kinder Georg Christoph Lichtenberg geboren, der als Begründer des deutschsprachigen Aphorismus berühmt wurde.
Im März 1745 übersiedelte Lichtenberg mit seiner Familie in die Residenzstadt Darmstadt, da er als Nachfolger von Nikolaus Kuhlmann zum Stadtprediger in Darmstadt ernannt worden war. Ende März 1750 folgte Lichtenberg Friedrich Andreas Panzerbieter († 1749) als Superintendent für die gesamte Obergrafschaft Katzenelnbogen nach, damit unterstanden ihm 75 Pfarreien.
Lichtenberg betätigte sich nebenher auch noch als Architekt von mehr als einem Dutzend Kirchen und Profanbauten, unter anderem des Rathauses Ober-Ramstadt und des Waisenhauses in Darmstadt.
Lichtenbergs Witwe zog nach seinem Tod mit fünf Kindern zu ihrer Nichte Maria Elisabeth Wachter, geb. Graupner, in das Haus von Christoph Graupner.
Architektonisches Werk
- Rathaus Ober-Ramstadt (1732)
- Pfarrhaus Wersau (1732–1734)
- Kirche Neunkirchen (1742–1743)
- Waisenhaus Darmstadt (1745–1750), 1944 zerstört, heute überbaut mit dem Ludwig-Georgs-Gymnasium
- Kirche Bischofsheim (1747), aus dem Satteldach des Arms im Westen erhebt sich ein quadratischer, mit einem spitzen Helm bedeckter Dachturm, der hinter den Klangarkaden den Glockenstuhl beherbergt.
- Kirche Gundernhausen (1747)
- Kirche Pfungstadt (1746 bis 1748)
- Laurentiuskirche (Trebur) (1748–1752)
- Lutherkirche (Griesheim) (1749)
- Kirche Stammheim (1750)
- Kirche Egelsbach (1751)
- Kirche Nauheim (eingeweiht 1753)
- Südansicht des von ihm geplanten Pfarrhauses Wersau
- Das Chorschiff der Griesheimer Lutherkirche ist von Lichtenberg
- Altes Rathaus Ober-Ramstadt, 1732 von Lichtenberg erbaut
- Waisenhaus in Darmstadt um 1800
- Die Kirche St. Cosmas und Damian in Neunkirchen wurde nach Lichtenbergs Entwürfen barock umgebaut
- Die Kirche in Bischofsheim mit außermittiger Anordnung des Kirchturms
Literatur
- Ernst Friedrich Neubauer: Nachricht von den itztlebenden Evangelisch-Lutherischen und Reformirten Theologen in und um Deutschland. Teil 1 und 2, Züllichau 1743–1746. Teil 1 S. 227–237 und Teil 2 S. 744.
- Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte. Seit der Reformation – auf die gegenwärtigen Zeiten Cassel, Band 8 (1788), S. 11–22.
- Wilhelm Diehl: Bilder aus der hessischen Vergangenheit. 2. Reihe: Aus der Zeit des Landgrafen Ernst Ludwig. Darmstadt 1910 (= Hessische Volksbücher 6) S. 85 ff.
- Wilhelm Diehl: Allerlei „Allotria“ aus dem Leben des Darmstädter Superintendenten Johann Conrad Lichtenberg. In: Darmstädter Tagblatt, Nr. 47, 25. Februar 1910.
- Wilhelm Diehl: Alt-Darmstadt. Kulturgeschichtliche Bilder aus Darmstadts Vergangenheit. Friedberg 1913, S. 171–176.
- Wilhelm Diehl: Johann Konrad Lichtenberg. In: Wilhelm Diehl: Hassia sacra. 2.: Kirchenbehörden und Kirchendiener in der Landgrafschaft Hessen Darmstadt von der Reformation bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Darmstadt 1925, S. 53–57.
Weblinks
- Lichtenberg im Stadtlexikon Darmstadt
- Liste der Kantatentexte von Lichtenberg
- Lichtenberg, Johann Conrad. Hessische Biografie (Stand: 9. Dezember 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 21. Januar 2023.
- Werke von und über Johann Conrad Lichtenberg in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Stephan Lutz: Ein Seelsorger als Baumeister vom 12. Dezember 2019, Wetterauer Zeitung; abgerufen am 21. Januar 2023
- ↑ Ursula Kramer nennt Erdmann Neumeister, Georg Christian Lehms und Heinrich Walther Gerdes (Christoph Graupner).
- 1 2 In Hessen-Darmstadt hießen die andernorts Superintendent genannten Geistlichen Metropolitan, der Generalsuperintendent der Landeskirche hieß Superintendent (Friedrich Julius Stahl: Die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten, Erlangen 1862, S. 330 mit Anm. 90).
- ↑ Webseite der Lichtenberg-Gesellschaft Göttingen
- ↑ Digitalisiert auf www.zvdd.de (Artikel 25)