Johann Flierl (* 16. April 1858 in Buchhof, Oberpfalz; † 30. September 1947 in Neuendettelsau) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Missionar und Gründer der Neuendettelsauer Mission in Neuguinea.

Leben

Flierl wurde am 16. April 1858 im Weiler Buchhof, südlich von Fürnried in der Gemeinde Birgland als jüngstes von sieben Kindern der Kleinbauern Kunigunde geb. Danhauser von Mittelreinbach und Konrad Flierl geboren.

Vom Mai 1864 bis zum Frühjahr 1871 besuchte er die Dorfschule in Fürnried. Der Wunsch, Missionar zu werden, erwachte in Flierl bereits im Alter von acht oder neun Jahren. In der Dorfschule wurde das bunte Calwer Kindermissionsblatt an die älteren Schüler verteilt. Flierl, schon als Kind ein leidenschaftlicher Leser und immer auf der Suche nach neuer Lektüre, erhielt auf sein Bitten hin ebenfalls einige Hefte.

Am Palmsonntag des Jahres 1871 wurde er in der Kirche St. Willibald in Fürnried konfirmiert.

Flierl trat 17-jährig in die Neuendettelsauer Missionsanstalt ein.

Am 5. Oktober 1882 heiratete Flierl die Pfarrerstochter Beate Maria Louise Auricht (1861–1934). Sie folgt ihm 1888 nach Simbang I. 1890 kam dort Tochter Dora zur Welt. 1892 folgte Sohn Wilhelm auf der Station Simbang II. 1894 erblickte Tochter Elisabeth in der Missionsstation auf dem Sattelberg das Licht der Welt. Johannes kam ebenfalls auf dem Sattelberg im Jahre 1895 zur Welt.

Die Tochter Elise heiratete den Missionar und Sprachwissenschaftler Georg Pilhofer. Einer von dessen Enkeln ist der evangelisch-lutherische Theologe Peter Pilhofer.

Wirken

Killalpaninna (1878–1885)

1878 reiste Flierl als Missionar zunächst nach South Australia aus. Es war seine erste Reise außerhalb Bayerns. Von 1878 bis 1885 wirkte er an der Missionsstation Killalpaninna unter den Dieri.

Cape Bedford (1885–1886)

Im November 1885 verließ Flierl die Missionsstation Killalpaninna in Begleitung von Johann Biar mit dem Ziel Kaiser-Wilhelms-Land (Neuguinea). In Sydney wurde ihnen vom deutschen Generalkonsul mitgeteilt, dass die einzige Schiffsverbindung von Cooktown nach Finschhafen von der Neuguinea-Kompagnie betrieben wurde, auf dieser jedoch lediglich Angehörige der Firma transportiert werden würden. Ausnahmen müssten von der Zentrale in Berlin genehmigt werden. Flierl und Biar begaben sich in die Gegend von Cooktown, um dort auf die Möglichkeit zu warten, ein Schiff Richtung Kaiser-Wilhelms-Land zu besteigen. Die wenig konstruktive Haltung der Neuguinea-Kompagnie zwang Flierl und Biar zu einem mehrmonatigen Aufenthalt in Cooktown. Dort versuchte er so viele Kontakte wie möglich zu schließen. Dabei erkannte er, dass es sich bei seinem Aufenthaltsort um ein gutes Missionsgebiet handelte. Deshalb stieg er in Verhandlungen mit der Regierung von Queensland ein über die Errichtung einer Missionsstation in Cape Bedford in der Nähe von Cooktown und einer weiteren Missionsstation am Bloomfield River.

Im Januar 1886 reiste er begleitet von Johann Biar, Martin Doblies einem Aborigine-Polizisten und einem Team von Aborigine-Helfern weiter nach Cape Bedford. Dort errichteten sie die Missionsstation Cape Bedford.

Neuguinea (ab 1886)

Nachdem der nordöstliche Teil der Insel Neuguinea 1885 deutsche Kolonie geworden war (Kaiser-Wilhelms-Land), reiste Flierl 1886 als erster protestantischer Missionar in das neue deutsche Schutzgebiet. Nach seiner Ankunft am 12. Juli gründete er eine Missionsstation in Simbang bei Finschhafen und später die Gesundheitsstation Sattelberg (1892) und die Station Heldsbach (1904). Als Feldleiter der Mission erreichte Flierl, dass die Neuendettelsauer Missionare auch nach dem Ersten Weltkrieg in Neuguinea weiterarbeiten durften. Flierl selbst blieb bis 1930 in Neuguinea. Bis zu diesem Zeitpunkt entstanden 18 Missionsstationen und 25.000 Christen wurden getauft.

