Johann Fercher von Steinwand, eigentlich Johann Kleinfercher, (* 22. März 1828 in Stall im Mölltal, Kärnten; † 7. März 1902 in Wien) war ein österreichischer Dichter.
Sein Werk begann mit einer idealistisch-nationalistischen Phase und nahm später universalistisch-idealistische und kulturkritische Züge an.
Leben
Johann Kleinfercher wurde in dem Weiler Untere Steinwand als Sohn einer Magd und eines Bauern in ärmlichen Verhältnissen geboren und arbeitete in jungen Jahren als Viehhirte. Mit etwa neun Jahren kam er nach Stallhofen, um als Mesnergehilfe zu dienen und die Schule in Obervellach zu besuchen. Der dortige Pfarrer, sorgte für seine Einschulung im Gymnasium in Klagenfurt. 1845 wurde dort sein erstes Gedicht gedruckt. Er war 1848 Mitgründer der pennalen Burschenschaft Carantania, später Teurnia Klagenfurt und deren Erster Präses.
1850 begann er ein Literaturstudium in Wien. Seit 1857 arbeitete er bei der Zeitschrift Die Lyra mit. Er gehörte auch dem Iduna-Kreis, der sich nach der nordischen Gottheit der Fruchtbarkeit nannte, ebenso wie Auguste Hyrtl, an. In dem literarischen Kreis war er Alterspräsident. Im Jahr 1862 kam Fercher nach Perchtoldsdorf, wo er in den Jahren bis 1879 ständig die Sommerzeit verbrachte.
Fercher war mit dem Anatomen Josef Hyrtl eng befreundet.
Werke (Auswahl)
- Dankmar, 1867
- Gräfin Seelenbrand, 1874
- Deutsche Klänge aus Österreich, Gedichtband, 1881
- Johannesfeuer, 1898
Ehrungen
1904 benannte man die Ferchergasse in Wien-Hernals nach ihm. In seinem Geburtsort wurde ihm zu Ehren 1932 die Fercher von Steinwand Gedächtnisschule errichtet. Seit 1998 wurde darin mit EU-Fördermitteln ein Dichterzimmer eingerichtet. Auch in Klagenfurt wurde eine Straße nach ihm benannt.
Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 30).
1994 wurde der Fercher von Steinwand Verein zur Förderung von Sprachgestaltung und dramatischer Kunst mit Sitz in Weimar gegründet.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Fercher von Steinwand. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 4. Theil. Verlag der typogr.-literar.-artist. Anstalt (L. C. Zamarski, C. Dittmarsch & Comp.), Wien 1858, S. 181 f. (Digitalisat).
- Kleinfercher Johann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 387 f. (Direktlinks auf S. 387, S. 388).
- Erich Nußbaumer: Kleinfercher, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 751 f. (Digitalisat).
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 194–195.
Weblinks
- Bestand in den Katalogen der Österreichischen Nationalbibliothek Wien
- Literatur von und über Johann Fercher von Steinwand im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Splitternachlaß Johann Kleinfercher 1 im Katalog der ÖNB
- Splitternachlaß Johann Kleinfercher 2 im Katalog der ÖNB
- Teilnachlaß Johann Kleinfercher 1 im Katalog der ÖNB
- Teilnachlaß Johann Kleinfercher 2 im Katalog der ÖNB
- Werke von Johann Fercher von Steinwand im Projekt Gutenberg-DE
- Fercher von Steinwand Verein
- Fercher von Steinwand auf der Homepage der Heimatgemeinde (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
- Fercher von Steinwand Gedächtnisschule
Einzelnachweise
- ↑ ferchervonsteinwand e V
- ↑ W. Baum, „Klagenfurt - Geschichte einer Stadt am Schnittpunkt dreier Kulturen“, S. 91
- ↑ Auguste Hyrtl trifft Seelen-Verwandten in den NÖN, Ausgabe Mödling Woche 08/2011 Seite 44