Heute ist die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neuguinea mit über einer Million Mitgliedern (1.269.361 laut der letzten Volkszählung von 2011) die größte evangelische Kirche im pazifischen Raum.

Würdigung

1972 wurde der Flierl Place in Canberra nach Johann Flierl benannt, in Neuendettelsau ist die Johann-Flierl-Straße nach ihm benannt.

Noch heute wird am 12. Juli, dem Tag, an dem Johann Flierl im Jahr 1886 in Papua-Neuguinea angekommen war, der "Johann-Flierl-­Gedenktag" begangen.

Am Reformationstag, dem 31. Oktober 2019 eröffnete der Regionalbischof Klaus Stiegler das vom Förderverein Leben und Wirken des Missionars Johann Flierl e.V. initiierte Johann Flierl Museum in Fürnried. Das Museum befindet sich im ersten Stock des Schulgebäudes, das Johann Flierl von 1864 bis 1871 besuchte. Es umfasst zwei Räume. Ein Raum widmet sich dem Leben und Wirken Flierls, der zweite Raum bietet Informationen zum Land Papua-Neuguinea.

Literatur

  • Als Pioniermissionar in das ferne Neu Guinea. Johann Flierls Lebenserinnerungen, herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Susanne Froehlich. Teil I: 1858–1886, Teil II: 1886–1941 (Quellen und Forschungen zur Südsee A.5), Wiesbaden: Harrassowitz 2015.
  • Georg Pilhofer: Geschichte der Neuendettelsauer Mission in Neuguinea, 3 Bände, Neuendettelsau 1961–1963.
  • Georg Pilhofer: Flierl, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 246 f. (Digitalisat).
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Flierl, Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 59–60.
  • Traugott Farnbacher: Gemeinde verantworten: Anfänge, Entwicklungen und Perspektiven von Gemeinde und Ämtern der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea, LIT Verlag: Munster – Hamburg – London 1998, 500 pp., ISBN 3-8258-3848-X.
  • Traugott Farnbacher und Gernot Fugmann (Hrsg.): Johann Flierl: Ein Leben für die Mission – Mission für das Leben, Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, 2. durchgesehene Auflage, Neuendettelsau 2009, 218 S., ISBN 978-3-87214-524-6.
  • Christian Keyßer: Mission im Leben der Menschen. hrsg. von Gernot Fugmann und Philipp Hauenstein, Neuendettelsau : Erlanger Verl. für Mission und Ökumene, 2011, 226 S., ISBN 978-3-87214-533-8
Commons: Johann Flierl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Biographie. Abgerufen am 1. Oktober 2023.
  2. Flierl, Luise (1861-1934). Abgerufen am 2. Oktober 2023.
  3. 1 2 3 4 5 Regina Ganter: Flierl, Johann (1858-1947) auf der Website "German Missionaries in Australia", abgerufen am 28. September 2023.
  4. Susanne Froehlich in: Als Pioniermissionar in das ferne Neu Guinea. Johann Flierls Lebenserinnerungen, herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Susanne Froehlich. Teil I: 1858--1886, Teil II: 1886--1941 (Quellen und Forschungen zur Südsee A.5), Wiesbaden: Harrassowitz 2015, Band I, S. XVII.
  5. Hope Vale. Abgerufen am 10. Oktober 2023.
  6. Vergl. Susanne Froehlich, Harrassowitz 2015, Band I, S. XVII--XVIII.
  7. 1 2 3 Johann-Flierl-Museum: Kirchengemeinde setzt Missionar ein Denkmal. Abgerufen am 2. Oktober 2023.
  8. Hermann J. Hiery in seinem Vorwort ebd., S. VIII.
  9. Helga Kamm: Johann Flierl: Verehrt in der Südsee, in der Oberpfalz (noch) wenig bekannt. 14. Oktober 2019, abgerufen am 30. September 2023.
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